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Spaßparteien den Riegel vorschieben

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Möchte sich für Obdachlose stark machen, aber ein
Möchte sich für Obdachlose stark machen, aber ein © vor dem Obdachlosenheim fand sie dem baulichen Zustand des Objektes nicht angemessen: Fiona Wollermann kandidiert für Die Partei um den Rathaussessel. Foto: Konstantin Mennecke

Fiona Wollermann (Die Partei) bewirbt sich um das Amt der Witzenhäuser Bürgermeisterin.

Vor der Bürgermeister-Direktwahl in Witzenhausen am 8. Oktober fragen wir alle Bewerber, wie sie sich eine zukunftsfähige Stadt vorstellen: Heute ist Fiona Wollermann von Die Partei an der Reihe.

Witzenhausen – Wer bei „Die Partei“ leichtgläubig an hohlen Humor anstatt spitzer Satire denkt, den belehrt Fiona Wollermann eines Besseren: 2011 kam die Rheinländerin nach Witzenhausen, hat sich als Kulturreferentin des Witzenhäuser Standortes der Uni Kassel mit viel Programm bei wenig Budget einen Namen gemacht und ihren Master mit 1,0 abgeschlossen. Jetzt kandidiert sie für Die Partei um das Amt der Bürgermeisterin.

In der früheren Bundeshauptstadt Bonn hatte Wollermann begonnen, Agrarwissenschaften zu studieren und gemerkt: Gentechnik auf dem Acker ist für sie keine Option. Der Weg führte deshalb in die Kirschenstadt. 2012 hat sie ihre Liebe zur Musik gefestigt und eine eigene Band gegründet. Viele Instrumente hat sich Fiona Wollermann selbst beigebracht. „Die Liebe zur Musik begleitet mich von klein auf“, sagt Wollermann. Klavier, Akkordeon und Gitarre sind nur einige der Instrumente, die sie spielt.

Ihr Engagement im Studi-Club sei sprichwörtlich für das gewesen, wofür Witzenhausen stehe. „Im Gegensatz zu Städten wie Kassel ist es hier normal, dass sich Menschen ehrenamtlich für Projekte starkmachen, für die man anderswo bezahlt werden würde“, sagt Wollermann. „Die Menschen engagieren sich mit viel Herzblut. Das muss man fördern.“ Sie selbst hat das nicht nur im Studi-Club, sondern von 2013 bis 2018 auch immer wieder als St.-Martins-Reiterin getan.

Viel Herzblut hat Wollermann auch in ihr Studium in Agrarwissenschaften gesteckt und 2018 den Master gemacht. Nur Theorie ist der Die Partei-Politikerin aber zu wenig, weshalb sie von 2018 bis 2023 als angestellte Agraringenieurin unter anderem als Fuhrfrau mit einem Pferdegespann unterwegs war. Seit diesem Frühjahr ist sie als Doktorandin an der Universität Göttingen angestellt und forscht über den Erhalt alter regionaler Hühnerrassen.

Für Witzenhausen wünscht sie sich eine „Bürger*innen*meister*innen“, wie es Die Partei nennt, die so wie sie ihre erlernten Fähigkeiten zum Wohle der Stadt einsetzt. Das sei in der aktuellen Politik keineswegs selbstverständlich. „Ich habe mich immer für Kultur und ein gutes Zusammenleben aller eingesetzt. 2015 haben wir in unserer WG auch Flüchtlinge aufgenommen“, sagt Wollermann.

Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen und Beschlüsse um Werra-Ufer und Kunstrasenplatz sei es erstrebenswert, das gesamte Werra-Ufer mit Kunstrasen auszustatten. Dann stünde auch der ganzjährigen Nutzung nichts mehr im Wege. Außerdem habe sich Witzenhausen mittlerweile an Baustellen gewöhnt. Deshalb kann der Marktplatz zu einem großen Kreisverkehr umgestaltet werden. „Davon kann man nie genug haben.“

Der Weg über Die Partei sei für Fiona Wollermann der Erfolgversprechendste. „Ich glaube, dass ich so mitmischen, mitgestalten und den Finger in die Wunde legen kann“, sagt die Bürgermeisterkandidatin. „Hinter Satire steckt ein großer demokratischer Anspruch.“ Besonders wichtig sei ihr, die Bürger in Entscheidungen mitzunehmen. „Die Menschen, mit denen ich mich unterhalte, entscheiden sich bewusst für Witzenhausen als Wohnort, weil die Stimmung hier so gut ist. Witzenhausen ist eine menschenfreundliche Oase, die eine Politik im Sinne der Menschen, die hier leben, verdient“, sagt Wollermann. Ihre Vernetzung in alle Schichten der Stadt und die Bürgernähe, die gelebt und nicht nur in Sitzungen betont wird, trage dazu bei. „Wenn CDU, FDP und SPD Hand in Hand arbeiten, dann muss sich jeder Vollblut-SPDler fragen, ob die Partei wirklich noch für sozialdemokratische Werte stehen kann.“

Große Wahlversprechen möchte sie vor dem 8. Oktober für Witzenhausen nicht machen. „Viele Kandidaten versuchen sich mit Themen zu profilieren, die überhaupt nichts mit der Stadtpolitik zu tun haben“, sagt Wollermann. Ihr Steckenpferd sei die Kultur, da könne man etwas tun. Und: „Wir müssen uns auf den Klimawandel einstellen. Deshalb möchte ich die ganze Stadt aufforsten. Die Kirschen werden bei dem Klima künftig nicht mehr laufen, wir könnten aber das größte Bananenanbaugebiet werden“, sagt Wollermann. „Kiba-City, das ist mein Ziel.“

Einen dringenden Wunsch hat Wollermann am Ende noch. „Ich hoffe, dass wir nicht als Spaßpartei dargestellt werden. Das Parlament zeigt, dass dem Spaßparteiverhalten dringend ein Riegel vorgeschoben werden muss.“ (kmn)

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