Thirty Meter Telescope vor dem Aus? US-Geld reicht nur für ein Riesenteleskop

Mit vereinten Kräften sollten das Thirty Meter Telescope und das Giant Magellan Telescope Anschluss zur Konkurrenz halten. Dafür könnte das Geld nicht reichen.

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Zwei riesige Teleskope mit aktivierten Laserstrahlen nebeneinander

Künsterlische Darstellung des Thirty Meter Telescopes (li.) und das Giant Magellan Telescopes

(Bild: NOIRLab)

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Nicht nur in den USA wächst die Sorge um zwei geplante Riesenteleskope: Das zuständige Aufsichtsgremium der National Science Foundation hat angekündigt, dass das staatliche Geld nur für eines von ihnen reicht. Bis zum Mai soll die für die Forschungsfinanzierung verantwortliche Behörde entscheiden, ob das vorhandene Geld in das Thirty Meter Telescope auf Hawaii oder in das Giant Magellan Telescope in Chile gesteckt werden soll.

Für beide reichen die vorhandenen 1,6 Milliarden US-Dollar nicht, fasst das US-Forschungsmagazin Science zusammen. Sollte der US-Kongress nicht doch mehr Geld freigeben oder eine andere Lösung gefunden werden, könnte das das Aus für eines der beiden Observatorien bedeuten – mit weitreichenden Folgen für die Wissenschaft.

Wie Science in Erinnerung ruft, wurden beiden Riesenteleskope ursprünglich von Konsortien aus Universitäten, Stiftungen und internationalen Partnern vorgeschlagen. Angesichts der enormen Kosten reicht dieses etablierte Finanzierungsmodell aber nicht aus, weshalb staatliche Unterstützung nötig wurde. Dafür haben sich die Verantwortlichen in einem Programm namens "US Extremely Large Telescope Program" (US-ELTP) zusammengeschlossen, um gemeinsam für die Unterstützung zu werben. Im Gegenzug sollten alle Astronomen und Astronominnen aus den USA Zugang zu den Instrumenten erhalten, die dank ihrer Standorte sowohl die nördliche als auch die südliche Hemisphäre abdecken sollen. In dieser Hinsicht wären sie jeder Konkurrenz überlegen.

Laut Science belaufen sich die Kostenschätzungen für das Giant Magellan Telescope (GMT) inzwischen auf 2,54 Milliarden US-Dollar – die Verantwortlichen wollen 850 Millionen davon tragen. Für das Thirty Meter Telescope (TMT) wurden demnach bislang zwei Milliarden US-Dollar zugesichert, kosten solle es aber 3,6 Milliarden US-Dollar. Es fehlen also etwa 3,3 Milliarden US-Dollar (drei Milliarden Euro), fast doppelt so viel, wie die National Science Foundation dazugeben soll. Angesichts der Schwierigkeiten rund um die Errichtung des TMT sei davon auszugehen, dass sich die US-Behörde für das GMT entscheidet, zitiert Science mehrere Experten. Aber egal, was am Ende dabei herauskommt: in beiden Szenarien wären die Folgen schädlich für die US-Astronomie.

Das Thirty Meter Telescope soll eigentlich schon seit 2014 auf dem Mauna Kea in Hawaii errichtet werden. Es soll einmal das größte optische Teleskop auf der Nordhalbkugel werden. Mit dem 30 Meter großen Spiegel würde es die bestehenden 13 astronomischen Einrichtungen dort deutlich überragen. Proteste hatten den Baubeginn aber verhindert. Ein Rechtsstreit endete mit einem Urteil zugunsten des Teleskops. Als es mit dem Bau dann wirklich losgehen sollte, verhinderten neue Proteste und eine Blockade der einzigen Zufahrtsstraße das einmal mehr. Vertreter der polynesischen Ureinwohner und Ureinwohnerinnen wenden sich gegen das Riesenteleskop, weil der Mauna Kea in deren Mythologie heilig sei. Die Arbeiten am GMT mit seinen 24,5 Meter großen Spiegel laufen dagegen bereits.

Die Auseinandersetzung über das weitere Vorgehen in Bezug auf die beiden Riesenteleskope erfolgt auch vor dem Hintergrund der stetig voranschreitenden Arbeiten am Extremely Large Telescope (ELT) der Europäischen Südsternwarte – ebenfalls in Chile. Das ist bereits zu mehr als der Hälfte fertig, inzwischen werden die ersten Segmente des 40 Meter großen Hauptspiegels angeliefert. 2028 soll das mit Abstand größte Teleskop der Welt seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen und Antworten zu grundlegenden Fragen der Astronomie, Astrophysik und Kosmologie liefern. Aber weil es viel mehr spannende Forschungsobjekte gibt als Beobachtungszeit, wäre jedes Riesenteleskop, das nicht errichtet wird, ein Verlust für die Astronomie, heißt es bei Science.

(mho)