Managerin des Jahres: Energisch für den Klima...
Managerin des Jahres

Energisch für den Klimaschutz

Westenergie/Catrin Moritz
Erfolgreich in Männerdomänen: Katherina Reiche engagiert sich in Politik und Wirtschaft für die Energiewende.
Erfolgreich in Männerdomänen: Katherina Reiche engagiert sich in Politik und Wirtschaft für die Energiewende.
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Managerin des Jahres
Energisch für den Klimaschutz
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Katherina Reiche verbindet in ihrer Karriere naturwissenschaftliches Know-how mit politischem Engagement und Führungsqualität. Als Vorstandsvorsitzende der Eon-Tochter Westenergie bewährt sie sich als Krisenmanagerin und setzt sich verstärkt für Frauenförderung ein.

Katherina Reiche ist energiegeladen, ehrgeizig und lösungsorientiert. Sie hat klare Überzeugungen und scheut sich nicht, auch mal anzuecken. Schon seit Jahrzehnten verkörpert sie die weibliche Ausnahme in von Männern dominierten Bereichen. Am Freitag dieser Woche wird die Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG mit dem Mestemacher-Preis "Managerin des Jahres" ausgezeichnet. "Katherina Reiche ist eine der führenden und zugleich wenigen Spitzenmanagerinnen der Energiebranche", hebt Ulrike Detmers hervor. Die Initiatorin des Gleichstellungspreises und Mestemacher-Chefin präzisiert: "Sie stellt sich der größten Herausforderung der Industriegeschichte und treibt Veränderungen zur Decarbonisierung energisch voran."



Reiche hält zwei Themen für absolut zukunftsrelevant: Zum einen fühlt sich berufen, an der Energiewende mitzuwirken: "Dafür müssen wir den Klimaschutz auf wirtschaftlich solide Füße stellen", bringt sie ihre Kernaufgabe auf den Punkt. Zum anderen setzt sie auf Diversität: "Es reicht ganz sicher nicht aus, dass eine Frau an der Spitze eines Unternehmens steht", stellt sie fest und will sowohl für Frauen als auch für Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft und Profession die Entwicklungsmöglichkeiten verbessern.

Im Frühjahr hat sie deshalb die "FEMpower-Akademie" bei dem Essener Energiedienstleister an den Start gebracht. Ziel ist, die interne Vernetzung der Kolleginnen zu verbessern, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und möglichst viele auf die Übernahme von Führungsrollen vorzubereiten. "Gleichberechtigung ist eine elementare Frage von wirtschaftlichem Erfolg und vom Erfolg der Gesellschaft als Ganzes", sagt die Managerin und dreifache Mutter.

Fokus auf Top-Frauen
Zum 20sten Mal wird die Auszeichnung "Managerin des Jahres" am Freitag in Berlin verliehen. Sie würdigt die Leistung von Top-Managerinnen auf oberster Leitungsebene. Initiatorin des Gleichstellungspreises ist Prof. Dr. Ulrike Detmers, Vorsitzende der Geschäftsführung des Stifterunternehmens Mestemacher.
Ulrike Detmers, Mestemacher
Mestemacher
Ulrike Detmers, Mestemacher

Aktiv versucht Reiche, strukturellen Nachteilen entgegen zu wirken, indem sie beispielsweise die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch in Führungsverantwortung ermöglicht. Unternehmenserfolg ist aus Reiches Sicht nicht zuletzt eine kulturelle Frage, damit die besten Talente sich von einem Arbeitgeber angezogen fühlen. "Junge Menschen wollen einen Grund haben, warum sie für ein Unternehmen arbeiten", sagt sie. Den Klimawandel mit technischer Excellence zu bekämpfen, sei sinnstiftend. "Solche höheren Ziele, die wir verfolgen, müssen wir auch kommunizieren."

Ein ungewöhnlicher Werdegang hat die ostdeutsche Managerin an die Spitze der Westenergie AG gebracht: Aufgewachsen in einer politisch orientierten Familie, ist Reiche bereits bald nach dem Studienabschluss zur Diplom-Chemikerin in den deutschen Bundestag eingezogen. Aufgestellt für die CDU, holte sie 1998 ein Direktmandat im Wahlkreis Potsdam. Als stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion war sie zuständig für Bildungs- und Forschungspolitik sowie die Bereiche Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im gleichnamigen Bundesministerium war sie über vier Jahre zudem als parlamentarische Staatssekretärin tätig. Weitere zwei Jahre hatte sie diese Position im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur inne, bevor sie als Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen erfolgreich den Schritt in die Wirtschaft machte.

Seit Januar 2020 führt Reiche als Vorsitzende des Vorstands die Westenergie AG und ist seit Juni 2020 Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats der Bundesregierung. In den ersten Monaten als Vorstandschefin ging es zunächst darum, den neuen Energiedienstleister Westenergie an den Markt zu bringen, der aus den Netzaktivitäten von Innogy hervorgegangen ist, die Eon von RWE übernommen hatte. Bei der Integration beider Gruppen standen kulturelle Themen oftmals im Vordergrund. "Es ging darum, das Beste aus zwei Welten zusammenzuführen." Ihr Rezept, um ein Gefühl für die Mitarbeiter und ihre Aufgaben zu bekommen, ist vermeintlich einfach: "Zuhören!", betont sie. Jemand Neues im Unternehmen solle "nicht so tun, als wisse er schon alles". Dabei bringt Reiche selbst 20 Jahre Erfahrung aus der Energiepolitik in ihre Vorstandsposition mit.

Gänzlich neu war für sie allerdings das Ausmaß wetterbedingter Katastrophen, infolge derer sie sogleich als Krisenmanagerin gefordert war. So ist die Westenergie von mehreren Unwettern inklusive der jüngsten Flutkatastrophe schwer getroffen. Ein Grund mehr für Reiche, sich dem Klimawandel entgegen zu stemmen.







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