Er ist Österreichs bester Turner. Alexander Benda holte am Wochenende in Egg in Vorarlberg fünf Mal Gold und einmal Silber. Der 23-jährige Grazer gewann den Mehrkampftitel, mit der Steiermark die Mannschaftswertung, war auf dem Boden, dem Barren und auf dem Reck nicht zu schlagen und sicherte sich am Sprung Silber. „Er ist derzeit sicher der kompletteste Turner in Österreich“, sagte auch sein ehemaliger Trainer Benno Poduschka. Seit fünf Jahren lebt und trainiert Benda in Innsbruck beim österreichischen Nationaltrainer Petr Koudela.
Benda fühlt sich ob der Bewertung von Poduschka geschmeichelt, sagt aber: „Ich habe noch keine Weltcup-Medaille geschweige denn einen Weltcup-Sieg wie der Vinz.“ Mit „Vinz“ meint Benda seinen steirischen Landsmann Vinzenz Höck, der auch aus der Talentschmiede aus Graz kommt und ebenfalls in Innsbruck lebt und trainiert..

Alexander Benda
Alexander Benda © ÖFT, Robert Labner

Wohngemeinschaft haben die beiden in der Tiroler Landeshauptstadt keine. „Wir waren beide der Meinung, dass die täglich sechs Stunden des gemeinsamen Trainings reichen“, sagt Benda schmunzelnd. Der Grazer ist bester Stimmung, weil er nach 2017 wieder Gold im Mehrkampf holen konnte. Welcher Titel ist schöner, der von 2017 oder der diesjährige? Benda: „Dieser ist schöner, weil ich ihn unbedingt holen wollte und es mir gelungen ist. 2017 habe ich ihn eher überraschend gewonnen. Der Druck war also diesmal höher und ich habe es dennoch geschafft.“

Nervenschlacht in Graz

Benda hatte seine Nerven im Griff. Seinen Eltern in Graz vor dem Livestream erging es anders. Auf drei Bildschirmen verfolgte Vater Michael den Wettkampf. „Wir haben danach telefoniert und der Papa hat gesagt, dass er völlig fertig sei. Es wäre anstrengender gewesen, als einen Marathon zu laufen“, erzählte Benda. Dazu muss man wissen, dass Vater Benda in jungen Jahren ein guter Leichtathlet gewesen ist. Aufgrund des Lockdowns konnte die Eltern nicht nach Vorarlberg fahren

In einem Monat wartet auf Benda und Höck der nächste Wettkampf. Die Europameisterschaft im türkischen Mersin steht von 9. bis 13. Dezember auf dem Programm. Die beiden Berufssoldaten haben am Samstag erfahren: Sie dürfen zu diesem Wettkampf reisen. „Wenn die EM stattfindet, dürfen wir turnen“, freut sich Benda. Einen Wermutstropfen gibt es aber. Nationen wie Deutschland, Russland, die Niederlande, Frankreich, Spanien oder die Briten dürfen aufgrund der Corona-Maßnahmen in ihren Ländern nicht mitturnen. „Das ist schade, weil richtige Topleute fehlen. Aber ich will dort einfach noch besser turnen als bei diesen Meisterschaften. Und ich spüre, da geht noch was“, sagte Benda, der eine Platzierung zwischen 15 und 20 anstrebt.