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„Wir fühlen uns nicht unterstützt“

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Gemeinsam mit Fraktionskollegen und interessierten Amtsanwärtern informierte sich MdB Lars Klingbeil (2.v.r.) über die Sorgen und Nöte der Kinderwerkstattbetreiberinnen.
Gemeinsam mit Fraktionskollegen und interessierten Amtsanwärtern informierte sich MdB Lars Klingbeil (2.v.r.) über die Sorgen und Nöte der Kinderwerkstattbetreiberinnen. © Foto: Heyne

Scheessel - Hohen Besuch hatte die Scheeßeler „Kinderwerkstatt“. MdB Lars Klingbeil war der Einladung von Nina Ruzicka-Gödecke und Nicole Martens gefolgt und verband seine Stippvisite in heimischen Gefilden mit einem Besuch in der privaten Kindertagespflegeeinrichtung.

„Fast wie bei einer richtigen Facebookparty“ kommentierte die Delegation den Besuch, hatten sich doch auch Parteigenossin und Ratsfrau Angelika Dorsch, Kreistagsmitglied Doris Brandt sowie Amtsanwärter Hans-Peter Daub und Bernd Braumüller angeschlossen. Anliegen der Betreiberinnen: Nicht nur ihre Einrichtung vorzustellen – als privatwirtschaftliche Großtagespflegestelle ohne öffentlichen Träger so wohl einmalig im Landkreis –, sondern auch, um auf Missstände hinzuweisen.

Die Erzieherin und die Ergotherapeutin betreuen zu zweit zehn Kleinstkinder zwischen viereinhalb Monaten und gut drei Jahren, auf Wunsch der Eltern auch von 6 bis 18 Uhr. Dafür gibt es vom Landkreis pro Kind und Stunde einen Zuschuss von 3,90 Euro zu den fälligen 4,50 Euro – den Satz für Tagesmütter.

Zu wenig, finden die beiden ausgebildeten Fachkräfte, da sie im Unterschied zu den „Einzelkämpferinnen“ zuhause eigene Räumlichkeiten anmieten müssen, bei Krankheit – eigener oder der des Kindes - zahlt der Landkreis nicht. Die würden vom Betriebskostenzuschuss der Gemeinde in Höhe von 1 500 Euro jährlich nicht gedeckt, rechneten die beiden Jungunternehmerinnen vor. Für entwicklungsverzögerte Kinder, die hier durch Gebärdensprache eine besondere Förderung erhalten, gibt es keinen Bonus. „Ein Unding“, so Braumüller, „schließlich entlasten sie die Gemeinde, indem sie einen Teil des Bedarfs an Krippenplätzen decken, die die Gemeinde vorhalten muss.“

Auch wenn die sogar zwei Plätze mehr vorhält als die geforderten 35 Prozent, seien noch Kinder auf der Warteliste. Das Dilemma: Rechtlich ist dieser Zusammenschluss der Tagesmütter zur „Großtagespflegestelle“, wie es von Amts wegen heißen muss, nicht so gut gestellt wie Krippen. Diesen Status zu erreichen, sei wegen der hohen raumtechnischen Anforderungen aber nicht machbar. Dazu Martens: „Wir fühlen uns von der Gemeinde nicht unterstützt.“ Klingbeil, nicht nur ein guter, sondern durch seine Partnerschaft mit einer Erzieherin auch fachkundiger Zuhörer, versprach, sich darüber schlau zu machen, wie vergleichbare Fälle in anderen Kreisen gehandhabt werden und riet seinen Kollegen vor Ort, noch einmal im Gemeinderat vorstellig zu werden. Für ihn hat sich der Besuch von Kuschelecke und Toberaum gelohnt: „Mich hat das Konzept einer privatwirtschaftlichen Initiative interessiert.“

Finanzielle Unterstützung kann die „Kinderwerkstatt“ dringend brauchen: Für die Waldausflüge ist geplant, einen Bauwagen anzuschaffen, der seinen Standort auf dem Campingplatz an der Wümme haben soll. hey

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