JuraForum.de - Anwaltssuche mit Online-Rechtsberatung JURA-KI fragen!
Sie sind Anwalt?
Login Klappmenu

Einwendung - Definition und Voraussetzungen einfach erklärt

Lexikon, zuletzt bearbeitet am: 26.11.2023 | Jetzt kommentieren| Jetzt bewerten

Einwendung (© MQ-Illustrations – stock.adobe.com)
Einwendung (© MQ-Illustrations – stock.adobe.com)

Die Einwendung wurde juristisch geschaffen, damit ein Schuldner im Zivilrecht materiell-rechtliche Verteidigungsmittel außerhalb einer Anspruchsvoraussetzung hat. Damit soll erreicht werden, dass selbst dann, wenn alle Anspruchsvoraussetzungen vorliegen, durch Einwendungen ein Anspruch gar nicht erst entsteht, erlischt oder eine Durchsetzung nicht möglich ist.

Der schuldrechtliche Anspruch und die Einwendung

Ein schuldrechtlicher Anspruch und eine Einwendung dagegen sind einander widersprechend. Bei einem zivilrechtlichen Verfahren muss ein Gläubiger seinen Anspruch begründen, der Schuldner hingegen muss die Einwendung begründen. Einwendungen ermöglichen es dem Gegner eines Anspruchs, indem er sich darauf beruft, sich zu verteidigen. Er kann diese Möglichkeit nutzen, muss aber nicht. Es genügt nicht, dass bei einem Zivilverfahren das Gericht von den Tatsachen Kenntnisse hat, die diese Einwendung begründen. Der Antragsgegner muss dies ausdrücklich anwenden und sich auf die Einwendung berufen.

Rechtshindernde Einwendung

Das Zivilrecht kennt die rechtshindernden Einwendungen. Diese bewirken, dass ein vermeintlicher Anspruch gar nicht erst entsteht. In deren Folge entsteht die Nichtigkeit des entsprechenden Rechtsgeschäfts. Entsprechende Formulierungen findet man im § 104-125 BGB. Zu den rechtshindernden Einwendungen gehören beispielsweise die Geschäftsunfähigkeit, die Deliktunfähigkeit, das Scheingeschäft oder die Sittenwidrigkeit. Siehe hierzu:  § 104 BGB, § 105 BGB, § 827 BGB, § 828 BGB, § 117 BGB, § 118 BGB, § 134 BGB, § 138 BGB, § 125 BGB, § 518 Absatz 1 BGB, § 254 BGB, § 142 BGB. § 227 BGB, § 228 BGB, § 904 BGB, § 827 BGB, § 828 BGB, § 823 BGB, § 985 BGB.

Rechtsvernichtende Einwendung

Im Gegensatz zu rechtshindernden Einwendungen stehen die rechtsvernichtenden. Diese bewirken, dass ein bereits bestehender Anspruch nichtig wird. Beispiele hierfür können sein der Widerruf oder Rücktritt, die Kündigung oder die Erfüllung. Die gesetzliche Grundlage bieten verschiedenste Paragrafen aus dem BGB. Siehe hierzu:  § 346 Abs. 1 BGB, § 671 Abs. 1 BGB, § 314, § 568, § 626, § 671 Abs. 2 BGB, § 275 Abs. 1 BGB, § 275 Abs. 1 , §§ 320 ff. BGB, § 362 BGB, § 378 BGB, § 389 BGB, 397 BGB, § 313 BGB, 158 Abs. 2, § 163 BGB, § 242 BGB, § 241, § 311 Abs. 1 BGB, § 281 Abs. 4 BGB, § 398, §§ 404 ff. BGB, § 376 Abs. 1 HGB.

Rechtshemmende Einwendung

Im Gegensatz hierzu stehen die rechtshemmenden Einwendungen, die Einreden. Sie lassen den Anspruch an sich fortbestehen, seine Erfüllung ist jedoch gehemmt. Beispiele dafür sind die Verjährung, die Stundung, Zurückbehaltungsrechte oder Einrede des Aufgebotsverfahrens. Hier sind ebenfalls verschiedene Paragrafen des BGB heranzuziehen. Siehe hierzu: § 214 BGB, § 320 BGB, § 321 BGB, § 273, § 274, § 1000 BGB, 242 BGB, § 821 BGB,  § 1974 BGB,  § 1990, § 1991 BGB, § 2014 BGB, § 1973 Abs. 1 Satz 1 BGB, § 2015 BGB, § 813 Abs. 1 BGB, § 814 BGB.  § 813 Abs. 1 Satz 2, § 214 Abs. 2 BGB.

Einwendung, um gegen behördliche Beschlüsse vorzugehen

Der Rechtsbegriff der Einwendung ist jedoch auch anders anwendbar. Oft wird die er verwendet, wenn gegen behördliche Beschlüsse vorgegangen werden soll. Beispielsweise, wenn ein Planfeststellungsverfahren ausgelegt wird und die Bürger aufgefordert sind, ihre Einwände dagegen zu erheben. Diese muss immer fristgerecht erfolgen und ist meist Voraussetzung für eine eventuell anschließende Klage. Im Rahmen einer solchen Einwendung ist es erforderlich, dass der Einwendende alle Fakten und Argumente gegen das entsprechende Verfahren vorbringt. Denn nur die Argumente, gegen die er Einwände vorgebracht hat, sind nötigenfalls vor Gericht klagerelevant. Hat er nicht gegen alle Fakten eingewendet, können diese vor Gericht nicht berücksichtigt werden.


Noch keine Bewertungen
Jetzt Rechtsfrage stellen

Bearbeiten

Das könnte Sie auch interessieren
Widerspruch gegen Lastschriften im Eröffnungsverfahren
... Der BGH hat bereits im Jahr 2004 entschieden, dass ein vorläufiger Insolvenzverwalter berechtigt ist, Belastungsbuchungen im Einzugsermächtigungsverfahren zu widersprechen, auch wenn sachliche Einwendungen gegen die eingezogenen Forderungen nicht bestehen. Diese Rechtsprechung hat das Gericht jetzt bestätigt und durch die Beantwortung einer Reihe bisher ungeklärter Fragen fortgesetzt. Im entschiedenen ...
DAV: Erinnerung an die durch den Nationalsozialismus umgekommenen Rechtsanwälte ...
Erinnerung an die durch den Nationalsozialismus umgekommenen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte - Einweihung des Mahnmals am 29. Januar 2007, 15:30 Uhr- Vorankündigung -Sehr geehrte Damen und Herren, der Deutsche Anwaltverein (DAV) möchte an die durch den Nationalsozialismus umgekommenen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte erinnern.Dies ...
Einwendungen gegen Logistikzentrum zurückgewiesen
... Logistikzentrum (Abfertigungsgebäude, Ladezonen, Wechselbrückenstandorte, 109 Lkw- und 441 Pkw-Abstellflächen sowie ein Verwaltungsgebäude) zu betreiben. Das Verwaltungsgericht hält die dagegen gerichteten Einwendungen des Grundstücksnachbarn/ Antragstellers für nicht begründet: Bei dem Logistikzentrum handele es sich nicht um einen baugebietsfremden und deshalb unter dem Gesichtspunkt des Nachbarschutzes dort nicht ...
Betriebskostenabrechnung: Welche Frist gilt für Einwendungen?
... Mieter müssen bei der Geltendmachung von Einwendungen gegen ihre Nebenkostenabrechnung normalerweise eine Frist einhalten. Das gilt aber nicht immer. Näheres erfahren Sie in diesem Ratgeber. Mieter sollten bei ihrer Betriebskostenabrechnung aufpassen. ...
Verweis gegen Arzt wegen Kunstfehlers
Das Berufsgericht für Heilberufe bei dem Verwaltungsgericht Münster hat durch jetzt rechtskräftig gewordenen Beschluss vom 27. April 2011 einem 68jährigen Arzt aus Witten wegen Berufsvergehens einen Verweis erteilt und ihm eine Geldbuße von 7.000,- Euro auferlegt.Die Ärztekammer Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster hatte dem Arzt vorgeworfen, ...
Mieterhöhungsklage: Mietspiegel für Mieterhöhung ausreichend
... sondern gemeinsam von Interessenvertretern der Mieter und Vermieter erstellt wurde. Ob diese Indizwirkung im Einzelfall zum Nachweis der Ortsüblichkeit der verlangten Miete ausreicht, hängt davon ab, welche Einwendungen der Mieter gegen den Erkenntniswert des Mietspiegels erhebt. Trägt er etwa substantiiert vor, den Verfassern habe es an der erforderlichen Sachkunde gefehlt oder sie hätten sich von sachfremden Erwägungen ...
„Fachgerichtszentrum Osnabrück garantiert leistungsfähige und bürgernahe Justiz der kurzen Wege
OSNABRÜCK. „Ich freue mich, dass ich Sie heute zur offiziellen Einweihung des Fachgerichtszentrums Osnabrück begrüßen darf, das nunmehr Verwaltungsgericht, Sozialgericht und Arbeitsgericht Osnabrück unter einem Dach beherbergt. Ich danke Ihnen allen, dass Sie der Einladung zu dieser Feierstunde gefolgt sind und heiße Sie im Namen der ...
LG Coburg zum Anspruch des Käufers auf Rückabwicklung eines Neuwagenkaufs
KurzfassungNichts hasst der deutsche Mann mehr als Macken an seinem Boliden. Unzulänglichkeiten an einem neu erworbenen Automobil können ihn gar gänzlich zur Raserei treiben. Allerdings täte den Herren der Schöpfung in einem solchen Fall Gelassenheit gut. Denn nicht jeder Makel am Gefährt berechtigt, vom Autoverkäufer die Rückabwicklung des ...
Zur Wirksamkeit von Preisanpassungsklauseln in Fernwärmelieferverträgen
... Preiserhöhungen zugrunde liegende Preisanpassungsklausel sei unwirksam. Zwar berechtigt § 30 AVBFernwärmeV* den Kunden zur Zahlungsverweigerung nur, wenn ein offensichtlicher Fehler vorliegt. Nicht von dem Einwendungsausschluss des § 30 AVBFernwärmeV erfasst sind aber nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs Einwendungen des Kunden, die sich nicht auf bloße Abrechnungs- oder Rechenfehler beschränken, sondern ...
Grundschuld-Unterwerfungserklärungen und Zwangsvollstreckung
... Auf diese Weise sei sichergestellt, dass der Kreditnehmer auch in den Fällen, in denen die Abtretung der Grundschuld ohne seine Veranlassung - etwa aufgrund eines Verkaufs der Kreditforderung – erfolge, Einwendungen gegen den Anspruch aus der Grundschuld, die ihm gegenüber seiner Bank zugestanden hätten, gegenüber dem Zessionar geltend machen könne. Der XI. Zivilsenat hat zudem beiläufig darauf hingewiesen, dass ...
Kommentar schreiben
90 - Siebe;n =
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung gelesen.
* Pflichtfeld






Jetzt Rechtsfrage stellen
Datenschutz-Vorlagen Datenschutz-Vorlagen Generator


Einwendung – Weitere Begriffe im Umkreis
Rechtshindernde Einwendung
Eine rechtshindernde Einwendung ist eine Einwendung, die schon der Entstehung eines Anspruchs entgegensteht.
Rechtsvernichtende Einwendung
Eine rechtsvernichtende Einwendung ist eine Einwendung, die einen zuvor entstandenen Anspruch wieder zu Fall bringt.
Replik
Eine Replik stellt im Zivilprozess ein Einwendung des Klägers gegen eine vom Beklagten vorgetragene Einwendung dar.
Bauplanungsrecht - Präklusionswirkung bei der Planfeststellung
Die Präklusionswirkung bei der Planfeststellung ist dann gegeben, wenn die Frist zur Einwendung gegen ein Vorhaben abgelaufen ist. Diese Frist endet vierzehn Tage nach Ablauf der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen. Wer danach noch...
Prozessaufrechnung
Eine Prozessaufrechnung ist eine Aufrechnung, die in einem anhängigen Rechtstreit erklärt und dem mit der Klage geltend gemachten Anspruch als Einwendung entgegen gehalten wird.
Vorzugsklage
Bei der Vorzugsklage handelt es sich um eine Klage eine Gläubigers im Rahmen der Zwangsvollstreckung, die auf die vorzugsweise Befriedigung der Forderung aus dem Erlös einer gepfändeten Sache gerichtet ist. Vor allem die Inhaber gesetzlicher...
Peremptorische Einrede
Bei einer peremptorischen Einrede handelt es sich um eine sogenannte rechtshemmende Einwendung gegen einen Anspruch, die dazu führt, dass der Anspruch dauerhaft nicht durchsetzbar ist. Damit ist die peremptorische (= dauerhafte) Einrede stets...
Bauplanungsrecht - Auslegung der Bauleitungspläne
Entwürfe für Bebauungspläne werden öffentlich zusammen mit diesbezüglichen Erläuterungen ausgelegt. Diese öffentliche Auslegung ist einer der Schritte, die in einem Planfeststellungsverfahren getätigt werden müssen. Sie wird gemäß § 73 VwVfG...
Einrede
Das deutsche Recht unterscheidet zwischen materiell-rechtlichen und prozessualen Einreden. Eine materiell-rechtliche Einrede ist eine rechtshemmende Einwendung, d.h. obwohl ein Anspruch besteht, ist dieser nicht durchsetzbar. Entsprechend...
Geheimer Vorbehalt
§ 116 BGB: Geheimer Vorbehalt Eine Willenserklärung ist nicht deshalb nichtig, weil sich der Erklärende insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu wollen. Die Erklärung ist nichtig, wenn sie einem anderen gegenüber abzugeben ist und dieser den...
JuraForum-Suche

Durchsuchen Sie hier JuraForum.de nach bestimmten Begriffen:


© 2003-2024 JuraForum.de — Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung, Verbreitung oder Nutzung für kommerzielle Zwecke.