Brienz | 10. November 2014
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Mit der «Lötschberg» zur Kunstnacht

Eine Menge Leute nutzten die Gelegenheit, über den See an den Kulturanlass zu reisen. Musiklegende Hanery Amman, Schauspieler Andrea Zogg und die Mundartrockband Container 6 versprachen eine unterhaltsame Fahrt mit dem Dampfschiff.
von Doris Nydegger-von Arx
Alle an Bord: «Lötschberg» nimmt Kurs auf in Richtung Kunstnacht.
Alle an Bord: «Lötschberg» nimmt Kurs auf in Richtung Kunstnacht.Fotos: Doris Nydegger-von Arx


Beim 100-jährigen Dampfschiff «Lötschberg» wurde gar der rote Teppich über den Steg ausgerollt, und man genoss es sichtlich, über diesen zu schreiten. Ein reichhaltiges Buffet empfing die Fahrgäste, und jeder hatte nach ein paar Minuten ein Bierchen oder ein Glas Wein in der Hand. Bald herrschte eine gemütliche Stimmung, und alle freuten sich auf die Fahrt und die Unterhaltung auf dem edlen Schiff.

Hanery Amman und seine Band fanden sich in den engen Raumverhältnissen des Schiffs gut zurecht.
Hanery Amman und seine Band fanden sich in den engen Raumverhältnissen des Schiffs gut zurecht.
Musik und Literatur

Wenn einer fast nicht leben kann, ohne Musik zu machen, dann ist es wohl der Interlakner Hanery Amman, einer der bekanntesten Mundart-Songwriter der Schweiz. Er gilt bereits zu Lebzeiten als Legende. Seine Songs, die er für Rumpelstilz oder für Polo Hofer geschrieben hat, kennen wohl alle: «D’Rosmarie und i», «Teddybär», «Alperose». Ihn beim Pianospielen zu sehen, ist ein spezielles Erlebnis. Sieht man den Musiker allein irgendwo auf dem Schiff, wirkt er etwas linkisch, weiss nicht wohin mit den Händen, muss sich immer irgendwie beschäftigen. Sitzt er hinter dem Piano, dann haben sich zwei gefunden, die zusammengehören. Dann strahlt Hanery Amman Sicherheit und Können aus. Er entlockt seinem Instrument Töne auf spielerische, gekonnte Art, mit denen er die Fahrgäste – zusammen mit seiner Band – in eine andere Welt versetzt und gleichzeitig einen kleinen Einblick in sein immenses Repertoire gewährt. Man hätte ihm noch Stunden zuhören mögen.

Die Brienzer Mundartrockband Container 6 spielte auf dem Oberdeck.
Die Brienzer Mundartrockband Container 6 spielte auf dem Oberdeck.

Schade, dass die Fahrt nach Brienz so kurz weilt. Schauspieler Andra Zogg – vielen in bester Erinnerung als Jonas Lauretz in «Via Mala» des diesjährigen Ballenberg-Theaters las Peter Bichsel vor, und zwar «Ich bin Schweizer». Da erfuhren die anwesenden Schweizerinnen und Schweizer auf humoristische und doch treffende, auch auf etwas beschämende, aber tiefgründige Art, was die Ausländer über die Schweizer denken. Wie sich die Schweizer im Ausland verhalten, was die Schweizer erwarten, was sie voraussetzen. Die Lektüre von Peter Bichsel enthält so viel Wahres über die Schweiz, dass es sich lohnt, diese zu Hause in aller Ruhe nachzulesen.

Die Musikgesellschaft Brienz hiess die Gäste bei der Einfahrt in den Hafen willkommen.
Die Musikgesellschaft Brienz hiess die Gäste bei der Einfahrt in den Hafen willkommen.
Ständchen zur Begrüssung

Auf dem oberen Deck spielte kurz darauf die Nachwuchsrockband Container 6. «Die junge Manne chömme de alli vo Brienz», erklärte eine ältere Dame nicht ganz ohne Stolz, «Die si alle be öis id Schuel gange». Es herrschte buntes Treiben auf dem Schiff. Viele kannten sich, andere freuten sich, den Nachbarn, die Nachbarin wieder mal zu treffen. Man prostete sich zu und genoss die Fahrt auf der alten Dame «Lötschberg». Nicht schlecht staunten die Fahrgäste bei der Einfahrt in den Hafen. Da spielte doch tatsächlich die Musikgesellschaft Brienz auf. Es herrschte ein richtiger Willkommensbahnhof, und die ankommenden Gäste zeigten sich angenehm überrascht. Einige spazierten direkt Richtung Dorf, andere lauschten den Klängen der Musikgesellschaft, aber alle schienen sich auf die kommenden Stunden an der Brienzer Kunstnacht zu freuen.