Ukraine-Krieg Autobauern drohen Materialmangel und Absatzverluste

Quelle: dpa 2 min Lesedauer

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Der Teilemangel wird wieder stärker. Laut dem Ifo-Institut klagten im Februar wieder mehr Firmen über Engpässe in der Beschaffung. Jetzt kommen noch die direkten Folgen des Ukraine-Kriegs dazu. Einige Hersteller wird es wohl doppelt hart treffen.

Laut dem Münchner Ifo-Institut berichten 89 Prozent der befragten Betriebe aus Autoindustrie und Maschinenbau von Lieferproblemen.
Laut dem Münchner Ifo-Institut berichten 89 Prozent der befragten Betriebe aus Autoindustrie und Maschinenbau von Lieferproblemen.
(Bild: Opel)

Der Materialmangel in der deutschen Industrie hat sich im Februar wieder verschärft. Besonders die Autoindustrie und der Maschinenbau sind betroffen – und diese Branchen könnten in Folge des Ukraine-Kriegs noch größere Probleme bekommen.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, verwies auf Rohstoffe wie Palladium, das für Autokatalysatoren benötigt wird. Hier sei Russland hinter Südafrika die Nummer 2 auf dem Weltmarkt. „Wenn das nicht mehr aus Russland geliefert werden kann, drohen in einzelnen Wirtschaftssektoren massive Störungen. Dann entsteht tatsächlich die Gefahr, dass es zu (weiteren) Lieferverzögerungen bei Autos kommen kann“, sagte Adrian den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Für die deutschen Autobauer dürften die Folgen des Ukraine-Kriegs ebenfalls spürbar werden, wenn auch der russische und ukrainische Markt überschaubare Volumina haben. Immerhin ist der Absatz in der Region vor der Corona-Pandemie gewachsen. VW verkauft in Russland nach Angaben des Center of Automotive Management im letzten Jahr rund 204.000 Fahrzeuge (12 Prozent regionaler Marktanteil), BMW und Mercedes jeweils rund 50.000 Neuwagen.

Spürbar treffen dürfte der Ukraine-Krieg allerdings Skoda. Für den tschechischen Autobauer war Russland in den letzten Jahren ein deutlicher Wachstumsmarkt wie auch generell Osteuropa. Allein in Russland verkaufte Skoda im Jahr 2021 rund 90.000 Neuwagen – etwa jedes zehnte produzierte Fahrzeug. In Osteuropa kamen nochmals 35.000 Einheiten dazu (für die Ukraine selbst liegen der Redaktion keine Zahlen vor).

Doppelt belastet wird die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz. Einerseits brachten die Hersteller zuletzt gemeinsam rund 212.000 Neuwagen in den Markt (13 Prozent Marktanteil). Andererseits gehört der Lada-Hersteller Avtovaz mehrheitlich zu Renault. Die heimische Marke hat eine einschneidende Modernisierung hinter sich und ließ 2021 immerhin 351.000 Neuwagen zu (21 %). Der Kaufkraftverlust infolge eines deutlich fallenden Rubel-Kurses dürfte die Nachfrage zusätzlich zu den sanktionsbedingten Erschwernissen deutlich bremsen.

„Die erhoffte Trendwende ist ausgeblieben“

Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts klagten im Februar mit 74,6 Prozent fast drei Viertel der Firmen über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Im Januar hatte sich mit 67,3 Prozent noch eine Entspannung angedeutet. Im Dezember hatten 81,9 Prozent der rund 2.300 regelmäßig befragten Betriebe über Probleme berichtet.

„Die erhoffte Trendwende ist ausgeblieben“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Materialknappheit habe in allen Branchen wieder zugenommen. Dies verzögere weiter den Aufschwung in der Industrie. So berichteten laut Ifo 89 Prozent der Unternehmen aus Autoindustrie und Maschinenbau von Lieferproblemen. Dicht dahinter folgen die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten und elektrischen Ausrüstungen mit jeweils rund 88 Prozent. „Für die Industrie bleibt es somit schwierig, die sehr gute Auftragslage in Produktion umzusetzen“, sagte Wohlrabe.

DIHK-Präsident Adrian betonte, Russland werde wohl versuchen, sich von Sanktionen des Westens betroffene Produkte nun aus China zu beschaffen. Dies könnte dann Einfluss auf die deutschen Handelsbeziehungen mit China haben.

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