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Experten untersuchen Fischbestand im Stedorfer Baggersee

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Sven Matern (vorne) und Leander Höhne mit dem Spezialgerät für das E-Fischen. - Fotos (2): Niemann
Sven Matern (vorne) und Leander Höhne mit dem Spezialgerät für das E-Fischen. © Niemann

Stedorf - Vorsichtig packt Baiba Pruse den Fisch und legt ihn auf die Tischplatte. Das Schuppentier wird vermessen, genau inspiziert und jedes Merkmal notiert. Am Ende, so der Auftrag der Studentin, soll die Summe der Daten Aufschluss geben, wie es um den Stedorfer Baggersee bestellt ist. Soviel steht bislang fest: Dem See geht es gut.

Das Gemeinschaftsprojekt, zu dem auch das Gewässer in Stedorf gehört, nennt sich schlicht „Baggersee“ und wird vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin – dem größten Gewässerökologie-Forschungsinstitut in Deutschland, betreut. Mit im Boot sitzt der Anglerverband Niedersachsen mit Dutzenden ortsansässigen Vereinen. Im Rahmen der nationalen Biodiversitätsstrategie sollen verschiedene Einflüsse auf das Leben in und um Gewässer nachgewiesen und geprüft werden.

Binnen sechs Jahren werden in der Studie insgesamt 31 Baggerseen untersucht. Teil des Projektes ist es, die Uferzonen der Seen aufzuwerten. Zeitgleich beobachten die Wissenschaftler, wie sich die Maßnahme auf den Fischbesatz in den Seen auswirkt.

Zurzeit sind bereits über 20 Gewässer mit teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen analysiert und bewertet worden. Darunter auch der Stedorfer Baggersee, ein Pachtgewässer der Projektpartner Verdener Sportfischer.

Baiba Pruse und Andreas Maday katalogisieren den Fischfang.
Baiba Pruse und Andreas Maday katalogisieren den Fischfang. © -

In Stedorf haben Sven Matern, Fischereibiologe beim IGB, und die Ökologie-Studenten Baiba Pruse, Andreas Maday und Leander Höhne jetzt eine dritte Bestandsaufnahme gemacht und – salopp ausgedrückt – fleißig Fische gezählt. Um an die Forschungsobjekte zu kommen, wenden die „Fischer“ eine effektive und für die Tiere völlig harmlose Methode an. Sie setzen das Gewässer unter Strom.

Und so funktioniert es: Beim Elektrofischen schwimmt die Kathode (Minuspol) im Wasser, während die Anode (Pluspol) am Kescher des Elektrofischers angebracht ist. „Sobald man den Kescher ins Wasser hält, schließt sich der Stromkreis. Die Fische werden durch einen Leitstrom an den Kescher geführt und betäubt“, erklären die Biologen ihre Arbeitsweise. So können große Mengen von Fischen schonend dem Wasser entnommen werden. Nach der Begutachtung werden die Forschungsobjekte dann wieder behutsam zurück in den See gesetzt. „Gefährlich ist das nicht und die Tiere nehmen keinen Schaden“, so die Experten.

Flachwasserzonen bis 2022

Der Stedorfer Baggersee, den die IGB-Crew bereits nach der ersten Bestandsaufnahme als hervorragendes Gewässer mit ungewöhnlich gutem Fischbestand bezeichnet hat, dient dem Projekt als Kontrollgewässer. Es werden dort zwar weiterhin regelmäßige Befischungen durchgeführt, aber keinerlei Besatzmaßnahmem mehr vorgenommen.

Bis zum Jahr 2022 soll von den Projektbeteiligten Totholz in die Gewässer eingebracht sowie Flachwasserzonen geschaffen werden. Zeitgleich werden die Auswirkungen auf die Biodiversität untersucht. Parallel dazu entnehmen die Wissenschaftler Proben aus traditionell bewirtschafteten Gewässern, um dann sämtliche Daten abschließend zu vergleichen. Die Verdener Sportfischer unterstützen das Projekt, lassen die Natur unberührt und nehmen, wenn die Wissenschaft es wünscht, an Testfischen teil. - nie

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