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Wiking-Bootsfans kommen nach Bad Karlshafen zurück

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Alle Hände voll zu tun haben die Mitarbeiter der Wiking-Werft auf diesem Archivfoto von 2002, um die Aufträge abzuarbeiten, und weitere Messen standen bevor. Doch es fehlten Innovationen wie früher. (Archivfoto)
Alle Hände voll zu tun haben die Mitarbeiter der Wiking-Werft auf diesem Archivfoto von 2002, um die Aufträge abzuarbeiten, und weitere Messen standen bevor. Doch es fehlten Innovationen wie früher. (Archivfoto) © Thomas Thiele

Ein Wiedersehen mit einer Bootsbau-Legende gibt es am langen Christi-Himmelfahrts-Wochenende in Bad Karlshafen.

Bad Karlshafen/Hofgeismar – Ein Wiedersehen mit einer Bootsbau-Legende wird es am kommenden Wochenende vom Donnerstag, 18. Mai, bis Sonntag, 21. Mai, in Bad Karlshafen geben - eine Neuauflage der Wiking-Treffen an der Weser. Wiking – das ist der Name einer Schlauchbootfirma, die ab den 1950er Jahren bis in Mitte der 2010er Jahre in Hofgeismar bestand und Boote baute, die einen legendären Ruf hatten.

Bereits 1967, vor 56 Jahren, fand das erste Wiking-Treffen in Karlshafen statt und die Veranstalter vom vor einigen Jahren wieder- beziehungsweise neugegründeten Wiking-Schlauchbootclub (WSC) hoffen, dass genug Teilnehmer anreisen, damit sich auf dem Wasser wieder ein Bild wie damals ergibt – mit vielen Booten. Am Samstagnachmittag können Besucher sie im Hafenbecken bestaunen (siehe Programm).

Bis zum Abriss 2018 standen noch die Werft-Gebäude an der Carlsdorfer Straße (links). Ab 2019 wurden „An der Werft“ neue Wohnhäuser errichtet. Archi
Bis zum Abriss 2018 standen noch die Werft-Gebäude an der Carlsdorfer Straße (links). Ab 2019 wurden „An der Werft“ neue Wohnhäuser errichtet. (Archivfoto) © Thomas Thiele

1967 wurde das Treffen von der Wiking-Werft Hofgeismar in Zusammenarbeit mit dem Motorsportclub Weser-Diemel im ADAC organisiert und 70 Boote nahmen damals daran teil.

„Wir werden wohl nicht die damalige Teilnehmerzahl erreichen, aber trotzdem ein schönes Treffen veranstalten,“ sagt der Clubvorsitzende Franz Mank (Karben). Bei allen Treffen des WSC seien Gäste gerne gesehen, selbstverständlich könne auch jeder Bootsbesitzer bei den Ausfahrten in Bad Karlshafen teilnehmen.

Treffen von Wiking-Bootsfans in Bad Karlshafen: 1967 fand Premiere statt

Treffen in Karlshafen: Auf dem Titel der Hauszeitschrift Wiking ahoi war dieses Foto des Schlauchboottreffens von 1967 abgebildet.
Treffen in Karlshafen: Auf dem Titel der Hauszeitschrift Wiking ahoi war dieses Foto des Schlauchboottreffens von 1967 abgebildet. (Archivfoto) © Repro: Jannik Hoff/NH

Den Veranstaltern 1967 war es angesichts der Premiere zunächst etwas beklommen ums Herz, doch alle Befürchtungen hinsichtlich der Organisation und des Verlaufs wurden bald zerstreut, als sie sahen, mit welchem Elan der Motorsportclub unter Leitung von Hans-Christian Wehmeyer die Vororganisation in die Hand nahm. Es kam Meldung auf Meldung herein und am Tag vorher rollten 70 Teilnehmer mit ihren Booten und Angehörigen auf dem Campingplatz an, er füllte sich mit Zelten und Wohnwagen, bald waren auch die Quartiere in der Stadt belegt.

Sogar hochseetüchtige Boote

Die 1956 von den Brüdern Otto und Klaus Hanel gegründete und in Hofgeismar aufgebaute Wiking-Werft hatte bis zu 70 Mitarbeiter, baute 1988 sogar eine neue Ausstellungshalle. Sie hatte viele Patente, baute hochwertige Schlauchboote, die auch bei Rennen und bei Rettungseinsätzen benutzt wurden. Ein Boot schaffte es sogar mit einer 1776 Seemeilen-Tour in 16 Tagen ins Buch der Rekorde. Nach Insolvenz im Jahr 2000 führten ehemalige Mitarbeiter die Firma fort. 2010 waren 17 Bootstypen im Angebot. Unter neuer Führung erneut insolvent, wurde die Firma im August 2017 aufgelöst.

Am ersten Tag starteten die Teilnehmer zur Bildersuchfahrt auf der Weser. Es galt als organisatorisches Meisterstück, wie in kurzen Abständen Boot auf Boot auf die Reise geschickt wurde – ohne leistungssportlichen Ehrgeiz, aber mit der Freude, mitzumachen. Die Fahrt ging etwa 15 Kilometer stromauf sowie stromabwärts, wobei zwölf Punkte nach den raffiniert fotografierten Bildern gesucht und beschrieben werden mussten. Zweck der Fahrt ohne Zeitwertung war es, den Teilnehmern die Schönheit der Weserlandschaft nahe- zubringen, formulierte ein Bericht in der Hauszeitschrift „Wiking ahoi“.

Weithin bekannt: Der Wiking-Schriftzug auf. Archi
Weithin bekannt: Der Wiking-Schriftzug auf. (Archivfoto) © Thomas Thiele

Fast alle Teilnehmer er- reichten bei bestem Wetter hohe Punktzahlen und es gab viele Preise. Die Letzten waren noch rechtzeitig zurück, um auf dem alten Weserdampfer „Stör“ an einer abendlichen Fahrt mit Musik und viel Stimmung teilzunehmen. Auch Wasserski-Vorführungen, nachher bei Dunkelheit mit Fackeln und ein kleines improvisiertes Feuerwerk und ein Ständchen der Kur-Kapelle gehörten dazu. Der Motorsportclub hatte außerdem einen Fanfarenzug mobil gemacht. Erst gegen Mitternacht traf man wieder am Anleger ein, und noch lange tauschten alte und neue Freunde ihre Erlebnisse aus. Am zweiten Tag gab es im damals „stillen“ Hafen ein Geschicklichkeitsfahren, wobei zur Freude von Zuschauern und Teilnehmern einige unerwartete Schikanen eingebaut waren. Es gab auch Preise für besonderes Pech oder Kavaliere auf dem Wasser. Der Erfolg des 1967er Treffens brachte die Wiking-Schlauchbootwerft zum Entschluss, so etwas zu wiederholen.

Die heutigen Wiking-Fans sind nach den Worten von Jannik Hoff vom WSC eine Gruppe von Bootsfahrern und eingefleischten Campern aus ganz Deutschland, die zwei Freizeithobbys miteinander verbinden – das Kultprodukt aus Hofgeismar und das Camping: „Beides zusammen ist ein richtig geiles Hobby. Davon wollen wir noch mehr überzeugen.“

Info: wiking-schlauchbootclub.de

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