Küstenschutz im Landkreis Stade - Dritter Teil der WOCHENBLATT-Miniserie
Innovative Ideen eines Altländer Oberdeichrichters: "Recycling-Klei" für den Deichbau

Der Deichbau war schon in früheren Zeiten ein aufwändiges Unterfangen, wie diese Skizze des Elbdeiches aus dem 18. Jahrhundert zeigt, die im Landesarchiv Stade verwahrt wird  | Foto: NLA Stade
  • Der Deichbau war schon in früheren Zeiten ein aufwändiges Unterfangen, wie diese Skizze des Elbdeiches aus dem 18. Jahrhundert zeigt, die im Landesarchiv Stade verwahrt wird
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(jd). Die Situation ist zwar nicht mit Holland vergleichbar, aber auch im Landkreis Stade liegen einige Bereiche unter dem Meeresspiegel. Ohne die Hauptdeichlinie entlang der Elbe würden manche Flächen in Kehdingen und im Alten Land mit Auflaufen der Flut regelmäßig unter Wasser stehen. Und sollte der Meeresspiegel - wie von Experten prognostiziert - bis zum Ende dieses Jahrhunderts um einen Meter ansteigen, dann wäre das gesamte Gebiet bis zur Geestkante hochwassergefährdet. Das heißt im Klartext: Ohne höhere Deiche wären Teile des Landkreises für künftige Generationen nicht mehr bewohnbar. Um das Thema Deicherhöhung ging es auch bei der 3. Küstenschutzkonferenz, zu der Stades Landrat Michael Roesberg eingeladen hatte. Aus Anlass der Konferenz stellt das WOCHENBLATT in einer kleinen Serie einige Aspekte des Deichbaus vor. Im dritten und letzten Teil geht es um den wichtigsten Baustoff für die Deiche: den Klei.

Höhere Deiche an der Elbe: Eine "Mammutaufgabe" für Jahrzehnte

Um höheren Fluten zu trotzen, müssen die Elbdeiche in den kommenden Jahrzehnten an manchen Abschnitten um bis zu zwei Meter erhöht werden. Dafür werden gewaltige Mengen an Baumaterial benötigt. Allein für den Bereich der drei Deichverbände im Landkreis Stade haben Fachleute einen Bedarf von 6,8 Millionen Kubikmeter Kleierde und Sand errechnet (das WOCHENBLATT berichtete). Doch qualitativ hochwertiger Klei steht in Deichnähe nur äußerst begrenzt zur Verfügung. Das Material aus größerer Entfernung heranzuschaffen, würde nicht nur große logistische Probleme mit sich bringen, sondern auch immense Transportkosten verursachen.

Vor diesem Hintergrund kommt eine Idee wie gerufen, die der Altländer Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts auf der Küstenschutzkonferenz vorgestellt hat und als "Strategie zur Kleigewinnung" bezeichnet. Ulferts schlägt vor, auch getrockneten Schlick zu verwenden, um den hohen Bedarf an Klei zu decken. Denn Kleierde ist im Prinzip nichts anderes als entwässerter Schlick.

Dieser Schlick ließe sich beispielsweise im Tidebereich der Elbe vor Hahnöfersand entnehmen, so Ulferts. Dort könnten zwei sogenannte Kleipütten mit einer Größe von zehn bis 20 Hektar genutzt werden. Der Oberdeichrichter geht davon aus, dass ein Abbau des Schlicks bis zu einer Tiefe von einem bis 1,5 Metern möglich wäre. Entstanden sind diese noch sehr jungen Wattbereiche vor 15 Jahren im Zuge des Rückbaus der Deichlinie westlich und östlich von Hahnöfersand. Im Laufe der Jahre würden sich die Pütten dann mit neuem Schlick füllen.

760.000 Lkw-Ladungen Klei und Sand für höhere Elbdeiche

Eine weitere Möglichkeit, relativ kostengünstig an Deichbaumaterial heranzukommen, sei das Anlegen einer Schlickreifestätte, so Ulferts. Dieses Verfahren wird bereits an der Ems praktiziert. Dort reift Schlick in Poldern heran, die im Prinzip wie ein Spülfeld funktionieren. Befüllt werden diese Polder mit Baggergut aus der Ems.

Die Reifezeit, bis der Schlick als Klei für den Deichbau verwendet werden kann, liegt zwischen sieben und 15 Jahren. Derzeit gibt das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt das Material kostenlos an die Deichverbände ab. "Das muss hier vor Ort ja gar nicht sein", meint Ulferts. Man könnte sich bestimmt auf einen fairen Preis einigen.

Nach Ansicht des Oberdeichrichters sollte man an der Elbe das an der Ems praktizierte Verfahren zum Vorbild nehmen. Anstatt den ausgebaggerten Schlick aus den Elb-Nebenflüssen einfach wieder in die Elbe zu kippen, sei es doch sinnvoller, damit einen Schlickreifepolder anzulegen. So könnte direkt vor Ort eine Art "Recycling-Klei" gewonnen werden. Ulferts räumt aber ein, dass es hier noch reichlich "dicke Bretter" zu bohren gebe. Neben der Prüfung eines geeigneten Standortes gehe es um mögliche Schadstoffbelastungen und um Belange des Naturschutzes.

"Miteinander reden, dann läuft es"
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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