Aufbau eines Zweiröhren-Superheterodyne-Empfängers für
Mittelwelle
Quelle: Funkschau, Heft 14 / 1958
Bekanntlich übertreffen auch bei einfacher Ausführung eines Superheterodyne-Empfängers
Selektivität und Empfindlichkeit die eines Zweikreisers. Deshalb sei hier der Bau eines solchen Gerätes beschrieben,
das mit geringstem Aufwand hergestellt werden kann. Schaltungsmäßig kann man es aus einem Geradeaus-Empfänger
entstanden denken, dessen Hochfrequenzstufe als Frequenzwandler arbeitet.
Schaltungseinzelheiten
Die Eigenart der Schaltung besteht darin, daß für die Hf- und Zf-Stufe eine Röhre ECH 81 verwendet wird. Ihr
Heptodenteil ist als Misch- und Oszillatorröhre geschaltet, während ihr Triodenteil als Zf-Gittergleichrichter
dient.
Die mit dem Kondensator C 3 abstimmbare Universalspule 402 N (Hersteller Amroh, Gronau/Westfalen) liefert das
hochfrequente Empfangssignal direkt an das Steuergitter der Heptode. Die an deren drittem Gitter liegende Oszillatorspannung
wird von der Heptode selbst erzeugt, indem die Anode über die Wicklung 1 - 2 der Spule 943 (Hersteller Amroh,
Gronau/Westfalen) auf den mit dem Kondensator C 5 abstimmbaren Gitterkreis zurückkoppelt. Die Spule ist in dieser
Schaltung mit ihrem Primär- und Sekundärteil umgekehrt als sonst üblich angeschlossen. Die Kapazität Cp,
die bereits im Spulensatz eingebaut vorhanden ist, bildet den notwendigen Verkürzungskondensator, um den Gleichlauf zu
erzielen. Cp dient außerdem als Gitterkondensator. Die negative Vorspannung des Steuergitters der Heptode wird dadurch
erhalten, daß der Gitterwiderstand des Oszillators in die Einzelwiderstände R 2 und R 4 aufgeteilt wurde, zwischen
denen das Steuergitter angeschlossen ist. Dabei dient der Kondensator C 2 zur Entkopplung. Diese Gitteranschaltung hat zur
Folge, daß dem Gitter erst dann eine negative Vorspannung zugeführt wird, wenn der Oszillator schwingt.
Das einwandfreie Arbeiten des Oszillators würde durch die Zuführung einer Schwundregelung beeinträchtigt. Da
in diesem Gerät ohnehin kein Verstärkungsüberschuß vorhanden ist, wurde auf eine Schwundregelung
verzichtet.
Das Zwischenfrequenz.-Bandfilter 921 (Hersteller Amroh, Gronau/Westfalen) koppelt die Frequenzwandlerstufe an den
Gleichrichter, der zur Erhöhung der Selektivität und der Empfindlichkeit eine mit dem Trimmer C 6 einstellbare
Rückkopplung erhält.
Da zwischen Masse und Gitterkreis der Gitterkondensator C 7 und der Gitterwiderstand R 5 liegen, entsteht eine Art
Colpitts-Schaltung, in der die Kapazität C 7 zusammen mit der Gitter-Kathoden-Kapazität des Triodenteils der ECH
81 einen kapazitiven Spannungsteiler bildet. Deshalb liegen die beiden Ausgänge des Gitterkreises zur Kathode in
Gegenphase und ermöglichen über den Kondensator C 6 eine positive Rückkopplung. - Die Endstufe bildet die
Röhre EL 84.
Die Lautstärkeregelung erfolgt mit dem Potentiometer R 1 im Antennenkreis, um bei stärkeren Empfangssignalen eine
Übersteuerung der Mischstufe verhindern zu können.
Die größte Empfindlichkeit wird bei einer Ankopplung nach folgendem Schalbild erreicht.
Sie ist also bei kleinen Antennen vorzuziehen. Würde man aber in dieser Schaltung eine größere Antenne
anschließen, dann könnten wegen der schlechteren Empfangsselektivität Spiegelfrequenzstörungen in Form
von Pfeiftönen auftreten. In diesem Fall ist eine kapazitive Antennenkopplung, wie im Gesamtschaltbild gezeigt,
vorteilhafter. Kreisspule und Kondensator C 3 bilden hierbei ein Tiefpaßfilter, das die Spiegelfrequenzen
abschwächt.
Aufbau und Abgleich
Der Aufbau des Gerätes bereitet keine Schwierigkeiten. Die beiden folgenden Skizzen geben dafür genaue Anhaltspunkte,
während die folgenden Fotos Ober- und Unteransicht des fertigen Empfängers zeigen. Beim Aufbau verdrahte man
möglichst viel, ehe man die Oszillatorspule 943 einbaut. Die Universalspule 402 N wird zuletzt angeschlossen.
Der Abgleich sämtlicher Kreise ist ohne Meßinstrument möglich. Zuerst wird das Zwischenfrequenz-Bandfilter
92 abgeglichen. Dazu wird nach dem Anschluß des Empfängers der Rückkopplungstrimmer C 6 auf seinen
Minimalwert gestellt. Dann wird mit der Abstimmung C 3/C 5 auf einen nahegelegenen lautstarken Sender eingestellt und die
beiden Kerne des Bandfilters werden auf höchste Lautstärke verstellt, wobei zur Erhöhung der
Einstellgenauigkeit der Lautstärkeregler des Gerätes möglichst zurückzudrehen ist. Nach dem
Bandfilterabgleich sind Hf- und Oszillatorkreis abzugleichen. Zu diesem Zweck suche man einen Sender am langwelligen Ende
des Empfangsbereiches. Durch Verdrehen des Kernes der Spule 943 wird diese Station auf die gewünschte Stelle der
Abstimmskala abgeglichen. Dann wird der Kern der Eingangsspule 402 N auf höchste Lautstärke nachgestellt,
während der Lautstärkeregler R 1 wiederum möglichst zurückzudrehen ist.
Nunmehr suche man einen Sender am anderen Ende der Skala und gleiche die Trimmer C3a und C5a des Abstimmkondensators auf
höchste Lautstärke ab. Dabei kann mit dem Kondensator C5a die Skala nachgestellt werden, während C 3 a nur
auf Lautstärke einzustellen ist. Der ganze Abgleichvorgang wird mehrere Male wiederholt, bis keine Verbesserungen mehr
wahrgenommen werden können. Zuletzt stellt man den Rückkopplungskondensator C 6 ein, dessen Wert wie bei der
Rückkopplung in einem Zweikreiser vorsichtig vergrößert wird, bis zu einer Stellung, in der Lautstärke
und Trennschärfe merklich besser werden, aber noch keine Schwingungen einsetzen. Diese Einstellung erfolgt
zweckmäßig beim Empfang eines schwachen Senders.
Hinweis: Mir ist nicht bekannt ob es die angegebene Firma Amroh in Gronau/Westfalen noch gibt.
Wenn ja, wird sie die hier angegebenen Spulensätze sicherlich nicht mehr in ihrem Lieferprogramm haben.
Abhilfe schafft hier oft ein Besuch auf den Radioflohmärkten (s. hierzu auch meine Seite Termine), auch läßt
sich oft der komplette Spulensatz eines alten, nicht mehr restaurierungsfähigen Radios verwenden.
Man sollte aber unbedingt des öfteren auf der entsprechenden Seite von
www.roehrentechnik.de, Gerd Reinhöfer, vorbeischauen. - Gerd
ist unermüdlich dabei, diese alten Spulensätze von damals wieder neu herzustellen, hilft unserem Hobby damit
gewaltig wieder "auf die Beine".