Asselborn bei «Anne Will»: «Sie sind ein ganz schlimmer Verdreher»

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Asselborn bei «Anne Will»«Sie sind ein ganz schlimmer Verdreher»

Außenminister Jean Asselborn geriet sich am Mittwoch gehörig mit einem ungarischen Minister in die Haare. Am Ende musste sein deutsche Kollege Thomas de Maizière eingreifen.

Außenminister Jean Asselborn ärgerte sich sichtlich über seinen ungarischen Ministerkollegen.

Außenminister Jean Asselborn ärgerte sich sichtlich über seinen ungarischen Ministerkollegen.

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Jean Asselborn und die Ungarn – das wird offenbar keine Liebesbeziehung mehr. Der Außenminister, der in den vergangenen Tagen die Haltung Budapests in Sachen Asyl wiederholt scharf kritisiert hatte, saß am Mittwoch gemeinsam mit einer hochkarätigen Runde in der ARD-Talkshow «Anne Will». Das Thema: «Scheitert Europa an der Flüchtlingsfrage?» Asselborn geriet dabei in eine interessante Konfrontation mit Zoltán Balog, dem ungarischen Gesellschaftsminister. Irgendwann warf Asselborn seinem Kollegen sogar vor, ein«ganz schlimmer Verdreher» zu sein. Erst Thomas de Maizière, der deutsche Innenminister, stoppte das «Tribunal» über Balog.

Auslöser des Streits war eine Aussage Asselborns, der gemeint hatte, dass die EU nach den Jugoslawien-Kriegen in den 90er Jahren humaner mit Flüchtlingen umgegangen sei: «Jedes Land hat damals geholfen.» Damals sei kein Riss durch die Mitgliedsstaaten gegangen, so der Außenminister. Balog, im Nebenberuf Seelsorger, entgegnete daraufhin entrüstet: «Was würden die Witwen von Srebrenica dazu sagen, dass die EU Herr der Lage war?» Asselborn sah sich damit falsch wiedergegeben und schleuderte dem Sitznachbarn empört entgegen: «Sie sind ein ganz schlimmer Verdreher.»

«Weg in die Isolation»

Da der «böse Bube» Balog immer mehr in die Defensive geriet, übrigens auch durch die forsche Moderatorin, spielte schließlich de Maizière den Schlichter: «Nun lassen Sie mal die Ungarn in Ruhe», sagte der Innenminister. Mit der Politik Orbans ist aber auch der CDU-Politiker nicht einverstanden: «Die Methoden zum Schutz der Außengrenzen sind nicht angemessen.»

Asselborn, laut Spiegel Online ein «unerschütterlicher EU-Optimist», warnte Ungarn davor, «den Weg in die Isolation zu nehmen». Bisher hätte das Land jede Hilfe in der Flüchtlingskrise abgelehnt. Den Umgang der Ungarn mit den Flüchtlingen kritisierte Asselborn mit deutlichen Worten: «Menschen aus dem zerbombten Aleppo klopfen bei Ihnen an und Sie lassen sie vor einem Stacheldraht stehen!» Der Außenminister erklärte, dass Europa der Gefahr einer Teilung ausgesetzt sei, wenn kein Beschluss zur Verteilung der Flüchtlinge gefasst werde. Am Dienstag findet unter Luxemburger Vorsitz das nächste Treffen der EU-Innenminister statt. «Die Länder, die nicht mitmachen wollen, müssen wir jetzt mit viel Geduld überzeugen, dass sie bei der Quote mitmachen müssen.»

Links:
«Anne Will»
«Spiegel Online»
«Die Welt»
«FAZ»

(jt/L'essentiel)

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