Neue Wege durch gemeinsames SingenAcht Kölner Chöre veranstalten ersten Kirchenmusiktag in Deutz

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Die teilnehmenden Chöre stehen in einer Halle im Halbkreis und üben mit dem Chorleiter Matthias Leenen.

Die gemeinsame Chorprobe im Pfarrheim An St. Adelheid, Neubrück, zum 1. Kirchenmusiktag in St. Heribert mit Seelsorgebereichskirchenmusiker Matthias Leenen als Dirigent.

Um den vielen Herausforderungen zu trotzen, vor denen die Kirche und viele Chöre aktuell stehen, haben sich im Rechtsrheinischen 150 Sänger zusammengeschlossen.

Die Kirche steht vor großen Herausforderungen: Finanznot, Mitgliederschwund, Priestermangel, Missbrauchsskandale. Um Kräfte zu bündeln und notwendige Entwicklungsprozesse neu zu gestalten, findet im Erzbistum Köln aktuell eine formale Umorganisation statt. Die bisherigen 177 Seelsorgebereiche mit rund 514 Pfarreien im Erzbistum Köln werden zu mehr als 60, sogenannten Pastoralen Einheiten, zusammengefasst. Die formale Errichtung und damit der geografische Zuschnitt der zukünftigen Einheiten erfolgt am 1. September 2023.

Im Rechtsrheinischen sollen unter anderem die Pfarrgemeinden St. Theodor und St. Elisabeth (Vingst/Höhenberg), Köln-Kalk/Humboldt/Gremberg, Deutz/Poll, Brück/Merheim und der Kirchengemeindeverband „Am Heumarer Dreieck“ eine solche Pastorale Einheit bilden, die dann vom Rhein bis an den Königsforst reicht. Aber nicht nur die Kirchenverbände verlieren an Mitgliedern. Auch Chorgemeinschaften innerhalb der Pfarreien haben zunehmend mit Mitgliederschwund zu kämpfen. „Viele Chöre werden immer kleiner“, sagt Martina Steinhauser-Kampelmann, Seelsorgebereichskirchenmusikerin im Kirchengemeindeverband „Am Heumarer Dreieck“.

Deutz: Kirchenmusiktag findet zum ersten Mal statt

Dies mache sich auch in der Chorliteratur bemerkbar. Oft könne nur noch zwei- oder dreistimmig, statt vierstimmig gesungen werden, sagt sie. Um dem Trend entgegenzuwirken und dennoch größere Chorwerke zu singen, hat sie sich mit ihren Kirchenmusikerkollegen aus den zusammengefassten Seelsorgebereichen zusammengetan und den 1. Kirchenmusiktag in der neuen Pastoralen Einheit organisiert. Unter dem Titel „Viele Wege zusammen-führen“ beteiligen sich acht Erwachsenenchöre, darunter Kirchenchöre, Kammerchöre und Vokalensembles, mit rund 150 Sängerinnen und Sängern an dieser Veranstaltung.

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Portraitbild der Organisatorin Martina Steinhauser-Kampelmann

Die Organisatorin und Gesamtleiterin des 1. Kirchenmusikfestes am 27. August in St. Heribert: Martina Steinhauser-Kampelmann.

Das ehrgeizige Chorprojekt findet am Sonntag, 27. August, 17 Uhr, anlässlich des Patronatsfestes in der Deutzer Kirche St. Heribert, Tempelstraße 2a, in Form eines „Evensongs“ statt. Der Evensong sei ein abendliches Stundengebet, das ursprünglich in der anglikanischen Kirche, inzwischen aber auch in der evangelischen und der katholischen Kirche beheimatet sei, erklärt Steinhauser-Kampelmann. „Diese Gottesdienstform eignet sich in besonderer Weise, um zur Ruhe zu kommen und den Tag in Gemeinschaft ausklingen zu lassen.“

Kirchenmusiktag verspricht gegenseitige Unterstützung 

Vor allem aber solle der Kirchenmusiktag die Chormitglieder begeistern, motivieren, ermutigen und auch in der künftigen Pastoralen Einheit stärken, sagt die Musikerin. Ziel sei die gegenseitige musikalische Unterstützung der jeweiligen Chorgemeinschaften im Gottesdienst – ohne dabei Berührungsängste vor dem Neuen zu haben. „Veränderungen können auch Chancen sein. Stärken können gebündelt werden“, sagt Steinhauser-Kampelmann.

Das ginge in der Musik leichter als in anderen Bereichen. Unter ihrer Gesamtleitung und den Dirigaten von Iris von Zahn, Dirk-Johannes Neumann, Fréderic Welsch, Stefan Kamp, Matthias Leenen, Rok Kršmanc und Willi Kronenberg kommen beim 1. Kirchenmusiktag Werke vom Barock bis in die Neuzeit, von Purcell, Mendelssohn-Bartholdy, Shephard, Rutter und Rheinberger, zur Aufführung. Der Organist und Seelsorgebereichskirchenmusiker in Köln-Kalk/Humbold/Gremberg, Michael Vassios, präsentiert an der großen Orgel Werke von Léon Boëllmann und Félix Alexandre Guilmant.

Da die Kirchenmusik ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil der Liturgie ist, beteiligen sich außerdem einige Gottesdienstleiter aus den jeweiligen Stadtteilen, die jüngst von Weihbischof Rolf Steinhäuser beauftragt wurden, an der Gestaltung des Evensongs. Sie tragen Schrifttexte, Fürbitten, Meditationstexte, Schluss- und Segensgebete vor. Der Eintritt zu der rund eineinhalbstündigen Veranstaltung ist kostenfrei. Für kommendes Jahr plant Steinhauser-Kampelmann wieder ein gemeinsames Projekt – diesmal mit mehreren Kinderchören.

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