Hafenpreppach"Schloss Hafenpreppach erbaut um 1718 von Joseph Greising für den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau", liest man auf einer Steintafel an der Pforte des Schlosses im Maroldsweisacher Gemeindeteil. Ein weiteres rundes Jubiläum also im großen runden Jubeljahr des Marktes (900 Jahre seit der Erstnennung; 250 Jahre Marktrecht). Tatsächlich stammt das ursprüngliche Schloss auf dem Hügel in Hafenpreppach aus dem 16. Jahrhundert und stand im Besitz der Stein zu Altenstein. Im frühen 18. Jahrhundert jedoch erhielt es seine heutige barocke Gestalt.
Tatsächlich wird so ein repräsentatives Gemäuer nicht in ein paar Monaten, vielmehr in Jahren erbaut. Und dort gibt es immer wieder Sanierungs- und Veränderungsbedarf. So sind auch jetzt wieder Arbeiter damit beschäftigt, die herrschaftliche Anlage zu sanieren und in Kürze die zum Ensemble gehörende baufällige Orangerie als kleinen Musiksaal wieder herzurichten. Sie tun dies im Auftrag der neuen Schlossherren, des Kunstsammlers und -beraters Ismail Mukadam und des Musikfreunds und -förderers Henrik Stein. Moment, Stein? Hatten wir das nicht schon mal? "Reiner Zufall", winkt der Betriebswirt ab, mit den früheren Schlossbesitzern hat er, außer dem Namen, nichts zu tun.
1664, kann man in Geschichtsbücher nachlesen, gelangte das Gut in den Besitz der Freiherren von Greiffenclau, zu denen auch der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau (1699 bis 1719) zahlte. Von dessen Bautätigkeit zeugen etliche repräsentative Gebäude in der Region. Er ließ auch Schloss Hafenpreppach umbauen und erweitern.
Es war eines seiner letzten großen Werke, wie so oft ausgeführt von seinem fürstbischöflicher Stadt- und Landbaumeister Joseph Greissing, der manchmal mit einem, manchmal mit zwei ,s' geschrieben wird.
Die Greiffenclau hielten das Schloss bis 1789. Anschließend wechselte die Anlage mehrmals den Eigentümer. Es geriet in den Besitz eines jüdischen Bankiers, später einer niederländischen Witwe, zweier deutscher Brüder und schließlich ab 1919 in die Hände der Familie Riehl. Als der letzte mögliche Schlosserbe, Helmut Riehl, als Soldat im Zweiten Weltkrieg fiel, wurde der Gesamtbesitz in eine nach ihm benannte Stiftung unter der Treuhänderschaft des Bayerischen Roten Kreuzes überführt. Nach dem Krieg baute man das Anwesen zum Kinderheim um, in dem in den folgenden Jahren über 12000 Mädchen und Buben Erholung gefunden haben sollen. Ein Anbau, das sogenannte Alte Schloss, fiel 1960 der Abrissbirne zum Opfer. Ab 1980 begannen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der Bausubstanz. Der Eigentümer der Stiftung, das Bayerische Rote Kreuz, verkaufte 1989 das Schloss an private Interessenten.
Hatte bis 2016 der Maler Anton Höger das Schloss als privaten Wohnsitz genutzt, so übernahmen vor zwei Jahren die jetzigen Eigentümer die Anlage. Sie bringen das historische Gemäuer, die Parkanlage und Nebengebäude auf Vordermann. Auch das Brunnenhäuschen wurde von den neuen Schlossherren aufwendig saniert.
Auf ihre Pläne angesprochen, halten die beiden Kunstfreunde sich noch bedeckt. "Die Nutzung wird eher privat sein, aber Musikaufführungen und Kunstausstellungen sowie ein ,Artist in Residence'-Konzept wird es auf jeden Fall geben", sagt Stein, "weitere Ideen nicht ausgeschlossen". Eher zufällig seien sie auf die Immobilie in Hafenpreppach gestoßen, erklären die beiden Frankfurter, "auf der Suche nach einem schönen Objekt in der Region". Franken liege ihnen, nicht zuletzt seit vielen Jahren auch wegen der Wagner-Festspiele in Bayreuth. "Wir fühlen uns sehr wohl und willkommen hier", sagt Stein, "es ist eine sehr nette Gemeinschaft hier im Ort".
Eine Feier zum 300. des Schlosses Hafenpreppach wird es aber nicht geben. Davon weiß auch Yvonne Beck nichts, die Jubiläums-Beauftragte der Marktverwaltung in Maroldsweisach. Sie ist erst mal froh, all die Vorbereitungen für die 900-Jahr-Feier so gut über die Runden gebracht zu haben.