Lennardt Loß

Der Frühling ist da. Es wird wärmer, man kann abends draußen sitzen und im Garten grillen. Doch gerade in Karlsruhe und Umgebung kommen mit dem Frühling auch die Schnaken. Es ist Stechmückensaison. Doch was für Schnacken-Arten gibt es in Karlsruhe? Wir klären auf. Ein Text über Wiesen- und Auwaldmücken, Waldschnacken und die gefährliche Asiatische Tigermücke.

Schnakenplage: Diese Stechmücken gibt es in Deutschland

Der Familie der Stechmücken gehören weltweit 3.200 Arten an. In Deutschland kommen 51 davon vor. Diese 51 Arten lassen sich wiederum in sieben Gattungen unterteilen: Aedes, Culex, Culiseta, Anopheles, Mansonia, Ochlerotatus und Uranotaenia.

Der Begriff Schnaken, der in diesem Text verwendet wird, ist streng genommen falsch. Schnacken sind keine Stechmücken, sondern gehören einer anderen Insektenfamilie an.

Die meisten Schnaken erkennt man leicht an ihren langen Beinen. Sie sehen ein bisschen so aus, wie fliegende Spinnen. Anders als Stechmücken saugen Schnaken kein Blut und übertragen deswegen auch keine Krankheiten.

In Karlsruhe und Umgebung hat sich jedoch in der Umgangssprache das Wort „Schnacken“ für „Stechmücken“ durchgesetzt. Mit „Schnakenplage“ ist also eine „Stechmückenplage“ gemeint.

Diese Stechmücken gibt es in Karlsruhe und Umgebung

In Karlsruhe kennt fast jeder die KABS: die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage. Die KABS geht jedes Jahr am Oberrheinauf Schnakenjagd — sogar per Hubschrauber.

Auf ihrer Website teilt die KABS die sieben Stechmückenarten in Deutschland in verschiedene „ökologische Gruppe“ ein und zwar anhand ihrer „Entwicklungsbiologie“. Die beiden wichtigsten ökologischen Gruppen sind die Überschwemmungs- und Hausmücken.

Schnaken in Karlsruhe: die Hausmücken

Unter dem Begriff Hausstechmücken, schreibt die KABS, „fasst man im wesentlichen Stechmückenarten zusammen, die sich meist im Bereich menschlicher Siedlungen entwickeln und aufhalten.“

Wie alle Mückenlarven auf der Welt brauchen auch die Larven der Hausmücken Wasser, um schlüpfen zu können. Die Weibchen legen ihre Eier etwa in Regentonnen, Gullys und verstopfte Dachrinnen ab, in gefüllten Gießkannen und Eimern. „Von herausragender Bedeutung als Brutstätten“, schreibt die KABS, „haben sich Sicker- und Jauchegruben erwiesen.“ 

Anders als Überschwemmungsmücken, so die KABS weiter, kleben Hausmücken„ihre Eigelege zu sogenannten ‚Eischiffchen‘ direkt auf der Wasseroberfläche zusammen“.

Schnaken in Karlsruhe: die Überschwemmungsmücken

Der Gattung Aedes gehören ungefähr die Hälfte aller Stechmücken in Deutschland an. „Eine herausragende Stellung innerhalb der Aedes-Stechmücken“, schreibt die KABS, „erhalten die Arten der ökologischen Gruppe der ‚Überschwemmungsmücken‘ durch ihr massenhaftes und plageerregendes Auftreten.“ Zu den Überschwemmungsmücken zählt unter anderem die Rheinschnake, die vermutlich schon viele Karlsruher gestochen hat.

Die Stiche von Überschwemmungsmücken können mit unter heftige Schwellungen verursachen, wie das Deutsche Ärzteblatt schreibt. „Die Mücke injiziert einen Protein­cocktail in die Wunde, auf den das Immunsystem reagiert“. Doch man sollte lieber nicht an dem Mückenstich kratzen. Denn dann besteht die Gefahr, dass er sich entzündet.

Überschwemmungsmücken legen ihre Eier in feuchten Böden ab. Das Weibchen sucht sich dafür Stellen aus, die regelmäßig überschwemmt werden. Wenn das Wasser steigt und die Temperatur stimmt, schlüpfen die Larven. Gerade nach „starken Regenfällen und bei Hochwasser im Sommer“, schreibt das Umwelt Bundesamt, „kann es dann zur Massenentfaltung von Stechmücken und einer massiven Belästigung kommen.“

Anhand ihres unterschiedlichen Brutgeländes kann man die Überschwemmungsmücken laut der KABS noch in die Untergruppen der „Wiesen- und Auwaldstechmücken“ und der „Sumpfwaldstechmücken“ einteilen.

Sumpfwaldstechmücken

Wie es der Name schon andeutet, legen Sumpfwaldstechmücken ihre Eier in versumpften Wäldern ab. Die Larven schlüpfen oft schon im Februar, wenn das Wasser noch kalt ist. Allerdings kann die Entwicklungszeit dieser Mückenart nach dem Schlüpfen bis zu drei Monate betragen, wie die KAPS schreibt. „Die fertigen Fluginsekten treten“ deswegen  „erst gegen Ende April/Anfang Mai auf.“

Sumpfwaldstechmücken trifft man meistens in der Nähe ihrer Brutstätten an. Anders als Wiesen- und Auwaldstechmücken, die auf der Suche nach Blutwirten oft mehrere Kilometer pro Tag zurücklegen, haben Sumpfwaldstechmücken keinen ausgeprägten Wandertrieb.

Außerdem gibt es von Sumpfwaldstechmücken oft nur eine Generation pro Jahr. Einfach, weil die Sümpfe im Laufe des Sommers oft eintrockenen und die Larven nicht mehr schlüpfen können.

Wiesen- und Auwaldstechmücken

Die Wiesen- und Auwaldstechmücken sind laut der KAPS die größten Plageerreger am Oberrhein. Und das hat gleich mehrere Gründe:

  • Wiesen- und Auwaldstechmücken haben einen starken Wandertrieb. Das bedeutet: Auf der Suche nach einem Blutwirt legen sie pro Tag oft mehrere Kilometer zurück.
  • Außerdem haben sie laut der KAPS eine „ausgeprägte Stechlust“.
  • Ihre Eier legen sie in den Überschwemmungsbereichen von großen Flüssen und Seen ab. „Es sind im allgemeinen tiefliegende Wiesen, Schilfgebiete, sowie flache Senken im Bereich der Weichholzaue“, schreibt die KAPS. Das für die Mücken einen entscheidenden Vorteil: In Überschwemmungsgebieten gibt es für sie kaum Fressfeinde. Deswegen können sie sich fast ungehindert vermehren.
  • Die Eier der Wiesen- und Auwaldstechmücken können über zehn Jahre lang überleben. „Selbst nach vielen hochwasserlosen und damit mückenfreien Jahren“, so die KAPS, „kann es nach Überflutungen zu einer Massenvermehrung kommen.“
  • Außerdem schlüpfen nie alle Larven gleichzeitig. Mit jedem neuen Hochwasser schlüpft eine neue Mückengeneration. Die KAPS warnt: „In einem Sommer kann sich daher die Zahl der Plage erregenden Stechmücken multiplizieren.“

Neue Mückenarten in Deutschland durch den Klimawandel

Die Überschwemmungs- und Hausmücken sind nicht die einzigen Mückenarten, die es in Karlsruhe und Umgebung gibt. So hat sich laut der KAPS in Südbaden eine Fieberstechmückenart zu einem bedeutenden Lästling entwickelt. In den Tropen sind Fieberstechmückenarten dafür bekannt, dass sie Malaria übertragen. Deswegen nennt man sie auch Malariastechmücke.

In Europa gilt Malaria seit 1974 eigentlich als ausgerottet. Doch tatsächlich könnten Mücken, die tropische Krankheiten wie Malaria oder das West-Nil-Fieber übertragen, in Deutschland bald zu einer Plage werden. Schuld daran ist der menschengemachten Klimawandel.

Durch die steigenden Temperaturen breiten sich neue Mückenarten in Deutschland aus. So hat Lothar Wieler, der Chef des Robert Koch-Instituts, letztes Jahr gegenüber der Funke Mediengruppe erklärt: „Der Klimawandel führt in Deutschland zu einer Ausdehnung der Lebensräume für Mücken und Zecken. Viele Mücken- und Zeckenarten können virale, bakterielle und parasitäre Infektionserreger übertragen.“

Karlsruhe: Die Tigermücke breitet sich weiter aus

Eine besondere Gefahr geht von der Asiatischen Tigermücke aus, die sich auch in Karlsruhe und Umgebung immer mehr ausbreitet. Das Problem: Sie kann Tropenkrankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen.

Eigentlich stammt die Tigermücke aus den südostasiatischen Tropen. Doch durch den internationalen Warenhandel hat sie sich auch in Europa verbreitet. Laut der KABS hat sich die Tigermücke in Karlsruhe und Umgebung „explosionsartig“ vermehrt.

Xenia Augsten, die Pressesprecherin der Kabs, hat im Gespräch mit ka-news.de allerdings erklärt, dass noch kein Grund zur Sorge besteht: „In Deutschland ist uns noch kein Fall bekannt, bei dem sich ein Mensch über eine Tigermücke mit einer Tropenkrankheit infiziert hat.“