c't 5/2023
S. 3
Standpunkt

Schufa: Einlenken oder ablenken?

Die Schufa-Chefin hat unlängst eine "Transparenzoffensive" verkündet. Die Auskunftei will Vertrauen schaffen und ihren schlechten Ruf hinter sich lassen. Höchste Zeit, zumal der Schufa seit einigen Jahren endlich auch ein stärkerer Wind der zuständigen Datenschutzbehörden und Gerichte ins Gesicht bläst. Aktuell sind drei Grundsatzverfahren anhängig.

Seit Oktober wirbt die Schufa für ihr neues Programm. Als Kernstück präsentierte sie das Lerntool "Score-Simulator". Noch in diesem Jahr will die Schufa Privatpersonen darüber hinaus kostenlose Einblicke in deren aktuellen individuellen Score ermöglichen. 2024 sollen diese zusätzlich ermitteln können, wie sich neue Daten auf ihre eigene Bonitätsbewertung auswirken würden – und dürfen der Schufa aktiv Daten übermitteln, die diesen Wert positiv beeinflussen.

Das ist alles zu begrüßen, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schufa bisher vor allem durch Geheimniskrämerei und Hemdsärmeligkeit glänzte: erstmal die Grenze verschieben und sich nur bei juristischem und gesellschaftlichem Druck so weit wie nötig zurückziehen. Das Misstrauen, das ihr entgegenschlägt, ist deshalb hausgemacht. Die Affäre um das Programm "Check now" ist da noch frisch im Gedächtnis: In einer Art Überrumpelungsangriff wollte sich die Schufa Einblicke in die Girokonten weniger bonibler Menschen verschaffen; samt dem Einverständnis, die Daten monatelang zu speichern. Verbraucher- und Datenschutz sehen anders aus, Vertrauensbildung und Offenheit ebenso.

Diesen und andere Skandale muss die Schufa erst einmal vergessen machen. Hinzu kommen die vielen Gerüchte, die sie durch ihre Intransparenz jahrzehntelang befeuert hat. Damit meine ich nicht die Score-Berechnungsformel, die aus guten Gründen geheim bleiben sollte, sondern die Einflussgrößen. Selbst im Score-Simulator verrät die Schufa gerade einmal sieben von 17 Faktoren, und auch nur für den "Bankenscore". Auf der Homepage finde ich nicht viel mehr. Da ist noch reichlich Luft nach oben.

Kurzum: Selbst wenn die Schufa heute reinen Tisch macht, bleibe ich bei allem guten Willen skeptisch. Erst muss der Alltag zeigen, dass sie es ehrlich meint mit ihrer Transparenzoffensive und kein Ablenkungsmanöver fährt.

Markus Montz
Markus Montz

Markus Montz

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