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Kaufkräftige Senioren bieten Chancen

Bedürfnisse der älteren Generation (Quelle: Nielsen)
Bedürfnisse der älteren Generation (Quelle: Nielsen)
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Der Handel ist nicht auf ältere Käufer eingestellt: So gibt nicht einmal jeder fünfte der in Deutschland Befragten an, dass die Geschäfte alltagserleichternde Kriterien erfüllen, wie zum Beispiel einfach zu erreichende Produkte in Regalen (14 Prozent), senioren- bzw. rollstuhlgerechte Eingänge (19 Prozent) oder ausreichend Parkmöglichkeiten für Menschen mit Gehbehinderung (22 Prozent). Die Hälfte der Befragten (49 Prozent) vermisst Sitzbänke für Ruhepausen, 57 Prozent sehen einen Mangel an Servicekräften, die Einkäufe zum Auto bringen, und 72 Prozent kritisieren, dass Geschäfte nicht ausreichend über motorisierte und dadurch leichter zu schiebende Einkaufswagen verfügen.


Schon heute ist jeder fünfte Deutsche älter als 65 Jahre, Tendenz steigend. Ebenso wachsen die Lebenserwartung und damit die Zeitspanne, die ein Deutscher nach dem Eintritt in das Rentenalter gestalten kann. Und diesen „Unruhestand“ aktiv zu nutzen, das geben 59 Prozent der befragten Deutschen als eines ihrer obersten Ziele an. Noch höher fällt nur der Wunsch aus (90 Prozent), möglichst lange körperlich und geistig fit zu bleiben.

Außerdem zeigte sich, dass sich die Zielgruppe von der Werbung vernachlässigt fühlt: Nur ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten in der Studie gab an, Werbung zu finden, die ältere Menschen und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Dass die ältere Generation eine adäquate Ansprache durchaus schätzen würde, zeigt eine andere Zahl aus der Studie: 50 Prozent der Deutschen und damit deutlich mehr als der europäische Durchschnitt (33 Prozent) wünschen sich, im Alter mit Würde und Respekt behandelt zu werden. Dazu zählt auch die Wahrnehmung und Berücksichtigung der Interessen der Älteren als Verbraucher. Sie fühlen sie zum Beispiel allein gelassen bei Nahrungsmitteln, die sie für spezielle Diäten benötigen (42 Prozent). Ebenso bemängeln sie, dass Supermärkte keine kleinen Packungsgrößen für Singlehaushalte vorhalten (44 Prozent). Und selbst wenn es solche Produkte gäbe – die überwiegende Mehrheit geht davon aus, dass Produktpackungen für ältere Menschen zu schwer zu öffnen und die Produktinformationen schwer lesbar sind (55 bzw. 59 Prozent). „Den Lebensabend zu Hause verbringen

Möglichst lange unabhängig sein – dieser Wunsch spiegelt sich auch in der bevorzugten Wohnsituation der Älteren wider. Dabei sind die eigenen vier Wände bei mehr als der Hälfte der Befragten erste Priorität – entweder gemeinsam mit dem Ehepartner (33 Prozent) oder, falls nötig, auch mit Pflegepersonal, das ins Haus kommt (21 Prozent). Ein weiteres Viertel plant, in eine Einrichtung für betreutes Wohnen zu ziehen. Um dieses Leben meistern zu können, fehlt es jedoch nach Ansicht der Befragten weitgehend an entsprechenden Hilfsangeboten. Relativ gut sieht es mit Essen auf Rädern aus, das für 57 Prozent der Befragten ausreichend verbreitet ist. Ebenso geben 42 Prozent an, professionelle Hilfe bei der Einnahme von Medikamenten bekommen zu können. Häusliche Hilfe an sich sei schwer zu finden, sagen 36 Prozent. Mehr Unterstützung wünschen sich viele auch bei  Krankenkassen und finanziellen Angelegenheiten (37 bzw. 40 Prozent).

Verglichen mit ihren Nachbarn entpuppen sich die Deutschen allerdings als Familienmuffel: Nur 22 Prozent geben hierzulande an, im Alter mehr Zeit mit der Familie verbringen zu wollen – in Europa will mehr als jeder zweite (53 Prozent) seinen Lebensabend bevorzugt im Kreise der Lieben verbringen.

Die Nielsen Global Survey über das Altern „The Age Gap“ wurde vom 14. August bis 6. September 2013 durchgeführt. Dabei hat Nielsen mehr als 30.000 regelmäßige Internetnutzer in 60 Ländern der Regionen Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Mittlerer Osten, Afrika und Nordamerika befragt. Die Stichprobe ist nach Alter und Geschlecht für jedes Land basierend auf den jeweiligen Internetnutzern quotiert und gewichtet
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