1. Startseite
  2. Lokales
  3. Göttingen

Nach Göttinger Unglück: Gemeinsam gegen Bomben

KommentareDrucken

Geglückte Entschärfung: Ein Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes mit der 500-Kilo-Bombe, die Ende Mai auf dem Göttinger Schützenplatz unschädlich gemacht wurde. Foto: Rampfel/dpa
Geglückte Entschärfung: Ein Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes mit der 500-Kilo-Bombe, die Ende Mai auf dem Göttinger Schützenplatz unschädlich gemacht wurde. Foto: Rampfel/dpa © -

Göttingen. Die Bombenexplosion auf dem Göttinger Schützenplatz hat in ganz Deutschland und auch im Ausland ein großes Echo ausgelöst. Vor allem in Kommunen, die im Zweiten Weltkrieg stark von Fliegerangriffen betroffen waren, wächst die Sorge vor den schlummernden „Zeitbomben“ im Boden.

Besonders betroffen ist die Stadt Oranienburg. Dort werden noch über 300 Blindgänger vermutet, von denen viele mit gefährlichen Langzeitzündern ausgestattet sind. Das Unglück in Göttingen hat die Verantwortlichen im dortigen Landratsamt Oberhavel alarmiert. Sie wollen sich jetzt mit den Göttinger Behörden über die Erfahrungen bei der Kampfmittelbeseitigung austauschen. Anfang Juli wird deshalb der Leiter der Göttinger Berufsfeuerwehr, Martin Schäfer, nach Oranienburg fahren.

Dort findet am 7. Juli eine Kreistagssitzung statt, bei der eine Prioritätenliste für das weitere Vorgehen bei der Bombensuche verabschiedet werden soll. Während dieser Sitzung wird auch der Kampfmittel- und Sprengstoff-Experte Professor Wolfgang Spyra von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus ein Referat halten. Er wird auch an dem Expertengespräch teilnehmen, das man am Rande des Kreistages mit der Göttinger Delegation führen will, sagte die Sprecherin des Landkreises Oberhavel, Stefanie Richter.

Grundwasserprobleme

Berufsfeuerwehrchef Schäfer glaubt, dass die Stadt Göttingen von den Erfahrungen in Oranienburg profitieren kann. Dort wurden seit der Wiedervereinigung bereits rund 150 Bomben unschädlich gemacht. Vor allem ein Punkt sei von großer Bedeutung: Oranienburg hat inzwischen viele Erfahrungen mit nachdrückendem Grundwasser gesammelt. Dieses Problem sei dort bei rund zwei Dutzend Bomben aufgetreten - so wie bei den beiden Bomben, die kürzlich auf dem Göttinger Schützenplatz gefunden wurden. Die Lösung, die man in Oranienburg entwickelt habe, unterscheide sich offenbar von dem bislang in Niedersachsen üblichen Vorgehen.

„Es ist sehr sinnvoll, dass wir uns auf kommunaler Ebene kurzschließen“, sagt Schäfer. Durch das Unglück auf dem Göttinger Schützenplatz, bei dem am 1. Juni drei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes getötet wurden, sei das hohe Gefahrenpotential noch einmal erschreckend deutlich geworden. Vor allem die Bomben mit chemischen Langzeitzündern stellten nach Ansicht der Experten eine große Gefahr dar: „Über kurz oder lang detonieren alle.“

In der Stadt Oranienburg, über der im Zweiten Weltkrieg mehr als 10 000 Bomben abgeworfen wurden, sucht man jetzt nach Wegen, wie sich die Gefahr verringern lässt, ohne das öffentliche Leben zum Erliegen zu bringen. Es gebe unter anderem Überlegungen, den Schwerlastverkehr aus der Innenstadt zu verbannen und auch den Linienbusverkehr einzuschränken, sagte Kreissprecherin Stefanie Richter. Damit sollten Bodenerschütterungen vermieden werden. (pid)

Von Heidi Niemann

Auch interessant

Kommentare