Karlsruhe ist "die Stadt des Rechts". Dem Bundesgerichtshof (BGH) kommt dabei eine entscheidende Rolle zu - denn er steht über allen Amtsgerichten, Landgerichten und Oberlandesgerichten.

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70 wissenschaftliche Mitarbeiter, darunter Richter und Richterinnen aus den 16 Bundesländern, haben dort ihre Arbeitsstelle. An der Spitze: Bettina Limperg. Nach acht Präsidenten ist sie seit 2014 die erste weibliche Chefin beim BGH. ka-news.de hat mit der Präsidentin über ihre Erfahrungen als weibliche Führungskraft gesprochen.

ka-news.de: Hallo Frau Limperg, was macht Ihnen am meisten Spaß in Ihrem Job?

Mir gefällt vor allem die Abwechslung gut. An einem Tag kann es um Personal gehen, um Bauangelegenheiten, um internationale Gäste oder auch die reine richterliche Arbeit. Das ist eine Mischung, die ich als Herausforderung, aber auch große Erfüllung erlebe.

Wie war der Weg dort hin, welche Herausforderungen gab? Hatten sie z.B. das Gefühl, dass sie sich mehr anstrengen mussten als männliche Arbeitskollegen?

Für mich war die größte Herausforderung, als junge Richterin Familie und Beruf in ein handhabbares Konzept zu bringen. Ich habe immer gerne und viel gearbeitet, die Kinder waren mir aber natürlich ebenso wichtig. Damals haben die Kindergärten noch zwei Stunden Mittagspause gemacht, an Kitas gar nicht zu denken.

Außenaufnahme des Bundesgerichtshof (BGH).
Außenaufnahme des Bundesgerichtshof (BGH). | Bild: Uli Deck/Archiv

Das habe ich als strukturelles Defizit gegenüber männlichen Kollegen empfunden, die mit größerer Selbstverständlichkeit auch Abendtermine oder späte Termine am Nachmittag eingeplant haben. Natürlich setzte sich das auch in der Schulzeit fort; Nachmittagsbetreuung war absolut unüblich. Ich habe es letztlich in Vollzeit nur geschafft, weil mein Mann mich stark entlastet hat.

Erleben Sie in Ihrem Job Frauenfeindlichkeit (sowohl gegen Sie als auch allgemein gegen Frauen?)

Ich würde die Justiz heute insgesamt als sehr auf 'gleichberechtigte Teilhabe ausgerichtetes Unternehmen' ansehen. Es gibt zwar immer noch systemische Probleme; so wird teilweise von der Unvereinbarkeit von Teilzeit einerseits und Verfahrensbeschleunigung gerade in Strafsachen andererseits gesprochen. Das sind aber Probleme, die sich lösen lassen, wenn alle daran mitwirken.

Persönliche Feindseligkeiten spezifisch als Frau habe ich nicht erlebt; dumme Sprüche gab es aber früher häufiger, jetzt seltener.

Vor dem Bundesgerichtshof (BGH) ist ein Schild mit dem Bundesadler und dem Schriftzug "Bundesgerichtshof" angebracht.
Vor dem Bundesgerichtshof (BGH) ist ein Schild mit dem Bundesadler und dem Schriftzug "Bundesgerichtshof" angebracht. | Bild: Uli Deck/dpa

Finden Sie es gut, dass es einen Weltfrauentag gibt und wieso (nicht)?

Doch, angesichts der nach wie vor drängenden Probleme beim Thema der Gleichstellung finde ich es gut, diesen regelmäßigen Reminder zu haben.

Was sollte sich Ihrer Meinung nach zum Thema Gleichberechtigung noch ändern, auch in Bezug auf die Stadt Karlsruhe?

Nach wie vor stehen die Themen der Vereinbarung von Beruf und Familie und der Sozialisierung von Mädchen in der schulischen Bildung für mich an erster Stelle.

Einerseits: was nutzt die beste Ausbildung, wenn sie wegen der Kinderbetreuung nicht angewendet werden kann, und andererseits werden Mädchen nach wie vor zu sehr auf Rollen geprägt, die Ihnen den Zugang zu den technischen Fächern eher erschweren. Da gibt es jeweils viel zu tun.

Und zuletzt: Was würden Sie Frauen gerne mit auf den Weg geben?

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