• Dune Imperium: Rezension des Spiels zum Film – Nominiert als Kennerspiel des Jahres 2022
  • Das Dune-Universum
  • Erfahrungsbericht: So spielt sich der Mix aus Deckbuilding und Worker Placement
  • Infos, Bewertung und Fazit

Dass „Dune Imperium“ im vergangenen Jahr zu den heißen Kandidaten für das „Kennerspiel des Jahres“ gehörte, hat uns gleich doppelt überrascht. Zum einen, weil Franchise-Spiele – hier ein Spiel zum Film – in der Brettspiel-Szene grundsätzlich kritisch beäugt werden. Es gibt einfach zu viele Produkte, die zu sehr auf Bekannheitsgrad des Themas setzen und den eigentlichen Spielspaß vernachlässigen. Und das zweite Fragezeichen ploppte nach einigen Testrunden bei uns auf: Warum ist Dune Imperium „nur“ nominiert gewesen und hat die Auszeichnung nicht bekommen?  

Dune - Der Wüstenplanet: Vom Kultbuch zum Kinohit

Eine kleine Vorrede muss an dieser Stelle sein, weil das „Dune-Universum“ – zumindest im Moment – nicht so bekannt ist wie manch andere Science-Fiction-Reihe. Geschaffen wurde „Dune*“ vom britischen Sci-Fi-Autor Frank Herbert im Jahr 1965, im Deutschen erhielt das Buch den erklärenden Zusatztitel „Der Wüstenplanet“. Es handelt von den Machtkämpfen konkurrierender Fraktionen auf dem Planeten Arrakis, von Sandwürmern und der Droge Spice. Aufgrund seines rauen Tonalität, den facettenreichen Charakteren und seiner Fantasy-Anleihen würde es wohl aus heutiger Sicht am ehesten als eine Art „Game of Thrones“ mit Steampunk-Elementen auf einem fernen Planeten vermarktet werden. Das Buch erlangte Kultstatus, brachte es auf zahlreiche Fortsetzungen und einige Verfilmungen. Der jüngste und oscar-prämierte Kinofilm "Dune - Part One" stammt aus dem Jahr 2021, aufgrund seines Erfolg ist momentan ein zweiter Teil in Arbeit. Er sollte am 2. November 2023 in die deutschen Kinos kommen, der Kinostart wurde allerdings auf März 2024 verschoben

Wichtig zu wissen ist das alles, da sich „Dune Imperium“ rein optisch nicht am Roman, sondern an Denis Villeneuves Filmadaption orientiert. Unverkennbar sind unter anderem Charaktere wie Paul Atreides, im Film verkörpert von Timothee Chalamet, und sein Vater Herzog Leto, gespielt von Oscar Isaacs.

Als Anführer*in eines der großen Häuser des Wüstenplaneten ist es Aufgabe, Macht und Einfluss zu erlangen. Die Atmosphäre des Films wird dabei wunderbar eingefangen. Von der Wüstenlandschaft Arrakis' bis hin zu den verschiedenen Fraktionen und Charakteren - Illustrationen und Design versetzen die Spieler mitten in die Welt von Dune. 

Wie spielt sich Dune Imperium?

Das Spielmechanik von Dune Imperium kombiniert geschickt Deckbuilding mit Worker Placement. Die Spielenden müssen strategisch ihre Karten auswählen, um ihre Aktionen zu planen und Ressourcen zu sammeln. Gleichzeitig müssen sie ihre begrenzten „Arbeiter“ schlau einsetzen, um Kontrolle über wichtige Bereiche des Spielfelds zu erlangen. Jedes Haus in Dune Imperium verfügt über einzigartige Fähigkeiten und Charaktere, die das Spielgeschehen beeinflussen. Ob es darum geht, zusätzliche Ressourcen zu erhalten, Kampffähigkeiten zu verbessern oder andere Vorteile zu nutzen - die verschiedenen Fraktionen bieten vielfältige Strategiemöglichkeiten. Dies eröffnet eine hohe Wiederspielbarkeit und sorgt dafür, dass jedes Spiel eine neue Herausforderung darstellt.

Zu Beginn entscheidet man sich für eines der einflussreichen Häuser Harkonnen, Atreides, Thorwald oder Richese und wählt eine Anführerkarte mit individuellen Fähigkeiten. Dazu bekommt jeder ein identisches Startdeck mit Imperium-Karten, zwei Agenten-Figuren, Wasser und Truppen. Der Spielplan zeigt Arrakis mit seinen bewohnten Gebieten und noch viel mehr Wüste. Dann gibt es Einflussfelder für die vier Fraktionen (Imperator, Raumgolde, Bene-Gesserit-Schwesternschaft und Fremen-Krieger) und Einflussleisten, auf deren unterstes Feld jeweils ein Marker gesetzt wird. Ganz oben auf finden sich befinden sich Felder für die Regierung („Landsraad“) und die Transportbehörde („MAFEA“). Weitere Spielplan-Bestandteile sind das Kampfgebiet mit Kampfleiste und Konfliktkarten, und die Siegpunktleiste.  

Den Spielaufbau komplettieren drei offene Stapel mit Reservekarten ("Arrakis-Kontakt", "Faltraum", "Das Spice muss fließen") und ein gemischter Stapel mit Imperium-Karten. Von letzteren werden fünf Karten offen ausgelegt.

Der Spielablauf von Dune

Jede Runde besteht aus fünf Phasen:

  • Phase 1: Aufdecken der obersten Konfliktkarte (zeigt die Konfliktbelohnung für diese Runde) und fünf Karten vom eigenen Deck auf die Hand nehmen. 
  • Phase 2: Jeder Spielende macht einen Agentenzug oder einen Aufdeckzug:
    • Bei einem Agentenzug wird eine der Handkarten ausgespielt.In der Folge setzt man eine noch nicht eingesetzte Agentenfiguren auf ein Feld mit dem Symbol der Karte und begleicht die Kosten. Auf diese Weise sammelt man in der Regel Ressourcen, also Wasser, Geld („Solaris“), Spice oder Kampftruppen. Ist auf den Felder ein Kampfsymbol abgebildet, darf man die soeben erworbenen Truppen und bis zu zwei Truppen der eigenen Garnison in das Kampffeld setzen. Die Felder bei den vier Fraktionen bringen Einfluss, der Marker auf der Leiste rückt nach oben, was letztlich Siegpunkte bringt. 
    • Der Aufdeckzug beendet den eigenen Zug und es kommt zur Ermittlung der aktuellen Kampfstärke (zwei Stärkepunkte für jede Truppe, ein Stärkepunkt für jedes Schwertsymbol). Zudem ermöglichen es Überzeugungs-Punkte auf den restlichen Karten, Karten aus der offenen Imperium-Reihe oder  Reservekarten zu kaufen und so das eigene Deck zu erweitern.
  • Phase 3 – der Kampf: Hier können zunächst Kampf-Intrigenkarten ausgespielt werden, um das Ergebnis zu unseren Gunsten zu beeinflussen. Die momentane Konfliktkarte legt fest, welche Belohnungen die Truppen abhängig von ihrer Gesamtstärke erhalten. Die Belohnung für den Sieger ist meist deutlich besser als für den Zweit- oder Drittplatzierten.
  • Phase 4: Ein Spice kommt auf jedes nicht besetzte Sandwurm-Feld.
  • Phase 5: Zurückrufen der Agenten, die/der linke Nachbar*in des vorherigen Startspielenden ist neuer Startspielenden. 

Hat jetzt ein/e Spieler*in zehn oder mehr Gesamt-Siegpunkte erreicht (durch Einfluss bei den Fraktionen, gewonnene Konflikte, den Erwerb von "Das Spice muss fließen"-Karten und bestimmte Intrigenkarten) endet die Partie, wobei Intrigenkarten noch ausgespielt werden können. Eben diese Intrigenkarten sorgen – während des Spiels, aber auch am Schluss - oft für überraschende Wendungen. Sie geben den Spielenden zusätzliche Entscheidungsmöglichkeiten, wie die Aktivierung spezieller Fähigkeiten, das Verringern der Handlungsmöglichkeiten der Gegner oder das Schaffen neuer strategischer Optionen. 

Komplex, aber nie zu kompliziertes

Dune Imperium ist ein Strategiespiel, das sowohl erfahrene Spieler*innen als auch Neueinsteiger*innen fordert. Die Herausforderung liegt darin, die verschiedenen Elemente des Spiels zu beherrschen und eine effektive Strategie zu entwickeln, um erfolgreich zu sein. Es gilt, stets die Optionen der Mitspieler im Auge zu behalten, ihre Möglichkeiten zu berücksichtigen, auf Bedrohungen der Gegner*innen zu reagieren und abzuschätzen, wie viel man in Kämpfe investiert.

Der Kampf um den Wüstenplaneten bietet ein komplexes, aber nie zu kompliziertes Spielerlebnis, und bleibt dadurch zugänglich. Die Regeln sind gut strukturiert und verständlich erklärt, sodass auch weniger erfahrene Spieler relativ schnell ins Spiel finden können, wobei die eine oder andere Runde zum Verständnis der Mechanismus Pflicht ist. Beim Mindestalter sind wir nicht so streng wie der Verlag und finden, dass auch schlaue Zwölfjährige gut mitmischen können. Das Niveau von Dune entspricht dem gehobener Familienspiele oder einfacher Kennerspiele, in etwa vergleichbar mit Flügelschlag (hier geht es zu unserem Test) oder Paleo*. Wobei Dune Imperium durch das Kampfelement und die eher düstere Thematik aggressiver angelegt sind.

Die Verbindung von Lizenz und Spiel ist sehr gut gelungen. Und um die in unseren Runden häufig aufkommende Frage zu beantworten: Nein, man muss Dune nicht kennen, um Imperium spielen zu können, sondern sich nur auf einige seltsam anmutende Bezeichnungen von Orten und Personen einlassen.

Siegpunkte-Wettretten auf dem Wüstenplaneten

Zudem ist das Spiel sehr interaktiv, das Spielgefühl hat etwas von einem Wettrennen zu den zehn Siegpunkten, bei dem die letzten beiden oft im direkten Duell mit den anderen Adelshäusern erkämpft werden müssen. Die Tatsache, dass nur zehn Siegpunkte benötigt werden, um das Spielende einzuleiten, verleiht Dune: Imperium besondere Spannung. Jeder Spieler ist sich stets bewusst (abgesehen von einigen verdeckten Karten, die Punkte wert sein können), wie die Punktestände sind und wer in Führung liegt.

Am besten gefallen uns an Dune Imperium die vielen verschiedenen Wege zu Sieg, die perfekte Verzahnung von Kartendeckbau und Figurensetzen und die enorme Spannung. Darüber hinaus hat das „Beinahe-Kennerspiel des Jahres 2022“ weitere erwähnenswerte Vorzüge. Dazu gehören hohe Wiederspielreiz, da die vielen Karten und Charaktere jede Partie anders werden lassen, und die hochwertigen Spielmaterialien.

Die Idealbesetzung liegt eindeutig bei drei oder vier Spielenden. Zu zweit und im Solo-Spiel kommen bei Dune: Imperium eine Art Dummy-Spieler zum Einsatz. Sie blockieren Felder und gewinnen erstaunlich oft Konflikte, obwohl sie nicht selten unlogisch vorgehen. In unsere Testrunden nervte das bisweilen, wir das Spiel für 1 bis 2 Spielende eher mit „in Ordnung“ bewerten. Die Spielzeit kann je nach Spieleranzahl variieren, aber meistens dauert eine Partie etwa 90 bis 120 Minuten. 

Fazit: Ein echtes Erlebnis nicht nur für Dune-Fans - Unser "Kennerspiel des Jahres der Herzen"

Bei all den Lobeshymnen, die wir während unserer Testrunden auf Dune Imperium gesungen haben, Ganz fehlerfrei ist das Spiel dann doch nicht. Der Hauptkritikpunkt ist die teils unausgewogene Kartenauslage: Es kommt oft vor, dass im Spielverlauf ausschließlich schwache (oder im Moment nutzlose) Karten ausliegen. Leider gibt es keinen Mechanismus, um die offene Kartenauslage zu verändern – außer die Karten eben trotzdem zu kaufen. Dieser Umstand ärgerte uns in fast jeder Dune-Partie so sehr, dass er dem Spiel die eigentlich hochverdiente Bestnote kostet.

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Zudem hätten wir uns mehr Möglichkeiten gewünscht, das eigene Kartendeck zu optimieren, indem man Karten entfernt – das machen andere Deckbauspiele besser. Was in unseren Testrunden kein Problem war, aber für allzu friedfertige Zeitgenossen unangenehm sein könnte: Das Kennerspiel ist auf Konfrontation ausgelegt und spielt sich mitunter entsprechend aggressiv.

Eben letzteren Punkt empfanden wir fast schon als wohltuend in einer Zeit, in der (gefühlt) jedes zweite neue Spiel kooperativ ist. Trotz der genannten Schwachpunkte sind wir so begeistert, dass wir den Kampf um den Wüstenplaneten – abgesehen von Kindern, Wenigspielenden und überzeugten Sci-Fi-Allergiker*innen jedem/r halbwegs Spielebegeisterten nur eindringlich empfehlen können.

Infos zu "Dune: Imperium" im Überblick:

  • Spieleranzahl: 2 bis 4 
  • Altersempfehlung: ab 12 (Verlagsempfehlung: ab 14) 
  • Dauer: 60 bis 120 Minuten
  • Verlag: Dire Wolf (Vertrieb: Asmodee)
  • Autor: Paul Dennen
  • Pro: 
    • Extrem spannend 
    • Tolle Verzahnung verschiedener Mechaniken
    • Beeindruckend gute Abbildung des Dune-Universums…
    • …und dennoch auch ohne Vorkenntnisse spielbar
    • Hohe Interaktion, starker Wiederspielreiz
    • Hochwertiges Material
  • Contra:
    • Für Wenigspielende eingangs zu komplex
    • Spielt sich über weite Strecken konfrontativ
    • Solo oder zu zweit spielbar, aber schlechter als das Spiel zu dritt oder viert
    • Zu wenig Möglichkeiten, schwache Karten aus der Auslage und eigenem Deck zu entfernen
  • Redaktionswertung: 9 von 10 Punkten

Fazit: Von Spielreiz und Spannung über die Verknüpfung beliebter Mechaniken bis hin zur starken Interaktion – der Kampf um die Vorherrschaft über den Wüstenplaneten vereint alles, was man sich von einem konfrontativen Brettspiel wünschen kann. Nach einigen Kennenlernrunden legt sich auch bei Gelegenheitsspielern das Gefühl der unzähligen Möglichkeiten, die das Strategiespiel zu bieten scheint. Die Makel (etwas schwächerer 1- und 2-Spieler-Modus, mangelhafte Kartenauslage- und Deck-Bereinigung) verhindern lediglich die Perfektion. Für uns ist Dune: Imperium das „Kennerspiel des Jahres 2022 der Herzen“.

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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.

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