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Energieunternehmen Benas aus Ottersberg stellt aus Abfallprodukten Kartons und Papier her

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Die neue Papierproduktionsanlage präsentieren hier Philipp Senn (li.) und Christoph Heitmann.
Die neue Papierproduktionsanlage präsentieren hier Philipp Senn (li.) und Christoph Heitmann. © Woelki

Ottersberg – Plastik vermüllt immer mehr die Natur. Wie wäre es einen Beitrag zu leisten, um den Anteil von Plastik zu reduzieren, einen Naturwerkstoff zu entwickeln und zu produzieren, der biologisch abbaubar ist? Die Benas GmbH hat den Weg, einen nachhaltigen Werkstoff zu erforschen, bestritten und ein nach Angaben des Unternehmens „weltweit einzigartiges Verfahren – unterstützt mit wissenschaftlicher Hilfe“ konzipiert.

Aus Fasern, die bei der Biogasproduktion anfallen, stellt sie dank einer Spezialkonstruktion Kartons und Papiere her.

In den kommenden Wochen beginnt die Produktion. Eigentlich betreibt das Familienunternehmen Heitmann am Kreuzbuchen eine Biogasanlage und produziert aus nachwachsenden Rohstoffen wie Grassilage, Getreide, Mais und Zuckerrüben Energie. „Mein Vater Jürgen Heitmann und unser langjähriger Mitarbeiter Magnus Sackmann haben von 2003 bis 2005 die Anlage geplant und ich habe sie mit einer Handvoll Mitarbeiter anschließend aufgebaut. Mit der Zeit ist die Anlage gewachsen. Die erzeugte Energie speisen wir zu 60 Prozent ins Stromnetz der EWE ein. 40 Prozent der Energie werden zu Erdgas aufbereitet und in das Netz der Stadtwerke Achim eingespeist“, erklärt Christoph Heitmann, Geschäftsführer des Energieunternehmens. „Bei der Biogasproduktion fallen Reststoffe an, die wir bislang landwirtschaftlich zur Düngung ausgebracht haben. Um auch diese Reststoffe noch sinnvoller zu verwerten, haben wir ein Verfahren entwickelt, mit dem wir aus den Reststoffen, also den Fasern, einen neuen Rohstoff herstellen, mit dem wir Papier, Karton, Blumentöpfe oder andere Formteile produzieren können.“

Viele Jahre experimentiere das Unternehmen bereits mit dem Verfahren. „Von den vielen Fehlversuchen haben wir uns nie entmutigen lassen“, erinnert sich Christoph Heitmann, will aber auch nicht verschweigen, dass man manchmal frustriert davor stand, weil wieder nach einer Versuchsreihe nicht das Ergebnis eintrat, das man sich erhoffte. Sieben Jahre lang tüftelten Christoph Heitmann und seine Mitarbeiter an einem Verfahren. „Die Kosten für die Forschung und Entwicklung gehen bereits in die Millionen“, erklärte Christoph Heitmann. Schließlich schafften sie den Durchbruch. Nun suchte der Ottersberger Unternehmer nach einer passenden Verarbeitungsmaschine und fand diese in Rüdersdorf bei Berlin. Dort betrieb Philipp Senn seit 2015 in Brandenburg eine neuartige Schrägsiebanlage, die aus Rohstoffen hochwertige Vliesstoffe produzierte und die der Anlagenbauer selber entwarf. „Die Rahmenbedingungen jedoch waren nicht optimal, weil wir kaum Unterstützung hatten, unsere Innovation voranzutreiben. Auch suchten wir ständig Fachexperten, die nur schwer zu bekommen waren“, erklärt Philipp Senn.

Als schließlich der Ottersberger in den Osten reiste und sich die Anlage in Rüdersdorf anschaute, wusste er nach diesem Treffen, dass er genau die Anlage gefunden hatte, die er suchte. Kurzerhand erwarb der Ottersberger Biogasbetreiber die Anlage und gewann mit Philipp Senn einen Fachmann für diesen Bereich, der die Maschine abbaute und über mehrere Monate in Ottersberg in einer großen Werkhalle wieder aufbaute.

„Die Fasern waschen wir zunächst und entziehen ihnen den Geruchsstoff Ammoniak, aus dem wir einen flüssigen Naturdünger herstellen. Anschließend werden sie abgepresst und in weiteren Prozessen aufbereitet. Danach wird der aufbereitete Rohstoff der Papiermaschine und auch der Fasergussanlage zugeführt. Die Papiermaschine stellt 2,2 Meter breite Rollen in verschiedenen Dicken her und rollt diese in Rollen zu mehreren 100 Kilogramm auf. „Aus dem Rohstoff erstellen wir auf unserem Werksgelände ebenso Elemente für den Gartenbau als auch für verschiedene andere Bereiche“, berichtet Heitmann und schaut zuversichtlich in die Zukunft.

„Wir haben mit unserem Verfahren eine Nische entdeckt. Mit unserem Verfahren verwerten wir die nachwachsenden Rohstoffe nicht nur zur Produktion, sondern voll und ganz, weil wir nun auch die anfallenden Reststoffe verwerten können“, freut sich Christoph Heitmann. „Wir beabsichtigen die Produktion langsam im Schichtbetrieb hochzufahren und mit einer Schicht zu beginnen. Nach einer Probephase werden wir eine zweite Schicht einsetzen“, berichtet der Geschäftsführer, wobei das Unternehmen inzwischen auf 45 Mitarbeiter angewachsen ist. Heitmann: „Es ist absehbar, dass wir einige weitere Mitarbeiter einstellen werden.“

Von Tobias Woelki

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