Deinen Einkauf erledigst du im Supermarkt ums Eck und manchmal vielleicht auf dem Markt. Wenn du eine kleine Grünfläche zu Hause hast, baust du möglicherweise ein paar Obst- und Gemüsesorten an, deren Früchte im Sommer geerntet und genossen werden können. Doch an einen Ort denkst du vielleicht seltener, wenn es um gesunde Lebensmittel geht: den Wald. Dabei sind die meisten Baumfrüchte, Wildkräuter und Beeren im Wald frischer und nährstoffreicher als ihr Pendant aus dem Supermarkt oder vom Balkon. Welche das sind, wann du sie ernten und wie du sie zubereiten kannst, erfährst du hier.

Wichtige Hinweise zum Sammeln im Wald

Die wichtigste Regel beim Ernten im Wald lautet: Pflücke und iss nur das, was du erkennst. Es gibt eine Vielzahl an Bestimmungsbüchern, aus denen du lernen kannst – oder du nimmst an einer speziellen Waldführung oder einem Wildkräuterkurs teil. Du solltest bei dem bleiben, was du mit Sicherheit kennst. Plagen dich doch einmal Symptome wie Schwindel oder Übelkeit nach dem Verzehr, bekommst du über den Giftnotruf Hilfe im Giftnotrufzentrum in deiner Nähe.

Der Paragraf 39 im Bundesnaturschutzgesetz sagt außerdem, dass du die Blumen, Früchte, Pilze und Kräuter nur dort sammeln darfst, wo kein Betretungsverbot vorliegt – in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf. "Verboten ist dies aber in Naturschutzgebieten und bei besonders geschützten Arten", schreibt Anja Reumschüssel im Geo-Magazin.

Insofern das nicht zutrifft, darfst du erst einmal alles in kleinen Mengen sammeln. Willst du deine Funde auch verzehren, müssest du dir im Wald eher keine Sorgen um Schadstoffe machen, wie Reumschüssel erklärt. Es empfiehlt sich allerdings, nicht direkt neben konventionell bewirtschafteten Feldern und viel befahrenen Straßen zu sammeln. Zum bekannten Fuchsbandwurm, dessen infektiöse Eier Menschen schaden können, erklärt Reumschüssel: "Wer ganz sicher gehen will, wäscht die geernteten Pflanzenteile vor der Verarbeitung gründlich ab oder erhitzt sie."

Diese Wildkräuter kannst du bedenkenlos sammeln

Löwenzahn, Vogelmiere und Giersch kennst du wahrscheinlich als Unkraut aus dem eigenen Garten. Doch diese Wildkräuter erhalten teilweise mehr Mineralien und Vitamine als viele Gemüsesorten im Supermarkt. Umso achtsamer darfst du also auf deinem Waldspaziergang sein, um all die gesunden Zutaten für deinen nächsten Salat nicht zu übersehen. Sie lassen sich übrigens auch trocknen, um sie später als Tee oder Gewürz verwenden zu können.

Die dreiteiligen Blätter des Giersch enthalten laut NABU eine Vielzahl an Mineralien und Vitaminen, die bei Übersäuerung, Entzündungen und Gelenkschmerzen helfen. Anja Reumschüssel erklärt, dass du Gierschblätter zwischen März und Oktober ernten und roh im Salat, im Pesto oder gegart als Blattgemüse essen kannst. Sein Geschmack erinnere an Sellerie, Karotte oder Fenchel. Löwenzahn hingegen schmecke leicht bitter. Auch er ist laut NABU seit jeher ein beliebtes Heilkraut und im Sommer kannst du alle Pflanzenteile verwerten, im Smoothie, Salat, wie Spinat gegart oder im Tee.

Die kleinen, weißen, sternförmigen Blüten der Vogelmiere sind unauffällig, doch ihre Heilkraft ist es nicht. "Als Salat befreit sie von Giftstoffen, regt die Nierentätigkeit und die Lymphe an und löst Schleim aus den Atemwegen", schreibt der NABU. Die beste Erntezeit sei laut Öko-Test April bis Oktober und der Geschmack leicht säuerlich und nussig – ideal für Salate, im Kräuterquark oder auf dem Butterbrot. Aus der Kindheit bekannt ist uns allen die Brennnessel. Sobald die Triebspitzen mit dem Nudelholz durchgewalkt sind, brennen sie laut Anja Reumschüssel nicht mehr, sodass sie verzehrbar sind. Gekocht schmecken sie wie Spinat. Auch die Blüten sind roh oder gekocht essbar und die gehaltvollen Samen lassen sich gut rösten. Daneben gelten auch Gundermann, Sauer- und Rotklee, Waldmeister, großer Sauerampfer, Spitz- und Breitwegerich, Gänseblümchen und natürlich Bärlauch als genießbare und gesunde Wildkräuter aus dem Wald.

Waldfrüchte: Das musst du beachten

Im Sommer durch den heimischen Wald zu laufen, kann sehr ertragreich sein, wenn du Wildfrüchte sammeln willst. Im frühen Sommer findest du Walderdbeeren, im Hochsommer Himbeeren und im späten Sommer Brombeeren. Übrigens: Nicht nur die Beeren selbst eignen sich zum Verzehr, ihre Blätter ergeben auch gesunde Tees.

Heidel- und Holunderbeeren sind in unseren Breitengraden ebenfalls beliebt. Reife Heidelbeeren kannst du ab Juli ernten. Ihnen wird laut NABU eine entzündungshemmende und gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Die blauen Beeren aus unseren Wäldern unterscheiden sich allerdings von den Kulturheidelbeeren im Supermarkt, die häufig von nordamerikanischen Arten abstammen. Der Holunderstrauch strahlt im Frühjahr noch weiß. Dann können seine Blüten geerntet und zu beliebtem Sirup verarbeitet werden. Die schwarzen Früchte hingegen sind erst im Spätsommer reif. "Die kleinen Beeren sind säurearm, dafür aber umso vitaminreicher", schreibt der NABU. Doch um in Sachen Verträglichkeit ganz sicherzugehen, solltest du sie vor dem Verzehr erhitzen und sofort nach der Ernte verarbeiten, zum Beispiel zu Saft oder Gelee. 

Weniger bekannt sind Kornelkirschen, Schlehen und Vogelbeeren, auch Ebereschen genannt. Nein, Letztere sind nicht giftig, müssen zum bedenkenlosen Verzehr allerdings gekocht werden. Laut Öko-Test enthalten Vogelbeeren viel Vitamin C, schmecken gekocht süßsäuerlich und lassen sich am besten zu Mus oder Konfitüre verarbeiten. Der NABU empfiehlt ihre Ernte nach dem ersten Frost, da sie dann besonders bekömmlich sind. Schlehen sind ohne Frosteinwirkung laut NABU sogar ungenießbar. Sie können erhitzt zu Gelee oder Saft weiterverarbeitet werden. Kornelkirschen fallen erst durch ihre leuchtend gelben Blüten auf, bevor sie rote Früchte tragen. Ihre Erntezeit ist im September und ihr Geschmack intensiv fruchtig. Öko-Test empfiehlt auch hier die Zubereitung zu Mus oder Konfitüre.

Kastanien und Eicheln: Diese Baumfrüchte sind essbar

Nicht nur die Sträucher und Hecken am Boden tragen Früchte. Auch ein Blick nach oben in die Bäume lohnt sich, um essbare Schätze zu finden. Eine Baumfrucht erlebt derzeit besondere Aufmerksamkeit: die Esskastanie. In den Herbstmonaten ist sie von keiner Speisekarte mehr wegzudenken. Helge May vom NABU zufolge stammt der Baum ursprünglich aus dem Kaukasus und braucht viel Wärme übers Jahr verteilt, um reife Früchte tragen zu können. Die Früchte zählen zwar zu den Nüssen, beinhalten aber weniger Fette und mehr Stärke und Zucker. Das Gute: Sie passen sowohl zu süßen als auch herzhaften Gerichten und schmecken auch einfach geröstet auf dem Weihnachtsmarkt.

Eine andere nahrhafte Baumfrucht ist die Buchecker. Auch sie ist im Herbst reif und auf beinahe jedem Waldweg in Mengen zu finden. Weil sie laut NABU einen so hohen Gehalt an Fett und Mineralstoffen, Zink und Eisen haben, sind Bucheckern nicht nur nahrhaft für den Menschen, sondern auch beliebt bei Schweinen, Vögeln und Eichhörnchen. Ihr Aroma ist nussig, sodass sie geröstet auf dem Salat, aber auch geschrotet in Brot und Keksen gut schmecken. Auch sie sollten vor dem Verzehr erhitzt oder geröstet werden.

Neben Bucheckern und Kastanien kannst du auch Eicheln essen. Allerdings schränkt Öko-Test ein: Sie sollten nicht vom Waldboden gesammelt werden und müssen vor dem Verzehr ein bis zwei Tage lang gewässert werden. Das Wasser sollte zwischendurch immer wieder gewechselt werden, bis es klar bleibt. Getrocknet kannst du die Eicheln dann entweder zermahlen und als Mehl- und Kaffeeersatz verwenden oder rösten und in Salaten, Müslis oder Suppen verspeisen. Eicheln enthalten ungesättigte Fettsäuren und Vitamin B.

Fazit: Der Wald ist reich an Essbarem

Bei deinem nächsten Spaziergang im Wald solltest du die Augen offen halten und eine Tasche einpacken. Zu jeder Jahreszeit kannst du dort auf essbare Baumfrüchte, Wildkräuter und Waldfrüchte stoßen, die oft reichhaltiger an wichtigen Nährstoffen und Vitaminen sind als Gemüse und Obst aus dem Supermarkt. Beim Sammeln ist allerdings unabdingbar, dass du nur das erntest, was du sicher kennst, nur so viel mitnimmst, wie du auch als Einzelperson verzehren kannst, und nicht in Naturschutzgebieten sammelst. Du wirst feststellen, wie vielfältig einsetzbar die kostenlosen Schätze aus dem Wald in der Küche sind.