Landau-Brüder "Falter"-Menschen des Jahres
Die Wiener Wochenzeitung "Falter" hat die Brüder Michael (63) und Daniel Landau (59) zu "Menschen des Jahres" gekürt. Der scheidende Caritas-Präsident und katholische Priester Michael sowie sein jüngerer Bruder und Bildungsaktivist Daniel seien im vergangenen Jahr "zu den Gesichtern der österreichischen Zivilgesellschaft" avanciert, "die diese Republik veränderten" würdigte die Wochenzeitung in ihrer aktuellen Ausgabe das Engagement des Brüderpaars.
"Wo im Staat Fugen offen bleiben und die Politik zu beschäftigt scheint, kommt immer irgendwo ein Landau daher und kittet drüber", ist in der Zeitung über die Wiener Brüder zu lesen, diese seien so etwas wie die nationalen Botschafter des Miteinanders. "Armut und Nächstenliebe, Bildung und Flucht", seien die Themen, mit denen man die Landaus verbinde. So sei Michael Landau seit zehn Jahren der Öffentlichkeit als Gesicht der katholischen Hilfsorganisation bekannt. Daniel Landau wurde als Koordinator für ukrainische Schüler, Veranstalter von Lichtermeeren und für sein Engagement gegen Antisemitismus an Schulen prominent.
Woran es in dem Land kranke, könnten die Landaus stets mit Zahlen und Fakten, "immer akkurat, immer aktuell", untermauern, so der "Falter": "Nur sieben Prozent der Eltern mit Pflichtschulabschlüssen bringen ihre Sprösse durch Masterstudien. Die ärmsten zehn Prozent brauchen in Österreich fünf Generationen, bis sie durchschnittlich verdienen", rezitierten sie. Das münde in immer wieder vorgetragenen Forderungen wie dem "flächendeckenden Angebot ganztägiger Schulformen" (Daniel) oder der "substanziellen Erhöhung des Ausgleichszulagen-Richtsatzes" (Michael). Hier zeigten sich die "Lebensthemen" - Armut und Bildung - der beiden.
Aufgewachsen mit "angewandten Glauben"
Aufgewachsen waren zwei in einem zwar jüdisch-katholischen, aber nicht sonderlich religiösen, Haushalt, gaben die beiden an. Die Eltern lebten den Kindern "eine Art angewandten Glauben" vor: Die Mutter betete zwar nachts mit den Söhnen, aber hatte sie nicht taufen lassen. Der Vater wurde zwar manchmal im Tempel gesehen, aber feierte daheim Weihnachten.
In Berührung mit dem katholischen Glauben kam Michael Landau durch Freunde, die er in die Kirche begleitete und den Religionsunterricht. Michael habe dabei all seine Argumente "wieder und wieder" hinterfragt, erinnerte sich sein damaliger Lehrer Gustav Pirich. Politisiert hatte sich Landau schließlich auch im Dachverbands katholischer Schülerverbindungen (MKV).
Glaube stellt Frage nach dem "Warum?"
Irgendwann habe sich der Doktor der Biochemie dann gefragt, ob er nicht doch Priester werden solle: "Die Naturwissenschaft stellt die Frage nach dem Wie, der Glaube nach dem Warum. Mit den Werkzeugen des einen kann ich nicht Fragen des anderen beantworten", so Michael Landau, der in Wien und Rom Theologie studierte, in letzterer wurde er mit 32 Jahren zum Priester geweiht. Geprägt wurde er durch den damaligen Wiener Caritasdirektor Helmut Schüller, der später durch seinen "Aufruf zum Ungehorsam" bekannt werden sollte, in dem er etwa weibliche und verheiratete Priester verlangte. Eben jener Schüller bat Landau 1995, ihm als Wiener Caritas-Direktor nachzufolgen.
Spätestens ab 2013 - als Michael Landau zum Präsident der österreichischen Caritas bestellt wurde - war er auch einem breiten Publikum ein Begriff, etwa als jener, der fortwährend Politikern ins Gewissen rede. Es gehe ihm nicht ein, wie großherzig die Politik einen Signa-Konzern mit Hilfsgeld bedenkt, während jeder Cent Sozialhilfe zu erkämpfen sei, bekannte der Caritas-Chef.
Optimistisch, "bis es wehtut"
Kirche und Schule scheinen zu starr, um sie im Laufe eines Lebens zu verändern. Frustrieren würde sie das nicht, eher bestärken, schrieb die Wochenzeitung. So würde die Männer ein Optimismus, "bis es wehtut" einen, so der "Falter". Die "positive Natur" der beiden, sei das wahrscheinlich augenscheinlichste Landau-Attribut. "Ich kann mich über die kleinsten Dinge freuen", so Daniel. Auch Michael Landau könne man sich schwer erbost, oder aufgebracht vorstellen: "Er ist geübt in Dialektik, mit seinem Humanisten-Arsenal aus biblischem Humus, salbungsvoller Lebenserfahrung und politischer Präzision könnte er Interviewreihen füllen".
Nun sorgten sich die Landaus wieder vor dem neuen Jahr, den neuen Wahlen, dass eine neue, Regierung wieder bei den Armen sparen, ebenso an der Bildung oder im Pflegebereich. Wenn man das Leid sehe und um die Nöte wisse, könne man nicht mehr ruhig schlafen, meinte Daniel Landau, der das eigene Engagement "fast als Sucht" bezeichnete. Michael Landau zitierte hingegen das Zweiten Vatikanischen Konzil: "Man darf nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus Gerechtigkeit geschuldet ist."
Quelle: Kathpress