Der Stadtrat - zwölf der insgesamt 20 Räte waren zur eigens anberaumten Sitzung gekommen - drängte sich am Dienstagabend zwischen den Bücherregalen. 200 aktive Nutzer registrierte die Bibliothek im vergangenen Jahr. "Das ist wenig, das ist sehr wenig. Das ist besorgniserregend wenig", konstatierte Jan Marberg. Er leitet seit Dezember die Stadtbibliothek im Alten Rathaus.

Die Räume sind klein, manchmal eng, und für gehbehinderte Menschen nicht erreichbar. Die Mitarbeiter haben ankommende Besucher nicht im Blick. Die Signatur der Bücher fällt unterschiedlich aus. Filme, Musik-CDs oder Konsolenspiele gibt es gar nicht. Etliche Bücher besonders im Sachbuchbereich gelten als überholt. Ein einziger leistungsfähiger Computer steht noch bereit. Immerhin, freies W-Lan steht im gesamten Gebäude (Tourist-Info, Bibliothek und Heimatstuben) zur Verfügung.

Dabei hat die Stadtbibliothek viel zu bieten, eigentlich. Abiturienten lassen sich Fachbücher über die Fernleihe zukommen. Hörbücher bestellen Marberg und sein Kollege Roland Heinlein über einen lokalen Bibliotheksverbund. Es gibt einen Kinderraum und ein Zimmer für Jugendliche. Mit den städtischen Kindergärten arbeitet die Bibliothek eng zusammen. Schulklassen kommen regelmäßig ins Haus.


Kinder lesen kostenlos

"Kinder sind die wichtigsten Nutzer", sagte Marberg. Sie könnten sich bis zum 14. Lebensjahr kostenlos Bücher ausleihen. Bis sie volljährig seien, übernehme der Lionsclub die Jahresgebühr. Marberg beschrieb seine Vorstellung einer modernen Bibliothek mit zeitgemäßer und ansprechender Ausstattung. Veranstaltungen in Kooperation mit lokalen Partnern gehören für ihn selbstverständlich zur Bibliotheksarbeit, deren Sinn er als "sozialen Treffpunkt und Ort der Begegnung" für die Bürger der Stadt bezeichnete.

Im Gebäude des Alten Rathauses sieht Marberg keine Zukunft für die Bibliothek. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) schilderte ihre Idee, dass nach der Sanierung der Georgi-Halle die Bibliothek dorthin umziehen könnte. Dieses Vorhaben möchte sie gemeinsam mit dem Stadtrat umsetzen. Es gibt aber Einwände. Der wichtigste: Sollte die Bibliothek nicht vielmehr in der Innenstadt angesiedelt sein?


Diskussion über das Zeitschriftensortiment

Dieses Thema vertiefte der Stadtrat nicht. Eine andere Debatte flammte aber kurz wieder auf. Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat aus Kostengründen alle Zeitschriften abbestellen lassen. Im Januar hatte Marberg den Stadträten ein deutlich komprimiertes Sortiment an Zeitschriften vorgestellt, die er für unentbehrlich hält. Doch an Titeln wie Bravo, Brigitte oder Micky Maus entzündete sich damals die Diskussion.

"Ist es Aufgabe einer Bibliothek, solche Zeitschriften überhaupt vorzuhalten?", fragte Karlheinz Schmitt (CSU). "Ja", antwortete der Bibliotheksleiter schlicht. Es gehe darum, für die Leser eine gewisse Bandbreite zur Verfügung zu stellen. In einer der nächsten Sitzungen wird sich der Stadtrat erneut mit dem Zeitschriftensortiment befassen.

In den nächsten Wochen möchte das Team der Bibliothek übrigens eine Umfrage unter den Schülern des Schulzentrums Römershag starten. Das Ergebnis soll dabei helfen, herauszufinden, was sich Jugendliche von der Bibliothek wünschen.


13.000 Medien stehen in der Stadtbibiliothek bereit. Nicht alle dürfen auch ausgeliehen werden.

450 Bücher wurden im vergangenen Jahr über Fernleihe bestellt. Das ist außergewöhnlich viel.

200 aktive Nutzer registrierte die Bibliothek im Jahr 2017. Hinter einem Nutzer können mehrere Leser stehen.