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Vollständigkeit ein unerfüllbares Ziel

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Simon Hadamla und seine Mutter suchen sich aus der Sammlung von Peter Rafoth Marken aus, die noch fehlen.
Simon Hadamla und seine Mutter suchen sich aus der Sammlung von Peter Rafoth Marken aus, die noch fehlen. © -

Twistringen - (bt) · Der Vorsitzende des Briefmarkensammlervereins Twistringen, Jürgen Meyer, bedauerte gestern die Sammlerfreunde aus Ostfriesland, die ein Kommen wegen der schlechten Witterung kurzfristig absagen mussten.

Aber der Saal im „Hotel zur Börse“ war trotzdem recht gut besetzt und das Ziel von Briefmarkensammlern der Region zwischen Wilhelmshaven und Hannover. Sie brachten Unmengen an Alben und Kartons voller Marken, Briefe und Münzen mit, breiteten ihre Schätze auf den Tischen aus und stellten den Kaufinteressierten Kataloge zur Verfügung.

„Die im ,Michel‘ genannten Preise für Briefmarken sind ebenso handelbar sind wie Pkw-Preise in den Schwacke-Listen“, meint ein Sammler, der die Kataloge mehr dazu nutzt, um noch fehlende Exemplare in der eigenen Sammlung zu identifizieren.

Erstmals war Annegret Thiede aus Nordwohlde auf einer Briefmarkenbörse. Als sie kürzlich ihre letzten Umzugskartons auspackte, fiel ihr die Briefmarkensammlung wieder in die Hände, die sie vor 20 Jahren beendet hatte. Jetzt will sie die inzwischen entstandenen Lücken auffüllen. „Es ist ein lehrreiches Hobby“, stellt sie immer wieder fest. Der Wert der Marken ist für sie dabei unerheblich.

Peter Knickmann aus Hannover stimmt ihr zu: „Die Zeiten, in denen die gesammelten Briefmarken als Aktie des kleinen Mannes galten, sind schon längst vorbei.“

Schuld daran ist auch die Ausgabepolitik der Deutschen Post, darin sind sich die Sammler einig. Die zahlreichen Neuerscheinungen und die unzähligen Varianten bei den Rollenmarken sind kaum noch bezahlbar. „Papp-Philatelie“ nennt Jürgen Meyer die Unsitte der Post, gestempelte Marken, „die nie einen Briefkasten gesehen haben“ an Sammler zu verkaufen. Für ihn ist es verständlich, dass es kaum noch jugendliche Briefmarkensammler gibt: „Die können sich dieses Hobby finanziell überhaupt nicht leisten.“ Es sei reine Heuchelei, wenn die Deutsche Post offiziell immer noch Jugendliche für das Briefmarkensammeln begeistern will. Daher endet bei Jürgen Meyer das Sammelgebiet „Deutschland“ mit dem Jahr 2000.

Ein Blick in die Runde bestätigt dieses Urteil. Um so mehr fällt Simon Hadamla aus Sulingen auf: Er stöbert, begleitet von seiner Mutter Stefanie, in den Alben von Peter Rafoth aus Wildeshausen. Der Zehnjährige hatte ein „Lot“ Briefmarken geschenkt bekommen. Ihm gefielen die Motive und die Geschichten, die sich dahinter verstecken und er beschloss, das Sammeln von Briefmarken zu seinem Hobby zu machen.

Zwar werden die Marken in den meisten Fällen ge- und verkauft, aber es gibt auch Fälle, in denen die Sammler untereinander tauschen. Ein neues Sammelgebiet sind Privatpost-Marken, die in immer größerer Zahl herausgegeben werden, aber in Twistringen wurden noch keine Exemplare angeboten. „Das könnte ein interessantes Sammelgebiet werden, weil man die neuen Privatpost-Marken von Beginn an sammeln und sich so eine komplette Sammlung zulegen könnte“, meinte ein Besucher. Eine komplette Sammlung bleibe für die meisten Philatelisten ein für immer unerfüllbares Ziel. „Aber wir arbeiten gerne daran“, fügte er lachend hinzu.

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