Markus L. (Name von der Redaktion geändert) arbeitet seit vielen Jahren als Zusteller in der Wesermarsch. Seinen richtigen Namen will er nicht nennen. Er hat Angst vor Sanktionen.
Rund 100 Zustellerinnen und Zusteller sind für die Post zwischen Weser und Jade tätig. Die Zustelltouren seien in den vergangenen Jahren stetig größer geworden, sagt Markus L. Bei einer Landtour müssten die Zusteller am Tag bis zu 600 Haushalte ansteuern, bei einer Stadttour sogar 1.000 und mehr. Die Anzahl der Zustellungen ist aber nicht das einzige Problem. „Wir bekommen immer mehr Pakete“, sagt Markus L. Und viele von denen sind schwer. Bis zu 31,5 Kilo darf ein einzelnes Paket wiegen. „Und das muss man manchmal in den dritten Stock tragen“, weiß Markus L. Der Gewerkschaft Verdi ist diese Last viel zu groß. „Wir fordern für die gesamte Branche eine gesetzliche Beschränkung auf 20 Kilo“, sagt die Gewerkschaftssekretärin Tanja Post. Markus L. ist auf seiner Tour täglich rund 80 Kilometer in der Wesermarsch unterwegs. Dabei stelle er täglich 80 bis 100 Pakete zu, sagt er.
Einstiegsgehalt von 2.400 Euro brutto im Monat
Für Zusteller der Post gilt die 38,5-Stunden-Woche. Täglich sind bis zu 15 Minuten über diese Arbeitszeit hinaus zulässig. Dafür werde ein Einstiegsgehalt von 2.400 Euro brutto gezahlt, sagt die Gewerkschaftssekretärin Tanja Post. Je nach Zahl der Dienstjahre steige das bei den neuen Tarifen auf bis rund 3.000 Euro. Angesichts dieser Bezahlung und der hohen Belastung sei eine kräftige Erhöhung der Löhne angemessen, betont Tanja Post. Und auch angesichts der Gewinnentwicklung bei der Post. 8,4 Milliarden Euro Gewinn weist das Unternehmen fürs vergangene Geschäftsjahr aus. „Die Mitarbeiter haben mit ihrer Leistung großen Anteil an diesem Unternehmenserfolg“, unterstreicht Markus L.
Die Stimmung sei nicht gut bei den Beschäftigten. Das drücke sich auch in der hohen Fluktuation aus, ergänzt Tanja Post: „Viele gehen, weil die Arbeit zu intensiv ist.“ Zur Unzufriedenheit trage neben den stetig wachsenden Anforderungen auch bei, dass es kaum noch feste Zustelltouren gebe, betont Markus L. Immer wieder werde gewechselt. Flexibilität sei für die Post alles, aber die gehe zulasten der Post-Mitarbeiter.
Warnstreiks auch in der Wesermarsch
Am vergangenen Freitag und Samstag gab es im Ringen um eine Tarifanhebung auch in der Wesermarsch Warnstreiks. Weitere könnten folgen. Für den 8./9. Februar ist die nächste Verhandlungsrunde angesetzt. Immerhin hat die Post angekündigt, diesmal ein Angebot vorzulegen.
Bei dieser Tarifrunde geht es ausschließlich um die Post. Doch die Post ist nicht der einzige Zustelldienst. Tanja Post nennt DPD, Hermes, GLS, Amazon. Die arbeiteten sehr intensiv mit Subunternehmen zusammen, macht die Gewerkschaftssekretärin deutlich. Verstöße gegen die Arbeitsschutzgesetzgebung seien bei solchen Subunternehmen an der Tagesordnung. Diese Unternehmen stünden selbst unter großem Druck durch die großen Paketdienste.
Verdi fordert besseren gesetzlichen Schutz
Oft seien die Beschäftigten Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Rechte gar nicht kennen, zum Teil Angst vor Abschiebung hätten. Tanja Post spricht von einem System der Ausbeutung. Die Gewerkschaft Verdi fordert gesetzliche Regelungen zum Schutz dieser Arbeitnehmer. Und eine personelle Aufstockung des Zolls, damit dieser die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen in der Branche besser kontrollieren kann.