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Vom Leiden, Sterben und Auferstehen

21 Fragen (und Antworten) rund um die „Heiligen Drei Tage“ und Ostern

Zu Ostern feiern ChristInnen mit der Auferstehung Jesu das Fundament des christlichen Glaubens (im Bild: Auferstandener, Pfarrkirche Thörl Maglern). (© Foto: Prof. Heinz Ellersdorfer)
Zu Ostern feiern ChristInnen mit der Auferstehung Jesu das Fundament des christlichen Glaubens (im Bild: Auferstandener, Pfarrkirche Thörl Maglern). (© Foto: Prof. Heinz Ellersdorfer)

Klagenfurt, 22. 3. 16 (pgk). Seit dem Aschermittwoch bereiten sich ChristInnen auf das Osterfest, das höchste Fest im Kirchenjahr, vor. Die „Heiligen Drei Tage“ Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag sind wichtige Schritte auf dem Weg auf Ostern zu. 21 Fragen (und Antworten) rund um dieses österliche Triduum sowie zum Osterfest stellen Entstehung, Bedeutung und Brauchtum dieser Tage in den Mittelpunkt.

1) Was sind die „Heiligen Drei Tage“? Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag werden als die „Heiligen Drei Tage“ oder auch als „Triduum paschale“ (österliches Triduum) bezeichnet. Das österliche Triduum steht in der alten kirchlichen Tradition, die diese drei Tage des Gekreuzigten, Begrabenen und Auferweckten als liturgische Einheit betrachtet.

GRÜNDONNERSTAG

2) Woher stammt der Name Gründonnerstag? Sprachwissenschafter leiten das Wort vom mittelhochdeutschen „greinen“ (weinen, trauern) ab. Volkstümlich wird die Bezeichnung „grün“ jedoch auf die grüne Farbe von vegetarischen Fastenspeisen wie Spinat zurückgeführt. So waren und sind in der rituellen Mahltradition des jüdischen Pessachfestes Grünkräuter ein wesentlicher und verpflichtender Bestandteil. Außerdem trugen im Mittelalter die Priester an diesem Tag grüne Messgewänder. Auch die am Gründonnerstag wieder aufgenommenen öffentlichen Büßer wurden mit grünenden Zweigen verglichen.

3) Was ist der theologische Inhalt des Gründonnerstags? Am Gründonnerstag gedenken ChristInnen des Letzten Abendmahles und der Gefangennahme Jesu. Hauptthema der liturgischen Feier am Gründonnerstag ist die Einsetzung des heiligen Sakraments der Eucharistie, die am Donnerstag in der zweiten Woche nach Pfingsten in der Festfeier des Fronleichnamstages noch einmal gefeiert wird.

4) Was ist das Besondere an der Gründonnerstagsliturgie? Die hl. Messe am Abend des Gründonnerstags wird sehr feierlich gestaltet. In vielen Pfarren werden Leib und Blut Christi in Form von Brot und Wein gereicht. Am Ende der hl. Messe wird das eucharistische Brot, die hl. Hostie, als Zeichen der Gegenwart Jesu Christi, an einen dafür vorgesehenen Aufbewahrungsort (Seitenaltar oder Sakramentskapelle) getragen, wo es bis zur Osternacht bleibt. Außerdem wird sämtlicher Altarschmuck entfernt.

5) Was bedeutet die Redewendung „Die Glocken fliegen nach Rom“? Nach alter Tradition läuten die Glocken beim Gloria der Abendmahlmesse am Gründonnerstag zum letzten Mal. Sie erklingen dann, ebenso wie die Orgel, erst wieder in der Osternachtsmesse zum Gloria, um die Auferstehung Jesu Christi zu verkünden. Das Schweigen der Glocken deute, so Durandus von Mende (1230 – 1296), auf die Flucht und stumme Wortlosigkeit der Apostel hin. Orgel und Glocken als Zeichen des Triumphs schweigen ebenso wie die Messglocken der MinistrantInnen. Mit dem Wiedererklingen der Glocken und der Orgelmusik in der Feier der Osternacht kehren Leben und Hoffnung wieder zurück.

6) Was hat es mit der „Fußwaschung“ auf sich? Der Brauch, der in einigen Pfarren durch den Priester vollzogen wird, erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem dieser seinen zwölf Jüngern als Zeichen der Demut und Liebe die Füße wusch. Die Wurzeln dieser Zeremonie liegen in der Tradition Israels, wo die Fußwaschung als Zeichen der Gastfreundschaft galt und immer noch gilt. In dieser religiösen und kulturellen Tradition steht Jesus und handelt danach. Er ist Gastgeber und erweist den Gästen damit nicht nur die gebührende Ehre, sondern gibt ihnen damit ein motivierendes Vorbild und Beispiel.

KARFREITAG

7) Welche Bedeutung hat der Karfreitag? Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung und des Todes Jesu. In der frühen Kirche versammelte sich die Jerusalemer Gemeinde noch vor Tagesanbruch im Garten Gethsemane am Ölberg, um dort der Gefangennahme Jesu zu gedenken. Am Morgen traf man sich in der Kreuzeskirche in Jerusalem, um dann um 8 Uhr auf Golgotha mit der Verehrung der Kreuzesreliquie sowie den Lesungen, Gesängen und Berichten über den Tod Jesu die hl. Liturgie fortzusetzen.

8) Worin liegt die Besonderheit der Karfreitagsliturgie? Schon die ältesten Karfreitagsliturgien beginnen mit der neunten Stunde, das ist nach heutiger Zeitrechnung um 15 Uhr. Diese Stunde war nach den Evangelien die Todesstunde Jesu. Heute wird in vielen Pfarren um 15 Uhr eine Kreuzwegandacht gehalten und abends die Karfreitagsliturgie gefeiert. Am Karfreitag feiert die Katholische Kirche eine besondere, eigenständige und traditionsreiche Liturgie. Diese Karfreitagsliturgie umfasst drei Teile, nämlich einen Wortgottesdienst mit den „Großen Fürbitten“, die Erhebung und Verehrung des Kreuzes und die Kommunionfeier. Der Karfreitag ist der einzige Tag, an dem weltweit in der katholischen Kirche keine Eucharistiefeier gehalten wird. Die Gläubigen empfangen die am Vortag geweihten hl. Hostien als Leib Christi.

9) Welche Bedeutung haben die Osterratschen? Hölzerne Ratschen wurden seit dem 13. Jahrhundert als Ersatz für die verstummten Glocken und die Schellen der Messdiener verwendet. An vielen Orten gehen auch heute noch Kinder damit durch die Strassen und rufen die Gläubigen am Karfreitag zum Gebet und zur Feier der Karfreitagsliturgie auf.

KARSAMSTAG

10) Welche Bedeutung hat der Karsamstag? Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe Christi. Zwischen der Feier des Todes Jesu am Karfreitag und der Feier seiner Auferstehung in der Osternacht deutet der Karsamstag das „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt.

11) Woher kommt der Brauch der Speisensegnungen? Dieser Brauch wird besonders in Bayern, Südtirol und Kärnten gepflegt. Er lässt sich bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Speisen wie Eier und Fleisch, deren Genuss in der strengen mittelalterlichen Fastenordnung verboten war, gewannen durch diese österliche Segnung im Volksglauben besondere Bedeutung und Kräfte. Heute kann dieser Brauch den Sinn haben, die Brücke zu schlagen zwischen dem Altar und dem häuslichen Tisch, zwischen dem Sakralen und dem Profanen.

12) Warum spricht man von Speisensegnung und nicht von „Fleischweihe“? Sachen, Gegenstände und Tiere werden nicht „geweiht“, wie es im Volksmund oft heißt, sondern „gesegnet“. Es gibt keine „Autoweihen“, „Pferdeweihen“ oder „Fleischweihen“, sondern nur entsprechende Segnungen. Daher heißt es auch „Speisensegnung“. „Geweiht“ werden Personen, die in den Dienst Gottes gestellt werden. Auch Kirchenbauten und Dinge, die für den dauernden liturgischen Gebrauch bestimmt sind, also ausschließlich für den heiligen und heiligenden Dienst bestimmt sind, wie z. B. Glocken, Kelche, Öle u. dgl. werden geweiht. Deutlich wird dies in der Altarweihe, in der ein Altar zu einem besonderen heiligen Ort und als Symbol für Jesus Christus selbst wird.

OSTERN

13) Was feiern ChristInnen zu Ostern? Das Osterfest ist das höchste und mit Pfingsten auch das älteste Fest der Christenheit sowie der Höhepunkt des Kirchenjahres. ChristInnen feiern mit der Auferstehung Jesu das Fundament des christlichen Glaubens.

14) Warum hat Ostern kein festes Datum wie z. B. Weihnachten? Seit dem Konzil von Nizäa (325) wird das Osterfest am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Die Art der Berechnung des Osterfestes ist in der Ost- und Westkirche gleich. Da der Frühlingsvollmond jedoch in der Ostkirche nach dem Julianischen und nicht dem Gregorianischen Kalender berechnet wird, können die Termine des Osterfestes in der Ost- und Westkirche einen Unterschied von bis zu fünf Wochen aufweisen. Alle so genannten „beweglichen“ Festtage des Kirchenjahres wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder Fronleichnam richten sich mit ihrem Termin nach dem jeweiligen Osterfest.

15) Was heißt „Ostern“ überhaupt? Die römische Liturgie und die romanischen Sprachen sowie das Niederdeutsche, Holländische, Norwegische und Dänische nennen Ostern nach dem aramäischen Namen des zugrunde liegenden Paschafestes (Ital. pasqua, Span. pascua, Franz. pâques). Das jüdische „Passah“ (vom Hebräischen „pesach“) bedeutet: „vorübergehen, überspringen, verschonen“ und erinnert an Gottes rettende Heilstaten beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Der Ursprung des deutschen Wortes „Ostern“ ist unklar und es gibt verschiedene Deutungen. Dass sich das Wort von der englischen Friedensgöttin „Ostara“ ableitet, wird inzwischen von Forschern angezweifelt. Andere Wissenschaftler verweisen auf „Osten“ (Aufgang der Sonne) oder auf das mittelhochdeutsche „Urständ“ (= Auferstehung) als mögliche Erklärung für die Bedeutung des Wortes. Neuere Deutungen leiten den Namen „Ostern“ von der christlichen Bezeichnung „hebdomada in albis“ (Woche in weißen Kleidern) ab. Dabei habe man das „in albis“ als Plural von „alba“ (lat.: Morgenröte) betrachtet und mit dem althochdeutschen „eostarun“ übersetzt. Auch dieser Erklärungsversuch basiert auf der Vorstellung von Christus als die im Osten aufgehende Sonne.

16) Was bedeutet die Osterkerze? Der Brauch einer Osterkerze taucht erstmals 384 in Piacenza auf. Die Osterkerze, ein Sinnbild für den auferstandenen Christus als „Licht der Welt“, erhält im Laufe der Jahrhunderte ihre heutige Gestalt und Gestaltung. Sie ist wegen ihrer Größe leicht sichtbar und wird, aufgestellt auf einem Leuchter im Altarraum, von der Feier der Osternacht bis Pfingsten möglichst zu jeder liturgischen Feier  angezündet. Auf ihrer Vorderseite ist mit Wachs ein Kreuz aufgetragen, über dem oben der erste (Alpha) und unten der letzte (Omega) Buchstabe des griechischen Alphabets zu lesen sind. In den vier Feldern des Kreuzes steht jeweils eine Ziffer der Jahreszahl. Die Osterkerze wird auch außerhalb der Osterzeit zu jeder Tauffeier entzündet.

17) Wieso zündet man Osterfeuer an? Die in Europa, besonders in den Alpenländern, verbreiteten Osterfeuer haben ihren Ursprung in der katholischen Osterliturgie. Osterfeuer erinnern an die Auferstehung Christi und sind Zeichen, dass Jesus lebt. Die christliche Osternachtfeier kennt seit dem 4. Jahrhundert eine eigene Lichtfeier, seit dem 8. Jahrhundert wird dafür (erstmals im Bereich der fränkischen Kirche) eine Feuerweihe vor der Kirche abgehalten. Mit dem geweihten Feuer wird die Osterkerze entzündet, die unter dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi" (=Christuslicht) in die dunkle Kirche getragen wird. Als außerliturgischer Volksbrauch sind Osterfeuer erst seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar.

18) Welche Bedeutung hat das Osterlamm? Das Osterlamm ist das vermutlich älteste Symbol für den auferstandenen Christus. Jesus wird in der Bibel und auch in der Hl. Messe oft das „Lamm Gottes“ genannt. Das Lamm zu Ostern erinnert auch an das Paschafest der Juden, bei dem ein Lamm gegessen wurde. Dieses Fest hat Jesus mit seinen Freunden noch kurz vor seinem Tod gefeiert. Auf alten Darstellungen trägt das Osterlamm oft eine Fahne – als Zeichen des Sieges. Christus, das Lamm Gottes, hat über den Tod gesiegt.

19) Was hat es mit dem Osterhasen auf sich? Der Hase taucht bereits in der ägyptischen Mythologie als Symbol der Fruchtbarkeit auf. Die Vorstellung vom Hasen als österlicher „Eierbringer“ ist in Deutschland zum ersten Mal im 17. Jahrhundert belegt. In Byzanz soll er im Mittelalter ein Zeichen für Christus gewesen sein. In der Annahme, der Hase schlafe mit offenen Augen, verglich man ihn mit dem Auferstandenen, der im Tod nicht entschlafen war. Im Mittelalter werden Hasen in der christlichen Zahlenmystik verwendet, um die Einheit Gottes in der Dreifaltigkeit sinnbildlich darzustellen, wie dies zum Beispiel im bekannten Drei-Hasen-Fenster im spätgotischen Kreuzgang des Domes zu Paderborn zu sehen ist.

20) Und warum bringt der Osterhase Ostereier? Das Ei ist ein uraltes Fruchtbarkeitssymbol, Ursymbol des Lebens, des Seins und Werdens. Die Tradition des Verschenkens von bunten Eiern lässt sich bis 5000 v. Chr. bei den Chinesen, den Ägyptern und den persischen Großkönigen zurückverfolgen. Bereits in diesen Epochen hat man zum Frühlingsfest buntbemalte Eier verspeist. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter „Osterei“ auch ein „bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei“. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Begriff im heutigen Sinne verwendet. Verzierte Ostereier werden erstmals 1615 erwähnt. Gekochte Eier bedeuten in vielen Kulturen „verhindertes Leben“ und sind Zeichen der Trauer und Klage. Teilweise gehören sie auch zu den rituellen Speisen des Trauermahles. Die oft kunstvoll bunt bemalten und geschmückten  Ostereier weisen jedoch  auf den Wandel vom Tod zum Leben hin. So wird das Osterei zum Symbol des Lebens und der Hoffnung über den Tod hinaus, in dem das Geheimnis von Tod und Auferstehung zum Leben „handgreiflich“ geborgen ist. Dies erinnert an das Psalmwort: „Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet“(Ps 30,12).

21) Warum finden am Ostermontag Emmausgänge statt? Der Emmausgang ist ein Brauch in Erinnerung an den Gang der verzweifelten Jünger nach Emmaus, dem sich der auferstandene Jesus Christus  unerkannt angeschlossen hat, um ihnen die Augen zu öffnen und sie wieder zum Glauben an Gott, der den Tod überwindet und das ewige Leben schenkt, zu führen. Ausgeführt wird der Emmausgang als ein geistlicher Gang mit Gebet und Gesang oder als ein besinnlicher Spaziergang durch die im Frühling aufblühende Natur am Ostermontag, der deshalb auch Emmaustag heißt.