Oldenburgisches Infanterieregiment Nr. 91

X. Armeekorps, 19. Division, 37. Infanterie-Brigade
Oldenburg (Grhz), Pferdemarkt


"Regiment P P"
nicht Regiment "Post" auch wenn ständig am Telefon

Nationalhymne: "Heil Dir O Oldenburg"
Präsentiermarsch des OIR: "Kgl. Pr. Armee Marsch No1A"
Regimentsmarsch des OIR: "Königrätzer Marsch"

Die Großherzöge von Oldenburg

Geschichte

Das durch Ackerbau und Viehzucht geprägte Land Oldenburg vermied stets eine Verwicklung in militärische Angelegenheiten. Da es weit ab von den großen Heerstraßen lag, blieb es von bewaffneten Auseinandersetzungen größtenteils verschont und verfügte eigentlich nie über nennenswerte Truppen. Selbst aus dem alles verheerenden 30 jährige Krieg konnte der noch heute hochverehrtem Grafen Anton-Günter, mit dem das Oldenburger Grafengeschlecht 1667 ausstarb, sein Land durch  Stellung von Pferden heraushalten. Nach seinem Tod kam es zu Dänemark, wo es in der nun folgende "Dänenzeit" verkümmerte und zur Bedeutungslosigkeit herabsank. Erst als Großfürst Paul von Russland 1773 die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst an die jüngere Linie des gemeinsamen  Hause Holstein-Gottorp übertrug, wurde es erneut selbständig und 1777 zum Herzogtum erhoben. in dieser Zeit wurde unter Oberst v. Knobel die sog. "Knobelgarde" formiert, die allerdings keinen militärischen Wert hatte.

Im Zuge der durch die französische Revolution ausgelösten Kriegswirren, besuchten ab 1795 mehrfach Preußen, Engländer, Hannoveraner und Franzosen das Land Oldenburg. Wegen der Hegemonial-Bestrebungen Frankreichs unter Napoleon, wurde das Land 1808 unfreiwillig dem Rheinbund beigetreten. Um seine Kontinentalsperre und "den verderblichen Schleichhandel" zu unterbindenden, war Napoleon bestrebt Oldenburg direkt unter seine Kontrolle zu bringen. Herzog Peter Friedrich Ludwig geriet dadurch zwischen die Interessen Napoleons und des Zaren aller Reussen. Der Herzog war ein Onkel des Zaren, weshalb die beabsichtigte "Übernahme" Oldenburgs durch Frankreich direkt die (noch) auf Friedenserhalt ausgerichtete Politik Napoleons berührte. Dieser hatte diesem deshalb die Herrschaft Erfurt nebst Kompensation angeboten, was Peter Friedrich Ludwig jedoch nicht wollte. Russland wiederum wollte Oldenburg gegen Gebiete in Ost-Polen  abgeben, was Napoleon nicht wollte. Somit unterstellte Napoleon es am 10 Dezember 1810 direkt seiner Regierung. Amtlich hieß dieses in der französischen Proklamation vom 28. Februar 1811: "Franzosen!.. jüngst noch Oldenburger! Das organische Senats-Konsult vom 13. Dezember 1810 hat Sie in das gemeinschaftliche Vaterland der großen Nation aufgenommen ... ." Als kleinen "Aufnahme-Beitrag" beschlagnahmte man die Oldenburger Kassen mit 250 000 Thalern. Faktisch enteignet, entließ  Herzog Peter Friedrich Ludwig, nach 25 jähriger, erfolgreicher Regierung, seine Beamten und Untertanen aus dem Treueverhältnis zu ihm und emigrierte zurück zu seinen "russischen Verwandten" nach St. Petersburg.

In Oldenburg war es nun aus mit der Gemütlichkeit. Napoleon ließ seine "Oldenburger Franzosen" eine neue "Musik" aufspielen. Ab 1811 traten sukzessive französische Gesetze in Kraft und Französisch wurde Amtssprache. Das vormals Herzoglich-Oldenburgische Rheinbundkontingent wurde in die Französische Armee eingegliedert. Diese Rheinbundsoldaten, von General v. Wardenburg später als "Gesindel und Gift, die das ganze Korps verpesten" bezeichnet, waren meist angeworbene Ausländer. Die Oldenburger selbst waren dem Militärdienst nicht besonderst zugeneigt. Hatte "ihrem" Herzog doch 100 Mann als "oldenburgische Militärmacht" genügt. Deserteure und ihre Familien waren empfindliche Repressalien ausgesetzt. Mit den französischen Okkupanten kamen auch deren Polizei und Spitzel ins Land. Von Einquartierungslasten, Auflagen und neuen Steuern wie der Grund-, Personen-, Patent-, Tür- und Fenstersteuer heimgesucht, meinten die Oldenburger: "Der Kaiser von Frankreich isst und trinkt an allen Tischen mit". Der französische Verwaltung gelang es, sich durch befohlene Feste, Anordnungen und Zwangsmaßnamen gründlich unbeliebt zu machen. Auch die freiheitlichen Ideen und Errungenschaften der franz. Revolution konnten dem nicht abhelfen.

Nachdem Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig u.a., auch durch im Verbande der Deutsch-Russischen Legion dienenden Oldenburger unter Oberstleutnant Wardenburg, geschlagen war, kehrte der Herzog am 27.November 1813 nach Oldenburg zurück. Nun wollte auch er einen Beitrag zur der Befreiung Deutschlands leisten, weshalb er am 24.12.1813, als Weihnachtsgeschenk an seine Untertanen, die allgemeine Wehrpflicht  einführte und ein Korps Infanterie zu zwei Bataillonen mit je 4 Kompanien aufstellen ließ. Weil sowohl Ausbildung als auch Ausrüstung der Truppen auf Schwierigkeiten stießen, nahmen sie nicht mehr an den Kamphandlungen des Jahres 1814 teil. Der über keinerlei militärische Bildung verfügende Herzog Peter Friedrich Ludwig unterstellte im August 1814 seine Truppen dem  33 jährigen, nunmehrigen Oberst von Wardenburg. Dieser war Oldenburger und hatte reichlich Erfahrung in der Deutsch-Russischen Legion gesammelt, wodurch es ihm leicht fiel, das Korps zu einer tüchtigen Truppe heranzubilden. Bewaffnet war das Regiment mit dem Englischen Gewehr "India Pattern".

Infolge der Rückkehr Napoleons,  marschierte das Regiment Anfang Mai 1815 nach Trier, wo sich das Norddeutsche Armeekorps unter General Graf Kleist von Nollendorf sammelte. Zu den großen Schlachten von Ligny und Belle-Alliance kam es nicht rechtzeitig, beteiligte sich jedoch an der Belagerung der großen Festungen Nordfrankreichs. Ihre Feuertaufe erhielten die Oldenburger bei der Einschließung von Mezieres bei Sedan und Montmedy. Als das Regiment 1815, unter Zurücklassung von 32 toten Landeskindern, aus Frankreich nach Hause kam, brachte es 4 erbeutete Geschütze mit. Zwei aus der Kriegsbeute und zwei als Ehrengabe für sein Verhalten bei Mezieres. Ihr Kommandeur, Oberst v. Wardenburg, war mit dem  preußischen Orden "Pour le merite" ausgezeichnet worden.

Das I. Bataillon lag nun in Oldenburg, das II. in Vechta, Jever, Delmenhorst und Varel. 1822 wurden den Bataillonen Fahnen verliehen. Nach dem Tod Herzogs Peters Friedrich Ludwig 1829, formierte sein Sohn Paul Friedrich August, der den schon seinem Vater verliehenen Titel Großherzog annahm, 1831 die Truppen  zu zwei Regimentern mit je 10 Kompagnien um. Zu einer Infanteriebrigade unter Oldenburger Kommando vereinigt, stießen Hamburg, Bremen und Lübeck hinzu. 1837 wurden den zwei Regimentern Fahnen verliehen.

Während des Krieges zur Befreiung von Schleswig Holsteins gegen Dänemark 1848-49, nahmen das 1. Regiment und das II. Bataillon des 2. Regimentes in den Gefechten von Sundewitt, Rübel und Stenderup teil. Die Truppen, deren Regimentsverband durch den Krieg aufgehoben war, wurden 1850 als "Oldenburgisches Infanterie-Regiment" mit 3 Bataillonen zu je 4 Kompagnien neu formiert. Nachdem 1853 Nikolaus Friedrich Peter Großherzog geworden war, berief er 1860 den preußischen Generalmajor von Franseky an die Spitze seiner Truppen, welcher 1861 das Zündnadelgewehr M41 einführte. Die Unteroffiziere wurden 1863 mit dem Füsiliergewehr M60 ausgerüstet und 1864 begann man die Truppe auf M62 umzurüsten.

Im Kriege 1866 gegen Österreich stand Oldenburg auf Seiten Preußens, obwohl das Land fast gänzlich von Hannover eingekeilt war. Am 20.7.1866 kam das Regiment, zur Mainarmee gehörig,  nach 36 stündiger Bahnfahrt von Bremen aus, Hannover hatte jede Bestrebungen Oldenburgs zum Bahnbau hintertrieben, in Frankfurt (Main) an. Nach täglichen Märschen von 20-30 km bei großer Hitze warf das Regiment am 24.7.1866 bei Hochhausen und Wehrbach den u. A. aus dem 1. Bad. Leib Grenadier Regiment (IR 109) bestehenden Gegner. An einer Verfolgung wurde es durch das leichtfertige Flankenfeuer des Saarbrücker IR 70 gehindert. Wegen des baldigen Waffenstillstandes kam es zu keinen weiteren Kamphandlungen. In Folge der bisherigen Erfahrungen trat Oldenburg dem Norddeutschen Bund bei, wodurch das Regiment 1867 als "Oldenburgisches Infanterie-Regiment No.91" dem preußischen Armeeverband, nach preußischen Muster ausgerüstet und erneut mit dem Zündnadelgewehr M41 beglückt, eingegliedert wurde. Die Verhandlungen mit Preußen führte Wilhelm Meinhardus, der vom einfachen Infanteristen zum Chef der Oldenburger Militärverwaltung aufgestiegen war.

Bei den Auseinandersetzungen mit Frankreich 1870/71 gehörte das Regiment zur III. Armee unter Prinz Friedrich Carl. Nachdem es beim Küstenschutz in Wilhelmshaven durch Landwehrformationen abgelöst wurde, verlegte es nach Bingerbrück. Das Vorgehen durch die urwaldähnlichen Tronviller Büsche bei Vionville führten am 16.8.1870 zu erheblichen Verlusten. Trotz zähen Widerstand musste das Regiment aufgrund Munitionsknappheit und der Verluste gegen eine überwältigenden Übermacht zurückgehen. Ein erneutes Vorgehen nach der Attacke der Kavalleriebrigdade Bredow verlegte dem französischen Marschall Bazaine den Rückzug nach Verdun. An der folgenden Schlacht von Gravelotte nahm es auf Grund der erlittenen hohen Verluste nicht mehr teil. Eine weitere Betätigung fand das Regiment bei der Einschließung von Metz und Thionville. Nach der Übergabe von Metz war es gegen die zur Befreiung von Paris aufgestellten Entsatzheere in den Gefechten von Ladon, Beaune la Rolande, Juranville, Villeporcher, Montoire, Le Mans, Saint-Jean und Sille le Guillaume aktiv. Für ihre erwiesene Tapferkeit und Zähigkeit waren viele Oldenburger mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen ausgezeichnet worden. Nach der Verwendung als Okkupationstruppe kehrte das Regiment am 13.August 1873 umjubelt nach Oldenburg zurück.

In den hierauf folgenden Friedensjahren gab das Regiment wiederholt Stämme zur Heeresvermehrung ab. Im Regiment wurde 1874 das Gewehr 71 eingeführt, welches 1886 durch das Modell 1871/84 ersetz wurde. Am 5.12.1888 beging das Regiment sein 75jähriges Bestehen. Im Jahre 1890 kam das Gewehr 88 zur Einführung. Den Truppenübungsplatz Munster weihte 1893 das OIR 91 unter Oberst v. Hindenburg ein. Das 1893 in der ganzen Armee gebildete IV. Bataillon löste es 1897 zur Bildung des I. Bataillon des Infanterieregimentes 164 in Hameln auf. In Folge der Einführung der Reichskokarde in der Armee am 22.3.1897 wurde wider die Landeskokarde blau-rot-blau an Stelle der preußischen geführt. Am 13.6.1900 bestieg Großherzog Friedrich August den Thron. Bei der Kaiserparade in Altona erhielt das Regiment 1904 neue Fahnentücher als Ersatz für die nur noch aus den Stangen bestehenden bisherigen Regimentsfahnen (I. Bat. von 1822, II. und III. von 1837). 1905 wurde das Regiment mit dem Gewehr 98 ausgerüstet. Aus Anlass des 1913 feierlich begangenen 100 jährigen Regimentsbestehens verlieh ihm Kaiser Wilhelm II den schwarzen Helmbusch zur Parade.

Mitten aus einer Friedensübung herausgerissen machte das Regiment 1914  mobil. Nachdem es wie 1870 erst Wilhelmshaven und Borkum beschützt hatte, wurde es am 12.8. nach Belgien geworfen. Am Ende des Krieges waren bei im Felde gewesenen 443 Offizieren und 19.108 Unteroffizieren bzw. Mannschaften 98 Offiziere und 3.765 Unteroffiziere/Mannschaften gefallen, 172 Offz. und 9.244 Uffz./Mann verwundet, 29 Offz. 798 Uffz./Mann gefangen und 4 Offz. nebst 932 Uffz./Mann vermisst. Das Regiment kämpfte auf den Schlachtfeldern von Belgien, Frankreich, Galizien, Polen und Russland, bevor es am 28.12.1918 geschlossen und mit den Fahnen in Oldenburg einrückte, wo es aufgelöst wurde. An seine Angehörigen waren 1 Pour le merite, 17 Hausorden von Hohenzollern, 4 Militärverdienstkreuze, 185 Eiserne Kreuze 1. Klasse, 5238 Eiserne Kreuze 2. Klasse, 1 Oldenburger Offizierskreuz mit Schwerter und Lorbeer, 2 Ehrenritterkreuze II. Klasse mit der silbernen Krone und Schwertern, 14 Ehrenritterkreuze II. Klasse mit Schwertern, 4 Ehrenkreuze mit Schwertern, 716 Friedrich August Kreuze I. Klasse und 6810 Friedrich August Kreuze II. Klasse verliehen worden.

Nach oben