Jährliche Tradition: An «Liichtmëssdag» funkeln die Laternen wieder

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Jährliche TraditionAn «Liichtmëssdag» funkeln die Laternen wieder

LUXEMBURG – Wie jedes Jahr sind die Kinder am zweiten Februar in den Straßen auf Süßigkeitenjagd. Eine der ältesten Traditionen bleibt, auch wenn die Bräuche sich ändern.

Tim Knaff
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Tim Knaff

Der «Liichtmëssdag» gehört neben der «Schueberfouer» zu den ältesten Traditionen in Luxemburg. Am Nachmittag des zweiten Februar lassen die Kinder ihre selbstgebastelten Laternen erleuchten und brechen in Gruppen auf, um in der Nachbarschaft reichlich Süßigkeiten zu erbeuten. Die Kinder ziehen von Haus zu Haus und singen das Lied Léiwer Härgottsblieschen, um Menschen Glück und Gesundheit zu wünschen.

Erzieherin Natalie Nardecchia aus der Maison Relais Fousbann in Differdingen erklärt L'essentiel, dass die Tradition den Kindern noch immer unheimlich viel Freude bereite. «Wochen im Voraus proben wir Léiwer Härgottsblieschen im Musikunterricht und die Motivation ist wie jedes Jahr überaus groß. Die Kinder sind verrückt danach, auf Süßigkeitenjagd zu gehen.» Auch wenn mittlerweile weniger Kinder in den Dörfern unterwegs seien als früher, so sei die Freude und Begeisterung noch immer groß.

Die Bastelstunden sind der Erzieherin sehr wichtig. Naturmaterialien und LED-Lichter kämen immer häufiger zum Einsatz, um die Laternen herzustellen. Die sogenannten «Liichtebengelcher» existieren in jeglichen Formen, doch übliche Teelichter oder Glühbirnen kommen nicht mehr zum Gebrauch. Es sei wichtig, früh genug mit der Planung zu beginnen. «Früher kam es vor, dass manche Eltern erst am Vortag versucht haben, Laternen im Supermarkt zu kaufen. Aber dann waren alle Vorräte schon ausverkauft.»

Bräuche ändern sich

Das Bild der Tradition habe sich in den vergangenen Jahrzehnten sichtlich verändert, erzählt Natalie Nardecchia. Viele Kinder blieben tagsüber in der Maison Relais und zögen kaum noch durch die Straßen. Dies auch, weil beide Elternteile tagsüber arbeiten. Heutzutage gehen die Kinder durch den ganzen Schulkomplex und singen den älteren Schülern etwas vor. Meistens seien es heutzutage die Schulen, die solche Traditionen weitergeben. Auch Weihnachten und Ostern seien Feste, die inzwischen «neutraler» geworden sind. «Klassische Nikolausmänner mit Hut und Kreuz basteln wir nicht mehr. Rein winterliche Motive sollen die Kreativität der Kinder anregen», sagt Natalie Nardecchia.

Auch Spielpädagogin Nadine Wagner von der École du Brill in Esch/Alzette sagt, in ihrer 25-jährigen Karriere habe sich enorm viel geändert. Zwar gäbe es immer noch Dörfer, in denen größere Gruppen losziehen, wie es früher der Fall war, doch das wäre heute die Ausnahme. «Neue Geschäftsleute kannten diese Tradition nicht und wir mussten den Leuten erst erklären, was genau «Liichtmëssdag» ist, bevor wir mit den Kindern in die Läden kamen.» Nadine sei es dennoch extrem wichtig, diese Tradition an jede Generation weiterzugeben. Das Gemeinschaftsgefühl und der Spaß seien der Kern jeder Tradition. «Alle Kinder sind äußerst stolz, ihre selbstgemachten Laternen zu zeigen. Das ist das Schönste an diesem Tag.»

Woher kommt eigentlich der «Liichtmëssdag»?

Der Brauch geht weit zurück bis in die vorchristliche Zeit, wird aber heute fast nur noch mit dem Heiligen Blasius in Verbindung gebracht. Blasius, auch genannt «Bischof mit dem erbarmenden Herzen», wird in der bildenden Kunst mit brennenden Kerzen gezeigt und soll als Erlöser und Heiler von Krankheiten in die Legenden eingehen. Seit dem 16. Jahrhundert wird bei den Katholiken der Segen auf diese Weise in der Kirche gespendet. Der eigentliche Name des «Liichtmëssdag» kommt von Maria Lichtmess. Jedes Jahr feiert die katholische Kirche genau am 40. Tag nach Weihnachten die «Darstellung des Herrn» (früher Maria Reinigung).

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