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Lärm auf der B 51 ist eine Belastung für Anwohner - könnte Tempo 30 helfen?

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Der Verkehr auf der B51 führt zu einer nicht unerheblichen Lärmbelastung.
Der Verkehr auf der B51 führt zu einer nicht unerheblichen Lärmbelastung. © KÖNEMANN

Tempo 30 auf der Bundesstraße in Twistringen? Das könnte eine Möglichkeit sein, Lärm zu reduzieren. Aktuell schreibt die Stadt die ihre Lärmaktionsplanung fort.

Twistringen – Tausende Autos und Lastwagen rollen Tag für Tag auf der Bundesstraße 51 durch Twistringen. Das hört man. Eine Möglichkeit, den Verkehrslärm zu reduzieren, könnte Tempo 30 sein. Zumindest stellt die Stadtverwaltung eine entsprechende Herabsenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in einem Vorentwurf für die Neuauflage des Lärmaktionsplans zur Diskussion.

Laut dem Lärmindex LDEN, der den Schallpegel über den gesamten Tag beschreibt, sind an der B 51 in Twistringen bis zu 200 Bewohner sehr hohen Lärmbelastungen von mehr als 70 dB(A) ausgesetzt. Die Messgröße dB(A) steht dabei für Dezibel, bewertet mit dem Frequenzfilter A. Dieser berücksichtigt, wie Menschen Geräusche empfinden.

Betrachtet man nur die Nacht, sind sogar bis zu 300 Menschen betroffen. Denn dann gilt bereits alles ab 60 dB(A) als sehr hohe Belastung. Zum Vergleich: Das ist in etwa der Geräuschpegel eines Gesprächs.

All diese Zahlen sind in dem Vorentwurf für den neuen Lärmaktionsplan nachzulesen. Seit Anfang der Woche läuft die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit in der Sache. Konkret bedeutet das: Jeder hat die Möglichkeit, sich über die Fortschreibung der Lärmaktionsplanung zu informieren und Meinung, Bedenken oder Anregungen zu äußern.

Lärmaktionsplan in Twistringen: Viel Verkehr auf der B51

Lärmaktionspläne dienen vor allem dazu, Auswirkungen von Lärm zu mindern. Sie müssen nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für alle Bereiche aufgestellt werden, die eine gewisse Verkehrsbelastung aufweisen und somit kartierungspflichtig sind. Und weil auf der B 51 so viel los ist, muss auch Twistringen ran. Bis spätestens zum 18. Juli 2024 sind bestehende Pläne zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.

Die Höchstgeschwindigkeit auf der B51 im Bereich der Ortsdurchfahrt auf 30 Kilometer pro Stunde zu senken, beschreibt die Stadt Twistringen im Vorentwurf für den Lärmaktionsplan als eine Maßnahme, die zur Lärmreduktion erfolgen „sollte“. Aber wie der Name schon sagt: Es ist ein Vorentwurf, kein fertiger Plan. „Alle sind eingeladen, sich aktiv an der Aufstellung des Lärmaktionsplanes mit Ihren Anregungen und Hinweisen zu beteiligen“, ermutigt die Stadtverwaltung in einer Bekanntmachung. Politisch wird das Thema ebenfalls aufs Tapet kommen.

Tempo 30 zum Lärmschutz auch in Bremen - bald auch in Twistringen?

Tempo 30 zum Lärmschutz gebe es zum Beispiel bereits an der Kattenturmer Heerstraße in Bremen, führt Twistringens Erster Stadtrat Harm-Dirk Hüppe gegenüber der Kreiszeitung aus. „Letztlich muss man sehen: Wenn es eine zu hohe Lärmbelastung gibt – wie regelt man das?“

In dem Vorentwurf des Lärmaktionsplans argumentiert die Stadt, dass eine Herabsenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in den meisten Fällen keinen nennenswerten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Hauptverkehrsstraße habe. Andere Faktoren würden da eine größere Rolle spielen. Zum Beispiel Ampeln oder die Zahl der Bushaltestellen.

Alternativ zur Geschwindigkeitsreduzierung könnten laut dem Vorentwurf aktive oder passive Schallschutzmaßnahmen geprüft werden. Heißt: Schallschutzfenster oder -wände. Allerdings verweist die Stadt ein paar Absätze weiter auch auf die baulich beengte Situation in der Stadtmitte.

Langfristig werde die Lärmbelastung durch Straßenlärm nur sinken, „wenn die Verkehrswende auch im ländlichen Raum vorankommt und dadurch der motorisierte Individualverkehr deutlich zurückgeht.“

Stadt Twistringen setzt sich für den Bau einer Ortsumgehung ein

Darüber hinaus führt die Stadtverwaltung an, dass sie sich weiterhin für den Bau einer Ortsumgehung einsetze: „Eine Ortsumgehung würde das Verkehrsaufkommen innerhalb der Ortschaft signifikant senken.“ Nach aktuellem Stand habe die Planung der Umgehung allerdings noch nicht begonnen. „Insoweit ist mit einer Fertigstellung auf absehbare Zeit nicht zu rechnen.“

Anders sieht es mit der Sanierung der B51 in Twistringen aus: Die Arbeiten sollen Anfang 2024 beginnen. Mit dem Abschluss der Maßnahme wird frühestens Ende 2026 gerechnet. Der Durchgangsverkehr soll großräumig umgeleitet werden. Statt Verkehrslärm dürfte dann Baulärm ein Thema sein.

Nach Abschluss der Sanierung soll im Rahmen der nächsten Fortschreibung des Lärmaktionsplanes geprüft werden, inwieweit sich etwas geändert hat. In diesem Zusammenhang sollen auch weitere viel befahrene Straßen im Stadtgebiet unter die Lupe genommen werden.

Die anfangs genannten Zahlen, wie viele Menschen sehr hohen Lärmbelastungen ausgesetzt sind, gehen aus Lärmkarten des Landes Niedersachsen hervor. Im Vergleich zur Lärmkartierung 2017 hat sich bei der Datenerfassung 2022 die Anzahl der durch Straßenlärm belasteten Menschen an der B51 in Twistringen signifikant erhöht. Laut Harm-Dirk Hüppe floss 2022 allerdings ein längerer Streckenabschnitt als 2017 in die Berechnungen ein. Außerdem seien die Bewertungskriterien strenger geworden.

Die Kosten für die Aufstellung des neuen Lärmaktionsplanes für Twistringen betragen voraussichtlich bis zu 2500 Euro. Für die Umsetzung kommen schätzungsweise weitere 10 000 Euro obendrauf.

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