Madagaskar: ein festliches Essen im Hochsicherheitsgefängnis

  • In Tsiafahy, etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich das einzige noch aktive Hochsicherheitsgefängnis Madagaskars. An diesem Dezembertag erhält der Besuch des IKRK, wie jedes Jahr seit 2011, eine besondere Note. Ein Team ist gekommen, um eine spezielle Mahlzeit vorzubereiten und an die 1 000 Gefangenen, die alle Männer sind, zu verteilen.
    CC BY-NC-ND/IKRK/M.Rakotondratsima
  • Auch die hohen Behörden des Justizministeriums kamen zu diesem Anlass. Ob sitzend oder stehend, die Gefangenen verfolgten aufmerksam die Rede des Stabschefs des Justizministers. Die Überfüllung des Gefängnisses ist gravierend.
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  • In der Küche beobachten die Insassen das Feuer und das Essen, das in den großen Töpfen köchelt. Sie sind enthusiastisch. Heute steht Fleisch auf der Speisekarte.
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  • Das Festmahl besteht aus einem 1-Kilo-Teller mit gekochtem Reis mit Zwiebel-, Tomaten- und Brèdes-Sauce, mit 170 Gramm knochenlosem Zebufleisch und einer Banane als Dessert. Dies ist eine Abwechslung zum Gewöhnlichen, das fast ausschließlich aus Maniok besteht.
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  • Dieser Häftling wartet in aller Ruhe auf das Essen.
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  • Für 2019 haben die Behörden eine neue Gefängnisdiät geplant, die auf drei verschiedenen Menüs basiert und die derzeitige, fast ausschließlich aus Maniok bestehende Ernährung ersetzen soll. Diese Verpflegung sollte in allen madagassischen Gefängnissen eingeführt werden. Dies wird eine sehr positive Veränderung im täglichen Leben der Gefangenen bewirken.
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14. Januar 2019

Das Gefängnis von Tsiafahy ist das einzige Hochsicherheitsgefängnis in Madagaskar. Im Jahr 2018 beherbergt es dreimal mehr Häftlinge, als seine offizielle Kapazität zulässt. Die Lebensbedingungen in dem Hochsicherheitsgefängnis sind schwierig. Die tägliche Mahlzeit besteht für alle Häftlinge hauptsächlich aus Maniok, wie auch anderswo in den madagassischen Gefängnissen. Aus diesem Grund bietet das IKRK den Gefangenen gegen Ende des Jahres Zebufleisch und Reis an. Diese Operation wird seit 2011 jedes Jahr für einen Tag wiederholt.

Der Verzehr von Zebufleisch ist für viele Madagassen ein Luxus, und in diesem Gefängnis noch mehr, aber es ist auch ein Moment des Teilens und der Geselligkeit. In der Tat ist es neben der Ernährung auch eine humanitäre Geste. Viele der hier inhaftierten Menschen wurden aus den vier Ecken der Insel, weit weg von ihren Familien und Angehörigen, verlegt. Es gibt auch einige, die zu lebenslanger Haft verurteilt werden, andere, die noch nicht vor Gericht stehen konnten. Die Bedingungen, unter denen die Häftlinge leben, haben viel mit ihrem psychischen und physischen Zustand zu tun, und ihnen die Möglichkeit zu geben, Zebu zu essen, ist eine symbolische Geste, die ihre Moral stärken soll.

Im Jahr 2019 sollte in allen Gefängnissen des Landes eine neue, abwechslungsreichere und nahrhaftere Gefängniskost eingeführt werden. Der Staat hatte das Budget der Gefängnisverwaltung verdoppelt, um u.a. eine Abkehr von der allein auf Maniok basierenden Ernährung zu ermöglichen, die den Zustand der Unterernährung der Häftlinge noch verschlimmerte.