Ida Raming, Theologin und Publizistin, am 2. Juli 2002 in Greven.
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Deutsche Theologin Ida Raming: «Degradierung der Frauen» in der Kirche ist eine Sünde

Die Theologin und Publizistin Ida Raming (90) will weiter für die vollständige Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche kämpfen. «Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich glaube an die Aussage: Wahrheit wird siegen, nicht die Lüge», sagte sie im Deutschlandfunk. Sie liess sich vor 20 Jahren verbotenerweise zur Priesterin weihen.

Unter Lüge verstehe sie die «Degradierung der Frauen» sowie den Anspruch, «unverschämt das Wesen der Frau zu beschreiben mit diesen Worten: ‘Gleichwertig, aber andersartig’.»

Mit schwersten Kirchenstrafen belegt

Raming ist eine von sieben Frauen, die sich im Juni 2002 auf einem Donauschiff verbotenerweise zur katholischen Priesterin weihen liessen. Dafür wurden sie vom Vatikan mit der schwersten Kirchenstrafe belegt, mit der Exkommunikation, also dem Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft.

«Wir sind ein Stachel im Fleisch dieser Kirche.»

Ida Raming, Theologin

Im Deutschlandfunk erklärte die Theologin, sie wolle keinesfalls aufhören mit ihrem Kampf für die Priesterweihe von Frauen: «Wir bleiben dabei. Wir sind ein Stachel im Fleisch dieser Kirche, der notwendig ist, der immer sticht und sticht und so, denn die müssen ja mal aufwachen.»

Priesterweihe im Bistum Chur, März 2022
Priesterweihe im Bistum Chur, März 2022

Exkommuniziert, aber weiterhin zahlendes Mitglied

Alle sieben Frauen von damals hätten ihren Schritt trotz entsprechender Aufrufe aus dem Vatikan nie bereut, fügte die 90-Jährige hinzu: «Das sage ich mit Stolz.» Sie sei zwar exkommuniziert, aber weiterhin «zahlendes Mitglied» der römisch-katholischen Kirche. Damit sage sie ja nicht, die Kirche mache alles richtig, aber «ich gehöre nun mal dazu, und ich trete auch nicht aus, weil wir protestieren ja innerhalb dieser Kirche».

Inzwischen sehe sie in dieser Kirche mehr Verbündete denn je – etwa unter bekannten Ordensfrauen wie Philippa Rath und Katharina Ganz.

Problem an der Spitze der Kirche

Das Problem sei vor allem an der Spitze der Kirche zu finden: «Ein grosses Verbrechen ist, dass die Männer im Vatikan dem Heiligen Geist vorschreiben wollen, wen Gottes Geist berufen hat. Sie machen unendliche Fehler.» Sie könnten nicht behaupten, dass dies alles von Gott so gewollt sei, so Raming weiter: «Die Männer üben Macht über die Frauen aus, und das ist Sünde.» (kna)


Ida Raming, Theologin und Publizistin, am 2. Juli 2002 in Greven. | © KNA
27. Dezember 2022 | 14:41
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