Hätte Napoli am Samstag nicht mit 3:1 bei Hellas Verona gewonnen, es träfen wohl zwei taumelnde Boxer in der Königsklasse aufeinander. Und es säße womöglich schon nicht mehr Rudi Garcia auf der Trainerbank der Süditaliener. Der Franzose war jüngst öffentlich von Präsident Aurelio De Laurentiis angezählt worden, in der Länderspielpause entschied sich der exzentrische 74-Jährige aber gegen einen neuen Coach.
Neapel schlug in der Liga zurück, auch die geschlossene Mannschaftsleistung honorierte die italienische Presse. Dass dies nur für das jüngste Auswärtsspiel gegolten habe, wollte Garcia nicht bestätigen: "Nicht nur in Verona haben wir eine Einheit gesehen. In der Kabine habe ich die immer erlebt, auch wenn die Ergebnisse mal nicht gepasst haben."
In Abwesenheit des schmerzlich vermissten Top-Torjägers Victor Osimhen (Oberschenkelverletzung und mehrwöchige Zwangspause) nahm der in den vergangenen Wochen in die Kritik geratene Khvicha Kvaratskhelia Verantwortung. Sein erst zweiter Doppelpack im Neapel-Trikot war nicht nur Balsam für die Seele des Georgiers.
"Napoli, Kvara geht voran", schrieb die "Gazzetta dello Sport" vor dem Gastspiel in Berlin. Der Respekt vor Union und dessen "jüngster Geschichte" (Garcia) ist groß: "Sie machen gerade eine schwierige Phase durch, aber wir wissen um den Wert dieser Mannschaft."
Offiziell wird mit 3436 Fans im Auswärtsblock kalkuliert
Neapels Trainer warnte sein Team, "sehr vorsichtig" sein zu müssen, da mit Union ein "sehr geladener" Gegner komme. Wut im Bauch dürften die Eisernen tatsächlich genügend haben. Das 2:3 gegen Braga nach 2:0-Führung vor exakt drei Wochen bedeutete einen empfindlichen Tiefschlag.
Napoli aber hat ganz eigene Probleme und nichts zu verschenken. "Wir müssen die zu Hause gegen Real Madrid verlorenen Punkte zurückholen und das werden wir morgen versuchen", versprach Garcia. Auch um die Auswärtsbilanz in Deutschland weiter aufzupolieren.
Napoli hatte keines seiner ersten acht Auswärtsspiele in Deutschland gewinnen können (drei Remis, fünf Niederlagen) und verlor zwischenzeitlich sogar vier Partien in Folge. Die vergangenen drei Vergleiche mit deutschen Klubs gewannen die Partenopei aber allesamt - bei 7:0 Toren.
Wie viele Fans die Mannschaft bei der "Mission possible" ("Corriere dello Sport") unterstützen werden, wird sich wohl erst im Stadion zeigen. Von nur 1000 Fans schreibt Napoli auf seiner Website, offiziell wird im Auswärtsblock mit 3436 Tifosi kalkuliert. Darüber hinaus werden einige mehr versuchen, noch Karten für das Gastspiel des amtierenden italienischen Meisters zu ergattern.
"Wir wissen, dass es auch hier in Berlin viele Fans von uns gibt und wir werden versuchen, ihnen die Freude zu bereiten, die sie für ihre erbrachten Opfer verdienen. Sie folgen uns überall hin", erklärte Garcia.