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Solidarität im Waldheim: Einrichtung muss sich in der Corona-Krise abkapseln

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„Im Waldheim stehen alle zusammen“, sagt Oscar Schouten, Fachbereichsleiter Wohnen. Und das nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Foto: Stiftung Waldheim
„Im Waldheim stehen alle zusammen“, sagt Oscar Schouten, Fachbereichsleiter Wohnen. Und das nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. © Stiftung Waldheim

Cluvenhagen – Das Besuchs- und Betretungsverbot für Gemeinschaftseinrichtungen macht auch vor der Stiftung Waldheim nicht Halt. „Für die Menschen hier eine besondere Situation, die sie gemeinsam meistern, und zwar mit Erfolg, denn bislang hat sich niemand mit dem Coronavirus infiziert“, berichtet Katharina Englisch, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Waldheim-Gruppe, in einer Mitteilung.

Üblicherweise seien die Mitarbeiter im Waldheim sehr darauf ausgerichtet, allen Bewohnern nach ihren Möglichkeiten ein Leben mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen. Jetzt, in der Corona-Krise, sei alles anders, das Leben der Bewohner habe sich komplett verändert. Der tägliche Spaziergang in den drei Kilometer entfernt liegenden Supermarkt sei ein lieb gewonnenes Ritual und fester Bestandteil seiner Tagesstruktur gewesen. Nun darf Wolfgang Meyer nicht mehr selbstständig einkaufen und muss dies einem Mitarbeiter der Stiftung überlassen. „Klar findet er das doof“, sagt Oscar Schouten. „Die Beschränkung sozialer Kontakte trifft Menschen mit Behinderung doppelt hart, da ihre Teilhabe ohnehin nicht selbstverständlich ist.“

Oscar Schouten ist Heilerziehungspfleger. Seit 35 Jahren arbeitet der gebürtige Niederländer in der Stiftung Waldheim, davon 25 Jahre in leitender Funktion. Er bekommt hautnah mit, wie behinderte und nicht behinderte Menschen mit der eingeschränkten Lebenssituation umgehen, die das Coronavirus erforderlich macht.

Stiftung Waldheim trifft vorzeitig Sicherheitsvorkehrungen

„Die meisten Kollegen sind umsichtig und bewahren die Fassung“, sagt Schouten. „Wir haben schon frühzeitig angemessene Sicherheitsvorkehrungen getroffen und erweitern diese nach Bedarf täglich.“

Lesen sie auch: Unseren Ticker zur Corona-Krise im Landkreis Verden. 

Ein Krisenteam komme seit gut zwei Wochen jeden Tag zusammen, um die aktuelle Situation zu beurteilen. Alle Mitarbeiter der Waldheim-Gruppe würden über das Intranet tagesaktuell über sämtliche Vorbeugemaßnahmen auf dem Laufenden gehalten – und hielten sich daran, wie Oscar Schouten betont.

Erhalt der Tagesstruktur für Bewohner besonders wichtig

Zu den Hauptaufgaben der Fachkräfte im Waldheim gehöre es derzeit, Menschen mit einer geistigen Behinderung den Ernst der Situation zu verdeutlichen. „Wir arbeiten viel mit einfacher Sprache, Bildkarten und Piktogrammen. Besonders wichtig ist der Erhalt der Tagesstruktur, denn die gibt Halt und Stabilität“, so Schouten. „Der Alltag für die bei uns lebenden Menschen hat sich durch die vorsorgliche Schließung der Tagesförderstätten, der Förderschule und der Werkstätten komplett geändert. Gesellige Anlaufpunkte wie ,Kaffeepott’, ,Saftladen’ oder die Disco sind geschlossen, alle Freizeitangebote auf Eis gelegt. Niemand darf das Gelände verlassen, das zum Glück groß und gut ausgestattet ist.“ Schouten verweist auf die Sport- und Beschäftigungsgeräte auf dem parkähnlichen Gelände. „Die Wohngemeinschaften kochen und backen viel zusammen. Musik und Spielen stehen verstärkt auf dem Programm, und ein bisschen länger schlafen können auch alle.“

Besuchsverbot zu Corona-Zeiten: Konatkt wird auf digitalem Weg ermöglicht

Unterstützung bekommen die Mitarbeiter aus dem Wohnbereich von ihren Kollegen aus anderen Bereichen, wie beispielsweise Tagesförderung, Schule und Werkstatt. „Wir spüren eine große Solidarität untereinander – auch seitens der Angehörigen und Familien. Natürlich trifft das verfügte Besuchsverbot alle hart“, weiß Schouten. „Wir versuchen, den Kontakt auf digitalem Wege zu ermöglichen.“

Die moderne Telekommunikation helfe auch bei Bewerbungsgesprächen, denn die Bemühungen, junge Erwachsene für eine Tätigkeit im sozialen Bereich zu erwärmen, würden nicht abreißen. „Wir fahren derzeit eine Kampagne in den sozialen Netzwerken und führen die Bewerbungsgespräche über Skype.“

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