Ein anderer Zeitgenosse kam später zu dem Schluss, das Städtchen habe seine mehrhundertjährige Mission als "Vorposten" des protestantischen Sachsens treulich erfüllt. "Es ist hauptsächlich der insularischen Lage Königsbergs zuzuschreiben, dass sich seine Bewohner als Protestanten und als Sachsen fühlten und bewährten".
Überall wo Grenzen sind, wird geschmuggelt, wissen noch ältere Leute aus der Zeit, als man noch Zigaretten und Spirituosen aus den Urlaubsgebieten über die Grenze brachte. So fanden auch früher in unserem Bereich Schmuggeleien statt, was sich junge Leute heute im Europa ohne Grenzen gar nicht mehr vorstellen können. Erst eine Änderung der Zollverordnung machte diesem Unfug ein Ende.
Ein beliebtes Schmuggelgut war neben Tabak das Salz, das heute unbegrenzt und billig zu erhalten ist, damals aber äußerst rar und mit einer hohen Steuer belegt war. Es war schon deshalb ein beliebtes Schmuggelgut, weil man früher viel Salz für die Konservierung von Fleischwaren sowie Speisefische benötigt hat.
"Sittenverderbend"
Der Eltmanner Landrichter Kummer beklagte 1830 die ausgedehnten Schmuggeleien im Raum Kirchlauter-Neubrunn. Dieses seiner Meinung nach "sittenverderbende Treiben" gewähre vielen Menschen im Lautergrund einen leichten und lukrativen Verdienst.
Die erfreuliche Abnahme der Diebstähle sah der damalige Landrichter darin begründet, dass viele Bewohner entlang der sächsischen Grenze durch Schmuggel leichteren Verdienst fänden.
In einem volkskundlichen Buch über Bayern heißt es 1866: "Der Strich im Haßbergwald längs der Lauter und der Dörfer Kirchlauter, Breitbrunn, Hermannsberg, Edelbrunn, Lußberg, Leppelsdorf und Rudendorf, führt im Volksmunde die Bezeichnung "heilige Länder". Es liegt einige Ironie in diesem Euphemismus, denn just auf diesem Gebiete hat vordem der Schmuggel sehr profane Wirkungen hervorgerufen, die im Charakter der dortigen Bevölkerung noch jetzt nachklingen."
Früher erzählten sich alte Krümler an den Stammtischen abenteuerliche Geschichten von den Salzschmuggeleien. Bewaffnete Rotten, hätten damals auch in unserem Bereich ihr Unwesen getrieben. Die "Einschwärzer" - so nannte man die Schmuggler auch - sollen sich sogar Gefechte mit der Gendarmerie geliefert haben.
Nach den Unterlagen des Zeiler Stadtarchivs, gab es 1832 eine Schmugglerbande mit dem Zeiler Gastwirtssohn Konrad Grau sowie Christoph Schmitt und Engelhard Pfaff als Anführer. Dem Nikolaus Angebrand, legte man zur Last, seine Wohnung als Treffpunkt zur Verfügung gestellt zu haben. Der Vorsitzende des Armenpflegschaftsrates, der Zeiler Stadtpfarrer Friedrich Schwind, verlangte damals, dass der Rädelsführer "unschädlich gemacht werde". Er forderte von der Obrigkeit, ihn zum Militär einzuberufen und ihm nie Urlaub zu gewähren.
Feindliches Ausland
1866 spielte noch einmal die Grenze zum coburgischen Sachsen beim Bruderkrieg zwischen Bayern und Preußen eine Rolle. Vor den Kämpfen bei Bad Kissingen fuhren durch Zeil die Eisenbahnzüge mit den herbeigeführten bayerischen Truppen.
Das Bezirksamt in Haßfurt forderte damals alle Bürger von Krum auf, "bei Tag und Nacht strengste Aufsicht zu unterhalten, ob nicht aus dem sachsen-coburgischen Gebiet preußische Truppen sich der bayerischen Grenze nähern oder sie überschreiten". Im Falle einer solchen Annäherung hatte der Gemeindevorsteher "sofort einen verlässlichen Boten mit kürzester Fassung der Nachricht an das kgl. Bezirksamt in Haßfurt" abzuordnen. "Die beiläufige Anzahl der sich nähernden oder überschreitenden Feinde ist anzugeben und wenn es auch nur ein einzelner Mann sein sollte". Den wegen ihres protestantischen Glaubens dem sächsischen Altershausen nahestehenden Sechsthalern, wollte das Bezirksamt in Haßfurt offenbar nicht diese Aufgabe übertragen. Rund 100 Jahre später wurde dann in Krum ein eingeheirateter Preuße Kommandant der Feuerwehr.
Das sachsen-coburgische Land war mit Preußen verbündet und die Köslauer Bauern, die drunten im Maintal Wiesen besaßen, durften in diesem Jahr das Heu weder ernten noch heimholen. Der kleine Ort Sechsthal gehörte zwar zu Bayern. Doch durch das Mühlenanwesen verlief früher die Grenze. Während die Mühle sich auf bayerischem Territorium befand, standen die landwirtschaftlichen Gebäude auf sächsischem Gebiet. So ist das prunkvolle Grenzschild im Rathaus auch ein geschichtlicher Zeuge der einstigen Kleinstaaterei.
Herausgesprengt
Die in Nürnberg herausgegebene Zeitung "Fränkischer Kurier" veröffentlichte Anfang 1919 einen Artikel zur sogenannten Enklave Königsberg. Das Blatt kommentierte in einem Beitrag, der auch in der hiesigen Heimatzeitung abgedruckt war, den gerade heftig diskutierten Anschluss des sächsisch-coburgischen Amtsbereiches Königsberg nach Bayern. Dieses sei - weit entfernt von seinem sogenannten Mutterland Coburg-Gotha - einmal aus dem bayerischen Besitz herausgesprengt worden. Man wisse kaum noch wann, wie und warum. Die Exklave liege wie Inseln im Frankenland. Das Coburgische Amt Königsberg bildete mit einigen Ortschaften ein kleines, für sich abgeschlossenes Gebiet. Daneben gab es noch völlig isoliert für sich allein gelegen, die Dörfer Erlsdorf und Nassach. Der Verfasser nannte dies unzeitgemäß, unhaltbar und im höchsten Grade lächerlich. "Dieser Zustand konnte nur durch Geltendmachung und Aufrechterhaltung dynastischer Interessen entstehen und fortleben". Da die Dynastien durch den Wegfall der Monarchie nicht mehr existieren, sei es an der Zeit, dass auch die durch sie geschaffenen und gestützten Einrichtungen verschwinden, sofern sie für das allgemeine Volkswohl keine Bedeutung mehr haben. Wörtlich schreibt das Blatt: "Der Fortbestand von Enklaven hat keine Berechtigung mehr. Die eingekapselten Bewohner sind eines Geblüts mit den Umwohnern, echt fränkischer Abstammung. Sie sind politisch und amtlich von ihnen abgeschnürt, obwohl beide jederzeit im Handel und Wandel aufeinander angewiesen sind."
Der "Fränkische Kurier" hoffte, dass das schöne Dornröschenstädtchen Königsberg, eine der reizenden Perlen unter den fränkischen mittelalterlichen Städten, bald nicht mehr ein Fremdkörper im staatlichen Organismus des Frankenlandes ist.