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Marktplatz: Stück Zeitgeschichte, praktisch nutzbar

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Voll belastbar: Bei dem Gespann von Klaus Landgrebe handelt es sich nicht um ein Museumsstück, sondern um ein voll einsatzfähiges landwirtschaftliches Nutzfahrzeug.
Voll belastbar: Bei dem Gespann von Klaus Landgrebe handelt es sich nicht um ein Museumsstück, sondern um ein voll einsatzfähiges landwirtschaftliches Nutzfahrzeug. Fotos: Bergholter © Bergholter

Nach dem Krieg bis weit in die 50er-Jahre hinein waren viele Menschen in ländlichen Gebieten Selbstversorger. Um die heimischen Felder und Gärten zu bewirtschaften, wurden häufig kleine Traktoren-Gespanne eingesetzt.

Einen solchen Pflegeschlepper bietet Klaus Landgrebe nun zum Kauf an. Den Deutz-Traktor aus dem Jahr 1956 mit Anhänger nutzte er selbst noch bis vor einem Jahr für die Arbeit in seinem Obstgarten. Nun, wo Landgrebe den Garten verpachtet hat, hat er keine praktische Verwendung mehr für das Gespann, das er aufgrund der emotionalen Bindung eigentlich als unverkäuflich deklariert hatte. „Der Traktor ist seit 1965 im erweiterten Familienbesitz, 1971 bekam ich ihn von meinem Großvater geschenkt“, erinnert sich Landgrebe.

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Mit dem Gespann war er regelmäßiger Gast auf der Gudensberger Oldtimer-Schlepperausstellung, wo er rasch bemerkte, dass die Fachleute dem Hänger weit mehr Beachtung schenkten, als dem Traktor selbst. „Ich habe etwas recherchiert und herausgefunden, dass der Anhänger eine bewegte Geschichte hat“, sagt der Eigentümer. Offenbar handelt es sich bei dem Fahrgestell des Anhängers um das eines früheren Wehrmachtsfahrzeuges aus dem Zweiten Weltkrieg. Als Flak-Lafette stand der Hänger in der Gegend bei Ellenberg.

Umbau nach dem Krieg

Nach dem Krieg haben zwei Schlosser die Lafette ins Dorf gebracht und zu einem Mannschaftswagen für die Freiwillige Feuerwehr von Guxhagen-Ellenberg umgebaut. Nachdem der Wagen Anfang der 70er-Jahre ausrangiert wurde, fristete er ein wenig beachtetes Dasein im Dorfschuppen, wo ihn Klaus Landgrebe schließlich entdeckte. „Ich fragte den Feuerwehrhauptmann, ob das gute Stück zum Verkauf stehe, für 50 Mark und eine Kiste Bier habe ich ihn dann erstanden“, erzählt Landgrebe. Die Sitzbänke des Mannschaftswagens ließ er entfernen und vom Profi einen Kasten-Aufbau anfertigen. Das Fahrgestell mit einer Doppellenkachse stammt aus dem VW-Kübelwagen, alle vier Räder sind gefedert und die Hinterachse lässt sich mit zwei Schnellverschlüssen abnehmen. Eine neue Lackierung hat aus dem Schlepper und dem Anhänger ein passendes Gespann gemacht.

Der Traktor von Deutz mit seinen 11 PS und einer Drehzahl von 2100 Umdrehungen pro Minute ist in einem Top-Zustand: „ Das ganze Gespann wurde 2005 vom Fachmann grundlegend restauriert, nennenswerte Reparaturen sind nicht zu erwarten“, sagt Klaus Landgrebe und verspricht: „Sollte doch mal etwas sein, so bekommt man alle Ersatzteile problemlos. Aufgrund der einfachen Technik kann man eigentlich alles selber machen.“ Der Schlepper ist in technisch einwandfreiem Zustand, die komplette Elektrik wurde erneuert und das Fahrzeug hat noch zwei Jahre TÜV. Aufgrund des geringen Hubraums von 763 Kubikzentimetern und nur einem Zylinder seien auch die Kosten für Versicherung und Steuern minimal, wie Landgrebe betont.

Schweren Herzens trennt sich Klaus Landgrebe nun von seinem Gespann, das kein Museumsstück, sondern noch vielfältig nutzbar sei, etwa bei der Gartenarbeit oder zum Holzholen. Am Schlepper befindet sich eine Klammer für zusätzliche landwirtschaftliche Geräte, wie einen Kartoffelstriegel oder einen Hackrahmen für die Rübenernte. Neben der Anhängerkupplung mit Steckbolzen verfügt der Traktor über eine abnehmbare Ackerschiene, an die weitere Geräte angebracht werden können.

Landgrebe wünscht sich, dass das Gespann in die Hände eines Liebhabers kommt, der es entsprechend zu schätzen weiß und wie er selbst eine gewisse Affinität zu Oldtimern und Traktoren hat. Als Verhandlungsbasis für dieses einzigartige Stück technischer Zeitgeschichte ruft er 5750 Euro auf. (pee)

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