Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan

ehemalige Propsteikirche St. Maria, Glandom

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Offenbach-Hundheim
Kreis(e): Kusel
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 37′ 28,09″ N: 7° 33′ 1,43″ O 49,62447°N: 7,5504°O
Koordinate UTM 32.395.306,06 m: 5.497.888,04 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.395.339,60 m: 5.499.647,93 m
  • Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan, Chor mit drei Apsiden (2019)

    Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan, Chor mit drei Apsiden (2019)

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  • Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan (2019).

    Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan (2019).

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  • Querhaus der Evangelischen Pfarrkirche in Offenbach am Glan (2019)

    Querhaus der Evangelischen Pfarrkirche in Offenbach am Glan (2019)

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  • Altar in der Abteikirche in Offenbach am Glan (2019)

    Altar in der Abteikirche in Offenbach am Glan (2019)

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  • Oktogonale Vierung der Abteikirche in Offenbach-Hundheim (2019)

    Oktogonale Vierung der Abteikirche in Offenbach-Hundheim (2019)

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  • Seitenchor in der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

    Seitenchor in der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

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  • Orgel in der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

    Orgel in der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

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  • Kreuzrippengewölbe der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

    Kreuzrippengewölbe der Abteikirche Offenbach-Hundheim (2019)

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Die evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan diente zwischen dem 13. Jahrhundert und der Reformation (1517-1648) als Propsteikirche des Benediktinerordens. Nach Auflösung des Klosters wechselten über Jahrhunderte hinweg stetig ihre Besitzer sowie die jeweiligen Glaubensanhänger, die darin ihren Gottesdienst abhalten durften. Zeitweilig diente sie auch als Simultankirche. Ein genauer Errichtungsbeginn der ehemaligen Kirche St. Maria ist nicht bekannt, wird aber auf etwa 1200 geschätzt.

Geschichte
Baubeschreibung
Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Geschichte
Die ehemalige Propsteikirche des Benediktinerordens geht auf das Mutterkloster St. Vinzenz in Metz sowie den Edelfreien Reinfriedus von Rüdesheim zurück. Dieser stiftete im Jahre 1150 dem Kloster in Metz, in welchem sein Sohn lebte, einen Teil seines Erbes. Im Gegenzug verpflichtete er den Abt von Metz dazu, in Offenbach am Glan eine Propstei zu errichten und mindestens drei seiner Mönche dorthin zu schicken. Zwanzig Jahre später wurde dieses Abkommen 1170 durch Heinrich I., den Erzbischof von Mainz, bestätigt. Vermutlich stützte sich diese Einrichtung auf eine die Mitglieder einer älteren „cella“ (Keddigkeit 2015, 3, S. 365). Da für die Grundsteinlegung der Propsteikirche jegliche schriftliche Beweise fehlen, ist ein genaues Errichtungsdatum nicht näher bekannt. Lediglich anhand von architektonischen Stilmerkmalen kann ein Errichtungsbeginn zwischen 1180 und 1230 angenommen werden. Jedenfalls wurde das Kirchengebäude in mehreren Bauabschnitten errichtet, wodurch der Bauzeitraum sich über mehrere Jahrhunderte zog. Ein genaues Datum der Fertigstellung des Kirchengebäudes ist nicht bekannt.
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Die Anfangszeit des Klosters gestaltete sich in kirchenpolitischer und weltlicher Hinsicht schwierig. Das Mutterkloster unterstand dem Bistum Metz, ebenso wie die zugeordnete Propstei, kirchenrechtlich aber dem Erzbistum Mainz. Ebenso waren die örtlichen Rechtsverhältnisse kompliziert. Die Wildgrafen übten die Gerichtsbarkeit aus, Anteile an der Ortsherrschaft befanden sich im Besitz der Herren Mülenstein von Grumbach und Reipoltskirchen. Direkte Reichsrechte hatte der Stifter Reinfrid inne. Zudem hatte er anteilige Rechte an den Märkten von Offenbach.

Nach dem Tod der Stifterfamilie bemühte man sich um direkten Reichsschutz. Die Abgaben wurden erlassen und Friedrich II. beauftragte den Probst des Prämonstratenserstifts Kaiserslautern, das Kloster Offenbach vor jeder Schädigung zu bewahren (Keddigkeit 2015, 3, S. 365). Adolf von Nassau erneuerte das Privileg im Jahre 1294.

Zum Ende des 13. Jahrhunderts nahm das Kloster einen wirtschaftlichen Aufschwung. Verantwortlich waren Überlassungen und Schenkungen und Zukäufe, wie des Lewensteinischen Hofes in Rutsweiler (Keddigkeit 2015, 3, S. 366). Aber schon mit der Verleihung der Stadtrechte an Offenbach im Jahre 1330 begannen schwierige wirtschaftliche Zeiten. Einige dem Kloster zustehende Rechte, wie das Marktrecht, wurden von Seiten der Wildgrafen beansprucht. Rechtsstreitigkeiten zogen sich bis ins Jahr 1486.

Die Zeit des „Abenländischen Schismas“ (1378-1427) verstrickte das Kloster in zahlreiche Auseinandersetzungen. Die unterschiedlichen kirchenrechtlichen Obrigkeiten (Mutterkloster mit Metz und Aufsicht beim Erzbistum Mainz) neigten einerseits dem avignonesischen und andererseits dem römischen Papst zu. Daraus entstehen langjährige Streitigkeiten um den Führungsanspruch im Kloster. Nicht weniger als fünf Personen stritten um das Führungsamt und es kam zu zahlreichen Doppelbesetzungen (Keddigkeit 2015, 3, S. 366). So standen Bemühungen des Kloster Klingenmünster und der Abtei Weißenburg im Raum, die Probstei in Offenbach zu übernehmen.
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Mit der Übernahme des Amtes durch Dietrich von Elsetz im Zeitraum 1407 bis 1439 florierte die Klosterwirtschaft. So gelang der Zukauf von Gefällen in Kirrweiler. Kaiser Friedrich III. hatte zwischen 1440 und 1452 das Priorat noch unter seinen Schutz gestellt, musste diese jedoch wegen des „Mangels an königlichen Beamten im verpfändeten Reichsland“ (Keddigkeit 2015, 3, S. 367) dem Schirme der Kaiserslauterer Prämonstratenser überlassen.

Im Jahre 1497 überlies der Kaiser dann den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken die Schirmvogtei über das Kloster. Seit 1523 war der lutherische Glauben eingezogen, was letztlich zur Auflösung des Klosters im Jahr 1538 führte.

Das Mutterkloster in Metz versuchte vergeblich, diese Änderung rückgängig zu machen. Die Mönche verließen das Kloster; die Bewohner Offenbachs, die der Wild- und Rheingrafschaft Grumbach angehörten, blieben aber dennoch zunächst katholisch. Der Ort unterstand nämlich grundsätzlich zwei Herrschaften: das Kloster der Pfalzgrafschaft und der übrige Teil der Ortschaft den Wild- und Rheingrafen. Ein friedliches Nebeneinander war nicht möglich, da der Herzog von Pfalz-Zweibrücken in seinem Regierungsgebiet keine Katholiken mehr duldete. Der Streit legte sich auch nicht als im Jahre 1555 die Wild- und Rheingrafen vom Katholizismus zum Luthertum übertraten, denn nur kurze Zeit darauf wechselten auch die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken 1588 ihren Glauben vom lutherischen zum reformierten Glauben. Die Streitigkeiten zwischen den nun lutherischen und reformierten Herrschenden und Gläubigen fanden kein Ende. In manchen Jahren wurden von den reformierten Herzögen von Zweibrücken und deren Glaubensanhänger lutherische Gottesdienste in der ehemaligen Klosterkirche geduldet, in anderen Jahren wiederum nicht.
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Im Jahre 1691 wurde durch den Erzbischof von Mainz-Offenbach eine katholische Pfarrei in Offenbach erhoben. Möglich war dies durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697), da durch die französische Besetzung in diesem Zeitraum der katholische Glaube in der Pfalz wieder erlaubt wurde. Dies hatte zur Folge, dass ab sofort die Kirche nicht nur zeitweilig von lutherischen und reformierten Gläubigen simultan genutzt wurde, sondern zudem noch die Katholiken Anspruch auf eine Kirchennutzung erhoben. Im Jahre 1754 wurde die Offenbacher Klosteranlage von den lutherischen Rheingrafen übernommen. In dem von nun an lutherischen Gotteshaus wurden die Reformierten von einer Kirchennutzung ausgeschlossen. Lediglich den katholischen Gläubigen war eine gleichzeitige Nutzung der Kirche genehmigt. Doch auch zwischen Lutheranern und Katholiken verlief die simultane Nutzung nicht ganz friedlich. Die folgenden Jahrzehnte waren, wie bereits die Jahrhunderte zuvor, von Auseinandersetzungen und sogar Anklagen vor Gericht geprägt. Im Jahre 1818 kam es zur Pfälzer Kirchenunion, die den reformierten und lutherischen Glauben vereinte und der somit jahrhundertelange Streit zwischen den beiden evangelischen Konfessionen geschlichtet werden konnte. Erst als 1858 für die Katholiken ein eigenes Gotteshaus errichtet wurde, konnte auch der lange Streit zwischen Katholiken und Protestanten beigelegt werden.

Im Jahre 1894 wurde das evangelische Kirchengebäude feierlich geweiht. Anlass war der teilweise Wiederaufbau des Langhauses, nachdem es aufgrund von baulichen Mängeln Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgebaut und anschließend in kleinerer Form aufgebaut werden musste.
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Baubeschreibung
Die dreischiffige, geostete Pfeilerbasilika wurde ab circa 1200 in mehreren Bauabschnitten errichtet. Wie lange es dauerte bis das Gebäude vollendet war, ist nicht bekannt. Es kann lediglich festgehalten werden, dass der Chor mit den drei Apsiden (eine Hauptapsis und zwei Nebenapsiden), der Vorchor sowie die beiden Vierungspfeiler zwischen den Apsiden den ältesten Teil der Kirche bilden.

In einer nächsten Bauphase wurde das südliche Querhaus errichtet. Darauffolgend erbaute man den nördlichen Querhausarm mit dem Langhaus. Vermutlich erst Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Vierungsturm errichtet, welcher sich oberhalb der Vierung (quadratische Schnittmenge zwischen Querschiff und Mittelschiff) erstreckt. Er stellte die vorerst letzte Bauphase des Kirchengebäudes dar. Das ursprünglich 42 Meter lange Kirchengebäude ist heute nur noch etwa 30 Meter lang. Grund dafür ist der teilweise Abriss des Langhauses Anfang des 19. Jahrhunderts. Es war durch mehrere Besitzerwechsel, andauernde Vernachlässigung sowie zahlreiche Kriege und Plünderungen über die Jahrhunderte hinweg stark beschädigt worden. Das dreischiffige Langhaus wurde bis vor das Querschiff abgetragen. Vom Langhaus blieb lediglich noch ein Joch des südlichen Seitenschiffes stehen. Der Teilabbruch der Kirche hatte allerdings statische Probleme zur Folge, wodurch das Langhaus zwischen 1892 und 1894 teilweise wiedererrichtet werden musste. Es wurde um ein östliches Joch sowie ein Mittelschiffsjoch ergänzt, erlangte aber nicht mehr die originale Größe.

Stilistisch ist die ehemalige Klosterkirche zwischen der Romanik und Gotik einzuordnen. Die zentralräumliche Eigenart des Gebäudes entspricht dem gotischen Baustil. Der schwere und düstere Eindruck, welcher durch die dicken Wände und Gewölbeglieder vermittelt wird, entspricht der Romanik. Es fällt auf, dass das Kirchengebäude einige Asymmetrien beinhaltet, die auf erste Bauphasen bereits zu Zeiten der Romanik hinweisen. Grund hierfür ist schlichtweg, dass es zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine Baupläne gab. Asymmetrisch ist beispielsweise die Hauptapsis, welche von der West-Ost-Achse leicht nach Süden abweicht. Des Weiteren entspricht die Grundfläche des südlichen Querschiffarmes einem Quadrat, wohingegen die Grundfläche des nördlichen Armes eher einem Rechteck gleicht. Von den ehemaligen Klostergebäuden ist heute nichts mehr vorhanden. Sie sind bereits im 19. Jahrhundert abgebrochen worden. Überbleibsel dieser Gebäude sind lediglich noch an der Nordseite des Kirchenschiffs durch einen schmalen Mauervorsprung zu erkennen.
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Räumliche Lage und Erreichbarkeit Die evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan befindet sich inmitten der Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim im Landkreis Kusel. Das Gotteshaus ist am besten mit dem Auto erreichbar. Parkplätze sind vor Ort vorhanden.

(Raphaela Maertens, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)

Internet https://www.regionalgeschichte.net/: Offenbachg-Hundheim - Geschichte (abgerufen 14.06.2018)

Literatur

Dölling, Regine (1988)
Die ehemaligen Benediktinerkirchen in Offenbach am Glan und Sponheim. (Rheinische Kunststätten. Heft 151.) Neuss (3. Auflage).
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Kusel. Denkmalverzeichnis Kreis Kusell, 6. September 2022. Rheinland-Pfalz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Kusel, abgerufen am 20.06.2023
Pufke, Andrea (2004)
Die ehemalige Benediktinerpropsteikirche St. Marien in Offenbach am Glan. In: Die Abteikirche zu Offenbach am Glan in ihrer Umgebung, o. O.
Schüler-Beigang, Christian (1999)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Kusel. (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 16.) Worms.
Voss, Gerhard (1968)
Aus Vergangenheit und Gegenwart der ehemaligen Propsteikirche in Offenbach/Glan. (Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld. Sonderheft 15.) o. O.

Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Klosterstraße 12
Ort
67749 Offenbach-Hundheim
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1180 bis 1230

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„Evangelische Pfarrkirche in Offenbach am Glan”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281090 (Abgerufen: 31. Mai 2024)
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