Bundesliga

"Hochanständiger" Guirassy macht Wohlgemuth sprachlos

VfB: Für den Moment ein Spitzenteam

"Hochanständiger" Guirassy macht Wohlgemuth sprachlos

Gefeiert von den VfB-Fans: Serhou Guirassy.

Gefeiert von den VfB-Fans: Serhou Guirassy. IMAGO/Sportfoto Rudel

Man machte sich ja beinahe schon ein wenig Sorgen um Serhou Guirassy, weil der arme Kerl nach zuvor zehn Toren in fünf Partien in der Vorwoche beim 2:0 des VfB beim 1. FC Köln leer ausgegangen war. Mutmaßlich sind irgendwo in der Republik schon die Torlos-Minuten-Zähler angesprungen, die immer anspringen, wenn ein üblicherweise treffsicherer Angreifer mal das Tor nicht trifft. Und so tickten sie auch am Samstag, als Stuttgart den VfL Wolfsburg empfing, imaginär im Cannstatter Oval gnadenlos weiter. 155. 156. 157 Minuten waren es, ohne Nachspielzeiten gerechnet, die der 27-Jährige kein eigenes Tor bejubeln durfte. Dann ließ der bis dahin fehlerlose Wolfsburger Innenverteidiger Cedric Zesiger das Bein stehen gegen den bis dahin glücklosen und uninspirierten Guirassy. Nach dem Studium der Video-Bilder zeigte Schiedsrichter Daniel Siebert auf den Punkt, der Gefoulte verwandelte eiskalt in die Mitte und egalisierte damit das 0:1, das Yannick Gerhardt (34.) für die Niedersachsen besorgt hatte.

Spielbericht

Beim 1:1 lief gerade die 67. Minute und die Schwaben waren erst zehn, 15 Minuten lang so richtig in diese Partie hineingekommen, da ihnen die Gäste das Leben in Durchgang eins mit hohem Aufwand und (nie unfairer) Härte das Leben schwer gemacht hatten. Und weil Guirassy eben seinem Tor zum 1:1 noch zwei weitere Treffer folgen ließ binnen 15 Minuten (78., 83.), war Sebastian Hoeneß "richtig stolz, weil ich weiß, wie schwierig es ist, gegen Wolfsburg zu spielen". 3:1-Sieg, 18 Punkte aus sieben Spielen. Der junge Trainer hat binnen weniger Monate aus einem Abstiegskandidaten - zumindest für den Moment - ein Bundesliga-Spitzenteam geformt, auch wenn Hoeneß zu bescheiden ist, das für sich zu reklamieren. Was nach dem Dreier am Samstag keinesfalls unangemessen gewesen wäre. Schließlich hatte er mit seiner Umstellung auf 3-4-1-2 und den Einwechslungen - Silas bereitete das 3:1 vor, Deniz Undav riss mit seiner Wucht und seinem Elan heftige Löcher in die lange sattelfeste VfL-Defensive - durchaus seine Aktien in dem Sieg.

Die richtigen Schlüssel gefunden

Das Rezept für die aktuelle Entwicklung in Stuttgart sieht Fabian Wohlgemuth in einem Potpourri aus mehreren Maßnahmen: "Wir haben die richtigen Schlüssel gefunden, Sebastian Hoeneß die richtige Ansprache, wir haben Qualität dazugeholt, das Team ein bisschen breiter aufgestellt." Der Sportdirektor erkennt "gerade einen besonderen Esprit, eine besondere Dynamik" und weiß natürlich, dass all jene positiven Umstände gerade von Guirassy veredelt werden, der aktuell in der Form seines Lebens ist: "Ich kann dazu gar nicht so viel sagen, weil es mich ja auch sprachlos macht."

Coach Hoeneß liegt natürlich sehr richtig, wenn er nach dieser sehr reifen, bemerkenswert geduldigen Leistung das Team in den Vordergrund stellt: "Serhou ist natürlich der große Kopf des Erfolgs gerade. Aber da gibt es auch schon noch andere, die maßgeblich dazu beitragen. Auf und neben dem Platz." Dass sein Lauf zu nachhaltig negativen Verhaltensauffälligkeiten bei dem Vielgepriesenen führt, glaubt Hoeneß ohnehin nicht: "Das ist ein hochanständiger, normaler Kerl, der die Dinge richtig einordnet. Da ist keine Gefahr, dass er abhebt." Auch diesbezüglich muss man sich also keine Sorgen um Guirassy machen.

Benni Hofmann