Billiger Sprit: Luxemburg zieht weniger Tanktouristen an

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Billiger SpritLuxemburg zieht weniger Tanktouristen an

LUXEMBURG – Das Großherzogtum sieht weniger Tanktouristen aus Deutschland. Tankstellen in Grenznähe haben in den vergangenen zwei Jahren Umsatzeinbußen gemacht.

Die Tankstellen in Wasserbillig werden von deutschen Gelegenheits-Tank-Touristen seltener angefahren.

Die Tankstellen in Wasserbillig werden von deutschen Gelegenheits-Tank-Touristen seltener angefahren.

DPA/Harald Tittel

Es ist die Tankstellenmeile Luxemburgs: Im Ort Wasserbillig nahe der deutschen Grenze reiht sich fast ein Dutzend Tankstellen dicht aneinander. Der Betrieb ist rege. Es sind vor allem Autos mit deutschen Kennzeichen, die die Zapfsäulen ansteuern. «Es ist ja immer noch billiger als in Deutschland», sagt ein Autofahrer aus der Eifel. Aber: «Extra herfahren zum Tanken würde ich nicht», sagt der 46-jährige Bauleiter, der gerade beruflich in Wasserbillig unterwegs ist. Denn Tanken in Deutschland ist wegen der gefallenen Öl- und Kraftstoffpreise derzeit so günstig wie lange nicht mehr.

Das bremst den Tanktourismus ins Großherzogtum. «Wenn der Preis hoch ist, nimmt man einen längeren Weg in Kauf, um zu sparen», sagt Roland Clerbaut, der Präsident des luxemburgischen Verbandes der Tankstellenpächter. Bei günstigen Preisen lohne es sich kaum mehr, «von so weit zu kommen». Luxemburgs Tankstellen merkten schon länger einen Rückgang an Kunden, auch nahe Belgiens und Frankreichs. «Es ist an allen drei Grenzen spürbar», sagt Clerbaut.

Dauer-Kunden tanken weiter

Er schätzt, dass der Umsatz an den Tankstellen in Grenznähe in den vergangenen zwei Jahren um rund zehn Prozent gesunken ist. «Und ich vermute, dass er noch ein bisschen weiter runter geht.» Das Tanken in Luxemburg ist nach wie vor wegen der dort niedrigeren Mineralölsteuer billiger: Diesel, Benzin und Super sind je nach Region in Deutschland zwischen 7 und 30 Cent pro Liter günstiger. Dauer-Tankkunden sind die rund 160.000 Grenzgänger aus Frankreich, Deutschland und Belgien, die täglich nach Luxemburg pendeln - und Bewohner naher Städte.

Einen Liter Diesel gibt es in Deutschland zurzeit für weit unter einem Euro. Im bundesweiten Durchschnitt fiel der Preis für den Kraftstoff Mitte Januar nach ADAC-Angaben erstmals seit Jahren unter die 1-Euro-Marke. Spritpreise ändern sich am Tag allerdings mehrmals und schwanken auch von Region zu Region.

Unberechenbarer Mineralölmarkt

Und wie geht es mit dem Tanktourismus weiter? Der Mineralölmarkt sei unberechenbar, gibt der Präsident des Verbandes der luxemburgischen Mineralölfirmen, Romain Hoffmann, zu bedenken. «Es kann sein, dass durch eine internationale Krise die Preise wieder in die Höhe gehen. Das weiß aber niemand.»

Auch wenn es wohl weniger werden - es gibt ihn also noch: den klassischen Tanktouristen, der auch weite Wege auf sich nimmt. Etwa Michael Möller (55), der an seinem ersten Urlaubstag eigens aus Köln nach Wasserbillig kommt. «Ist doch ein schöner Ausflug. Und nebenbei kann ich noch günstig tanken, Kaffee und Zigaretten kaufen.»

(L'essentiel/dpa)

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