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Gemeinde Oyten übernimmt Radweg-Bau selbst: „Wir wären ja schön blöd“

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Der holperige Geh- und Radweg an der Landesstraße über die Autobahn in Oyten
Die Erneuerung des holperigen Geh- und Radwegs an der Landesstraße über die Autobahn nimmt die Gemeinde Oyten jetzt im Zuge des Kreiselbaus am A1-Anschluss selbst in die Hand. Die zuständige Landesbehörde hatte signalisiert, keine 52. 000 Euro dafür übrig zu haben. © Holthusen

Oyten – Für Autos und Laster auf der Achimer Straße am A1-Anschluss einen millionenschweren Verkehrskreisel bauen – aber den Fuß- und Radweg daneben in seinem schäbigen Zustand belassen? Das wäre nach Ansicht von Politik und Verwaltung in Oyten ein echter „Schildbürgerstreich“. Den wendete der für Umwelt und Gemeindeentwicklung zuständige Fachausschuss des Kommunalparlaments in seiner Sitzung am Mittwochabend im Rathaussaal ab.

Einstimmig sprachen sich die Fraktionsvertreter dafür aus, für die eigentlich zuständige Landesbehörde in die Bresche zu springen und in Gemeinde-Regie den Radweg im Rahmen des laufenden Kreiselbaus zu sanieren.

Damit folgte das Gremium einem Vorschlag von Michael Bruns, Projektverantwortlicher in der Gemeindeverwaltung. Seit zwei Jahren redet Bruns nach seinen Worten „der Landesstraßenbaubehörde ins Gewissen“, sie möge parallel zum Oytener Kreiselbau doch ihren westlich der Achimer Straße über die Autobahn verlaufenden Geh- und Radweg neu bauen, dessen Pflasterung marode sei. Bruns bot sogar an, das mit zu organisieren: „Das Land müsste nur Geld in die Hand nehmen.“ Eine Antwort bekam er nicht. Als jetzt die Vollsperrung der Landesstraße für den Kreiselbau näher rückte, nahm der Oytener Bauamtsverantwortliche bei der Landesbehörde einen letzten Anlauf für eine zeitgleiche Radwegsanierung und ging mit dem Angebot von 52. 000 Euro ins Rennen. „Die Antwort lautete: Nein, wir haben kein Geld“, schilderte Bruns am Mittwochabend. Er hakte nach, und die Landesbehörde bot eine Kostenübernahme von 35.000 Euro an, allerdings erst 2024.

Die Gemeinde Oyten müsste also, wenn sie einen vernünftigen Radweg am neuen Kreisel will, in Vorleistung gehen sowie 17. 000 Euro dazubezahlen, obwohl sie an der Landesstraße nicht in der Pflicht ist. „Machen wir“, waren sich die Ratsmitglieder im Fachausschuss einig. Der Radweg sei ein Schandfleck, und die 17. 000 Euro machten den Kohl beim Millionenprojekt Kreiselbau auch nicht mehr fett, so Michael Bohlmann (CDU) sinngemäß. „Wir wären ja schön blöd, wenn wir das nicht mitmachen“, sagte Ralf Großklaus (SPD). Allerdings sei er es gründlich leid, was das Land für die Begleitwege an seinen Straßen tue – oder eben nicht. Großklaus sprach von „skandalösen Zuständen“ und „lebensgefährlichen Radwegen an Landesstraßen“.

Michael Bruns nahm den politischen Auftrag für das gemeindliche Bauamt mit, die Radwegerneuerung umgehend anzupacken – und Beifall aus der Runde für seine hartnäckigen Bemühungen. Zuvor hatte Bruns den Ausschuss über die zu erwartenden Kostensteigerungen beim Kreiselbau informiert. Nachdem inzwischen knapp 41 Prozent der Leistungen mit der beauftragten Straßenbaufirma abgerechnet sind, rechnet Bruns am Ende mit einer 13-prozentigen Erhöhung der bisher kalkulierten Summe auf dann 2,8 Millionen Euro plus Nebenkosten. Das sei „noch verträglich“, befand Bruns. Der eingeplante Puffer sei damit noch nicht aufgebraucht.

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Die anstehende zehnwöchige Vollsperrung der Landesstraße zwischen Oyten und Achim im Bereich der Kreiselbaustelle an der A1 stellt die beteiligten Behörden vor große Herausforderungen, was die Umleitung des Verkehrs betrifft. „Wir müssen den Kreisel zu Ende bauen, und dafür kommen wir an einer Vollsperrung nicht vorbei“, sagte Bruns. Umleitungsstrecken müssten zwingend über andere Landesstraßen ausgewiesen werden: „Das wird weh tun“, meinte Bruns mit Blick auf weite Umwege für den Fahrzeugverkehr. Schleichverkehr durch Wohngebiete in Embsen und Borstel solle durch strikte Durchfahrtssperren verhindert werden. Größtes Problem sei der Schulbusverkehr zwischen Oyten und Achim. Die zu lösende Problemlage nannte Bruns einen „gordischen Knoten“, den er am Freitag bei einer Zusammenkunft mit mehr als 20 Beteiligten bis hin zur Weser-Ems-Busgesellschaft zu durchschlagen hofft.

Der Termin für die Vollsperrung steht noch nicht fest, frühestens Mitte Mai könnte es losgehen.

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