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Ungesunder TikTok-Konsum

Social-Media-Sucht: Auf der Suche nach dem nächsten Kick

TikTok bietet eine enorme Suchtgefahr. Ehe man sich versieht, ist man im Newsfeed gefangen und die Stunden vergehen wie Minuten.
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TikTok bietet eine enorme Suchtgefahr. Ehe man sich versieht, ist man im Newsfeed gefangen und die Stunden vergehen wie Minuten.

Einem ausgefeilten Algorithmus haben Social-Media-Plattformen es zu verdanken, dass ihre Userinnen und User klicken, scrollen und liken. König in dieser Disziplin ist derzeit die chinesische Video-App TikTok. Wie der endlose Newsfeed Kinder und Jugendliche fesselt und welche Suchtgefahr besteht.

Carina Steinhart

Kurz, knackig und vor allem fesselnd. Klickt man sich in die App TikTok, wird man von Sekunde 1 mit witzigen Comedy-Clips, Tutorials, mitreißenden Tänzen, spannenden Challenges und vielem mehr entertaint. Ist die App zu Beginn noch völlig willkürlich und spielt eine wirre Konstellation aus unterschiedlichen Trend-Clips aus, ändert sich das bereits nach ein paar Wischern rasend schnell.

TikTok lernt mit jeder Interaktion der Userin oder des Users dazu. Bereits nach kurzer Zeit schafft es der intelligente Algorithmus der App, Inhalte auszuspielen, die maßgeschneidert auf den Nutzer oder die Nutzerin passen.

Fesselnd: Warum man in TikTok mehr Zeit verbringt, als man möchte

Hat der Algorithmus erst einmal erkannt, welche Videos gefallen, ändert sich die „For you“-Page direkt. Auf der Startseite werden jetzt Inhalte ausgespielt, die genau zu den Vorlieben passen. Ziel der App ist es, die Nutzungsdauer auf ein Maximum auszuweiten. Und das gelingt …

Ähnlich wie bei anderen Social-Media-Plattformen sorgen mitreißende Inhalte dafür, dass man das Handy kaum weglegen kann. Das Einzigartige an TikTok ist, dass man hier nicht überwiegend die Videos der Menschen zu sehen bekommt, welchen man folgt – wie es bei Facebook, Instagram & Co. der Fall ist. Bei TikTok bekommt man Vorschläge anderer Nutzerinnen und Nutzer, die zu den eigenen Interessen passen könnten.

Das ist gleichzeitig auch das Gefährliche. Ehe man sich versieht, hat man so viele Clips angeschaut und völlig die Zeit vergessen. So können aus drei Videos unzählige werden und zwei Stunden vergehen wie im Flug.

Ihr wollt wissen, wie TikTok grundsätzlich funktioniert und welche Gefahren noch dahinterstecken? Dann lest hier, was hinter der Video-Plattform steckt. 

Endloses Vergnügen: Wie die Videoflut das Nutzungsverhalten beeinflusst

Zurückzuführen ist das auf das „Infinite Scrolling“ (unendliches Scrollen). Denn bei TikTok kommt man nie ans Ende. Immer wieder werden automatisch neue Inhalte geladen und aneinandergereiht. Man wird regelrecht überflutet, weshalb Forscherinnen und Forscher nicht von einer direkten Sucht, sondern von „Übernutzung“ oder einer „problematischen Nutzung“ sprechen, die einem Suchtverhalten sehr nahekommt.

Das zeigt auch die Studie „State of mobile 2022“ von Data.ai. Laut dieser nutzen Menschen weltweit die App TikTok im Jahr 2021 rund 19,6 Stunden im Monat. In Deutschland wird die App sogar noch länger genutzt. Sage und schreibe 23,6 Stunden verbringt 2021 der Durchschnittsdeutsche auf der Video-App. Doch wie macht TikTok das?

TikTok ist watching you: Wie funktioniert der Algorithmus?

Wie genau der Algorithmus funktioniert, ist natürlich streng geheim. Längst versuchen Apps wie Instagram, sich dem beliebten Videoformat anzugleichen. Bei den Insta-Usern kommt das jedoch nicht gut an, weshalb Instagram-Chef Adam Mosseri 2022 höchstpersönlich betonte, dass man zwar die Video-Funktionen weiter ausbauen möchte, aber vorerst auf weitere Tests verzichten wolle.

Zurück zu TikTok. Die amerikanische Zeitung „The Wall Street Journal“ hat durch aufwendige Studien herausgefunden, dass die chinesische App durch

  • Altersangaben,
  • Interaktionen,
  • Hashtags,
  • Verweildauer,
  • Überspringen,
  • Loopen (Dauerschleife),
  • Abbrechen

und vieles mehr die Interaktionen der Userinnen und User registriert und auswertet. Die App erkennt dadurch genau, welche Videos gefallen und was eher nicht auf der „For you“-Page auftauchen solle. Mit jeder Minute, die man länger auf TikTok verbringt, werden immer zielgerichtetere Clips ausgespielt.

Einige Clips kann man erst nach Bestätigung einer Content-Note sehen. Mehr zur Bedeutung und Beispielen der Triggerwarnung erfahren Sie hier.

Im Dopaminrausch: Wie TikTok unser Gehirn beeinflusst

Sie generieren Lacher, inspirieren und heitern auf – die größtenteils 15 bis 60-sekündigen Clips erzeugen Reize, die das Gehirn stimulieren. Das Gehirn nimmt die kurzen – meist amüsanten – Videos als Belohnung wahr und stößt das Glückshormon Dopamin aus. Wie mit leckerem Essen, das besonders fettreich, zuckerhaltig oder salzig ist, gelüstet es uns nach mehr. Und auf diese Reaktion setzt TikTok.

Mit sogenanntem „Sticky Content“, also kurzen, spannenden Inhalten, die leicht zu verstehen sind, werden die Userinnen und User an die App gefesselt.

Welche Auswirkungen hat ein hoher TikTok-Konsum?

Durch TikTok bleibt man immer up to date. Jedoch verbringt man auch unglaublich viel Zeit auf der Plattform. Das Schwierige ist, dass sich daraus ein suchtähnliches Verhalten entwickelt. Auf der Suche nach dem nächsten „Banger“ (Knaller) wischt man sich schier unendlich lange durch den Feed.

3 Nachteile von TikTok

  1. Man verliert dabei Zeit, die man für sinnvollere Themen nutzen könnte.
  2. Durch das Nutzungsverhalten wird man in eine Blase von Inhalten gezogen, die sich meist auf einseitige Themen beziehen und andere Wirklichkeiten nicht zur Debatte stellen.
  3. TikTok weiß nicht, wie du dich fühlst. Gibt es einen Tag, an dem man niedergeschlagen ist und schaut man deshalb länger ein Video an, das zur aktuellen Stimmung passt, ändert sich der Algorithmus dahingehend. Die Folge ist, dass immer zu traurige Videos gezeigt werden, die auf die Stimmung schlagen können.

TikTok-Konsum verringern: Tipps, um die Social-Media-Zeit zu verkürzen

Immer mehr Creatorinnen und Creator weisen seit einiger Zeit drauf hin, die TikTok-Zeit zu verringern, um wieder mehr Teil des „echten“ Lebens zu sein. Besonders viel Aufmerksamkeit bekam das Video von YouTuberin Alicia Joe, die in nur fünf Gründen erklärte „Warum du TikTok noch HEUTE löschen solltest“. 

Wer nicht direkt den harten Cut schafft, dem geben wir drei Tipps, wie ihr zumindest eure Zeit auf TikTok reduzieren könnt.

  1. Bewusst auf eigene Stimmung achten: Gefällt dir das, was du gerade ansiehst oder ist es die pure Langeweile, die dich scrollen lässt? Ist es eher Zweiteres, wird es Zeit für eine Pause.
  2. App vorübergehend deinstallieren: Damit man beispielsweise seinen Konsum unter der Woche einschränkt, ist es möglich, die App – das gilt natürlich für alle Arten von Social-Plattformen – einfach zu deinstallieren. Der Account und Inhalt gehen dabei nicht verloren. Doch der Weg, die App wieder zu installieren, ist deutlich aufwendiger, als wenn man sie auf dem Home-Bildschirm hat und nur auf den Button klicken muss.
  3. Wecker stellen, Nutzung einschränken: Ob man sich nun einen Wecker stellt, der einen „wachrüttelt“ und erinnert, dass man nun genug Zeit auf TikTok & Co. verbracht hat oder einfach direkt das Nutzungsverhalten einschränkt, indem man eine Zeitvorgabe für die Appnutzung einstellt, ist jedem selbst überlassen. Sinnvoll ist beides. Wichtig ist jedoch, dass man sich dann auch an seine Fokus-Zeiten hält und nicht der Versuchung verfällt, die App zu checken.

 

Quellen:

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