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Ensemble berührt mit bedrückend aktuellen Texten und Musik

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Kam mit einer eindringlichen Botschaft der Hoffnung und der Macht der Kunst, die dunkelsten Kapitel der Geschichte zu überwinden, nach Trutzhain: Schauspieler Roman Knižka.
Kam mit einer eindringlichen Botschaft der Hoffnung und der Macht der Kunst, die dunkelsten Kapitel der Geschichte zu überwinden, nach Trutzhain: Schauspieler Roman Knižka. © Sascha Hoffmann

Roman Knižka poltert über Tische, fegt durch den Saal und spielt mit seiner Stimme – ganz sanft, zu Beginn sogar lautlos, dann rebellisch und voller Dynamik, so, wie es die von ihm rezitierten Texte verlangen.

Trutzhain – Im Dorfgemeinschaftshaus Trutzhain wird die Luft zum internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus elektrisiert durch die Darbietung des TV-Stars, der auf Einladung der Gedenkstätte Trutzhain in Kooperation mit dem DGB Nordhessen am Sonntagmittag Werke von Bertolt Brecht über Kurt Tucholsky bis hin zu Erich Kästner und Oskar Maria Graf in neues Licht rückt und eine moderne Dynamik, eine Art lebendige Dringlichkeit verleiht.

In einer Zeit, in der die Straßen Deutschlands Schauplatz von Demonstrationen gegen Fremdenhass und rechte Gewalt sind, wirkt das Programm „Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“ bedrückend aktuell. Knižkas emotionale Tiefe und die meisterhaften Klänge des Bläserquintetts OPUS 45 schaffen eine Atmosphäre, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig inspiriert.

Jedes gesprochene Wort, jede gespielte Note durchdringen die Herzen der weit über 200 Zuhörer und hinterlassen einen unauslöschlichen Eindruck.

Begeisterten mit ihrem feinen Spiel, am Ende gab es stehenden Applaus: die Musiker des Ensembles OPUS 45.
Begeisterten mit ihrem feinen Spiel, am Ende gab es stehenden Applaus: die Musiker des Ensembles OPUS 45. © Sascha Hoffmann

Das Programm: eine Achterbahn der Emotionen. Die Zuschauer – zunächst gefangen in stiller Nachdenklichkeit – zeigen sich schnell überwältigt von einer Flut der Gefühle.

Knižkas leidenschaftliche Interpretation und die musikalische Genialität der OPUS-45-Musiker nämlich zeigen, welch brennende Relevanz im Dargebotenen steckt. Gemeinsam erschaffen sie eine Energie, die gleichermaßen herausfordert, wie inspiriert. Die Zuschauer werden konfrontiert mit der Macht der Worte und der Musik, die Erinnerungen wachruft, Emotionen weckt und zum Handeln inspiriert.

Die künstlerische Darbietung setzte ein starkes Zeichen

Dieser außergewöhnliche Sonntagmittag ist nicht nur eine Hommage an die Opfer des Nationalsozialismus, sondern auch ein lebendiger Appell zur Verteidigung der Demokratie und zur Zivilcourage gegen rechte Gewalt – und das in einer Zeit, in der die Schatten der Vergangenheit ihre langen Arme in unsere Gegenwart strecken. Das macht Gänsehaut und zeigt mehr als eindringlich, dass das Erinnern und Einstehen für die Menschlichkeit wichtiger denn je sind.

Als die letzten Klänge verhallen, bleibt ein nachdenkliches, aber hoffnungsvolles Gefühl im Raum. Knižka und OPUS 45 haben es geschafft, durch ihre künstlerische Darbietung ein starkes Zeichen zu setzen – ein Zeichen gegen das Vergessen, für das Gedenken, für die Menschlichkeit und für die Kraft der Kunst, die dunkelsten Kapitel der Geschichte aufzuarbeiten und ein für alle Mal zu überwinden, und dafür lohnt es sich, auch mal lautstark über Tische zu poltern. (Sascha Hoffmann)

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