Hemer. .

„Heil sein ist wichtiger als geheilt sein“ lautete das Credo, mit dem Jürgen Mette vor rund 110 gebannten Zuhörern im Großen Saal der Lungenklinik Hemer seine Lesung schloss. Bei dem heute 61-Jährigen wurde vor mehr als vier Jahren die Parkinson-Krankheit festgestellt. Diese Diagnose war für den Theologen und ehemaligen geschäftsführenden Vorsitzenden der Stiftung Marburger Medien wie für jeden Betroffenen ein herber Schlag.

Die Auseinandersetzung mit der Diagnose, die Alltagserfahrungen mit der Erkrankung und die Auswirkungen auf seinen Beruf hat Jürgen Mette in einem Buch nieder geschrieben. Seine Familie und Freunde hatten ihm Mut gemacht, seine Gedanken, Zweifel und Hoffnungen in Worte zu fassen. Aus diesem Buch trug Jürgen Mette auch bei seinem Besuch in der Lungenklinik Passagen vor und versuchte, auf diesem Wege durch lebensfrohe Erzählungen zu einem positiven Umgang mit der Krankheit Parkinson zu verhelfen.

Mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie stand der Autor vor dem Auditorium und berichtete, wie sich Dinge im Leben verändern, wenn auf einmal der Körper nicht mehr wie gewohnt reagiert und eigene Wege zu gehen scheint. Aber durch das allgegenwärtige Aufbegehren gegen „Herrn P.“ wie, Mette seinen chronischen Wegbegleiter nennt, war und ist ihm nicht immer zum Lachen zumute, denn die Erkrankung bedeute in vielen Bereichen auch Verzicht und Einschränkung.

Die äußeren Anzeichen der Krankheit blieben nicht verborgen, als Jürgen Mette im Nachgang zur Lesung seine Bücher signierte. So manche Träne fließe, wenn die Symptome ihre Eigendynamik entwickeln und ein großes Zittern die Gewalt über den eigenen Körper einnimmt, wusste der Autor schon vorher zu erzählen.

Und trotzdem verliert Jürgen Mette seinen Lebensmut nicht. Dabei hilft ihm sein starker Glaube. Auch die Liebe zur Musik, von Johann Sebastian Bach bis Herbert Grönemeyer, wie Mette über sich selbst sagt, ist ihm stets kraftgebender Begleiter.

Dass Jürgen Mette krankheitsbedingt als Stiftungsvorsitzender zurücktrat und nun seiner ursprünglichen Profession als Theologe nachgeht, eröffnet ihm Möglichkeiten, sich dem Leben in anderen Dimensionen zu öffnen. „Ich weiß nicht, ob es die beste Zeit meines Lebens ist, die ich noch vor mir habe, aber trotz allem erwartet mich noch eine richtig gute Zeit“, so Mette.

Jürgen Mette will sich Zeit nehmen für Dinge, die er als Tausendsassa im Berufsleben schon lange vor sich her geschoben hat. Zeit mit der Familie verbringen oder einfach mal Verrücktes tun. Das Leben ist so einmalig und wertvoll; die Erkrankung macht Jürgen Mette auch dankbar für die schönen Seiten des Lebens.

Neben allen medizinischen Behandlungen, die Jürgen Mette als Patient erlebt, ist dieses „Seelenheilsein“ ein großes Gut. Mit der enormen Unterstützung seiner Familie und seinem festen Glauben blickt Jürgen Mette mit Zuversicht, Mut und Lebensfreude hoffnungsfroh in die Zukunft.