Serien-Aus nach 15 Jahren

Rote Rosen: Gerry Hungbauer im großen Ausstiegs-Interview

Im Interview mit Liebenswert verriet Gerry Hungbauer uns, was die Hintergründe zu seinem Serien-Aus nach fünfzehn Jahren sind und wie es mit seiner Rolle 'Thomas Jansen' bei 'Rote Rosen' weitergeht.

Gerry Hungbauer vor dem 'Rote Rosen'-Logo.
Nach 15 Jahren verlässt Gerry Hungbauer 'Rote Rosen'. Ende August ist sein vorerst letzter Drehtag. Foto: ARD / Thorsten Jander, ARD (Fotomontage)
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Beim 'Roten Rosen'-Radio-Fantag am Sonntag (13.6.21) haute Serien-Urgestein Gerry Hungbauer (60) völlig ungeplant und unverblümt die Nachricht heraus, dass er 'Rote Rosen' nach 15 Jahren verlassen wird. Eine Verlängerung seines Vertrages um eine weitere Staffel hatte es in diesem Jahr für den langjährigen 'Rote Rosen'-Star nicht gegeben. Seine Rolle 'Thomas Jansen' wird also in den kommenden Monaten aus der Serie ausscheiden und Lüneburg damit vorerst verlassen.

Ein bevorstehendes Serien-Aus, welches nicht nur bei den Fans wie eine Bombe einschlug. Auch Gerry Hungbauer hat mit dem baldigen Abschied zu kämpfen. Im Liebenswert-Interview sprach er mit uns über die ihm bekannten Hintergründe, seine liebsten 'Rote Rosen'-Momente aus 15 Jahren und was er sich für Thomas Jansen noch gewünscht hätte.

Außerdem gab er uns einen Einblick, wie es mit Thomas weitergeht und ob er sich eine Rückkehr zu den 'Roten Rosen' überhaupt vorstellen könnte.

Gerry Hungbauer über seinen Serienausstieg bei 'Rote Rosen'

Liebenswert: Herr Hungbauer, schön, dass wir so schnell mit Ihnen sprechen können! Da haben Sie am Sonntag beim 'Rote Rosen'-Fantag aber eine ziemliche Bombe platzen lassen. Sie verlassen die Serie nach 15 Jahren. Seit Folge eins sind Sie dabei. Können Sie uns ein bisschen mehr zu Ihrem Ausstieg verraten?

Gerry Hungbauer: Da muss man unseren neuen Produzenten oder die NDR-Redaktion fragen. Mir wurde nur gesagt, dass eine neue Geschichte kommt, in die Thomas Jansen nicht so gut reinpasst. Mehr weiß ich leider nicht.

Sie haben bereits erzählt, dass Sie doch sehr gekränkt und natürlich auch traurig darüber sind. Völlig verständlich nach dieser langen Zeit. Wie geht es Ihnen mittlerweile mit der Entscheidung?

Ich bin seit der ersten Staffel dabei und im August werden es jetzt 15 Jahren, natürlich mit kleineren Unterbrechungen. Eigentlich müsste ich mich daran gewöhnen, dass ich mal wieder herausgeschrieben werde, aber daran gewöhnt man sich einfach nicht, weil es einen dann irgendwie doch kränkt und verletzt und man die Schuld bei sich selbst sucht. Aber ich weiß, dass man so nicht denken darf und deshalb bin ich natürlich auch dankbar für die 15 Jahren, die ich in Lüneburg und bei den 'Roten Rosen' verbringen durfte. Das ist auch ein Geschenk.

Sehen Sie im Video, welche 'Rote Rosen'-Stars ebenfalls schon lange dabei sind: (Das Interview geht unter dem Video weiter)

Video Platzhalter

Sie kommen gebürtig aus München, haben sich aber für 'Rote Rosen' mit Ihrer Familie in Lüneburg niedergelassen. Werden Sie in der schönen Stadt bleiben oder zieht es Sie für einen Tapetenwechsel zurück?

Wir werden erst mal in Lüneburg bleiben, weil uns die Stadt und auch die Menschen hier von Anfang an irrsinnig unterstützt haben. Es gibt jetzt kein Grund, hier wegzugehen. Meine Kinder gehen hier zu Schule, meine Frau arbeitet hier. Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich nicht immer dort hinziehen muss, wo mein nächster Job ist. Aber wenn Hollywood anruft, ziehe ich natürlich nach Los Angeles (lacht).

Können Sie uns schon verraten, was Sie künftig machen werden? Sind schon neue Projekte in Aussicht?

Ich habe schon am Lüneburger Theater gespielt und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Oder ich arbeite wieder ein bisschen als Synchronsprecher, das habe ich in Hamburg auch schon gemacht. Außerdem habe ich zwei Kinder, die Anfang September wieder zur Schule gehen. Dann kann ich die Hausaufgaben kontrollieren. Außerdem koche, wasche, bügle und akquiriere ich, dafür brauche ich dann ja auch etwas Zeit, das ist wie in jedem anderen Job auch.

Erinnern Sie sich noch an den dramatischen Serientod von Torben Lichtenhagen im vergangenen Jahr. Lesen Sie in diesem Interview, was Joachim Kretzer damals zu seinem ebenfalls unerwarteten Ausstieg sagte:

Kein Serientod für Thomas Jansen: Rückkehr nicht ausgeschlossen

Eine Frage, die die Fans natürlich brennend interessiert: Können Sie uns schon verraten, wie Thomas Jansen Lüneburg verlassen wird? Wenn wir uns zurückerinnern, gab es ja immer wieder kleinere Abschiede von ihm, doch es verschlug ihn bislang auch immer wieder zurück nach Lüneburg.

Ich sterbe nicht, das kann ich schon verraten. Aber es soll noch ein bisschen spannend bleiben, daher kann ich dazu eigentlich nichts sagen. Wahrscheinlich ist das Drehbuch auch noch gar nicht geschrieben und es kann sich noch alles ändern. Es ist jedenfalls so angedacht, dass es für Thomas sehr weit weggeht und da können sich die Fans nun schon was überlegen. Mehr verrate ich nicht.

Das heißt, es wird für Ihre Rolle ein kleines Hintertürchen geben? Demnach wäre eine Rückkehr von Thomas Jansen ja nicht ausgeschlossen. Anders gefragt, könnten Sie sich eine Rückkehr denn überhaupt vorstellen?

Eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen. Die Chance gibt es immer. Ich kann mir eine Rückkehr also natürlich vorstellen. Ich lasse mir das Hintertürchen genauso offen, wie die es auflassen.

„Die Reaktionen der Fans auf mein Serien-Aus sind mehr als ein Trostpflaster, sie sind für mich ein Applaus.“
Gerry Hungbauer

Vielleicht nur ein winziges Trostpflaster, aber haben Sie mal einen Blick in die sozialen Netzwerke geworfen? Zuschauer und Fans der Serie sind in den 'Rote Rosen'-Fangruppen völlig außer sich, weil sie die Entscheidung absolut nicht verstehen können. Es gibt sogar schon Initiativen, die sich dafür einsetzen wollen, dass sie doch noch in der Serie bleiben können. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie so etwas hören? Was löst das in Ihnen aus?

Im Fernsehen gibt es ja keinen Applaus, das ist anders als im Theater. Man hört nämlich am Applaus, ob man gut war oder nicht. Das läuft dann an der Seele wie Honig runter. Deshalb betrachte ich es als einen ganz großen Applaus und finde es sehr rührig und das zeigt mir auch, dass wir in den letzten Jahren mit dem Fantag und der Fanpflege und unserem Format Menschen erreicht haben. Die Reaktionen der Fans auf mein Serien-Aus sind mehr als ein Trostpflaster, sie sind für mich ein Applaus.

15 Jahre 'Rote Rosen': Gerry Hungbauers liebste Erinnerungen

15 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Was werden Sie am meisten vermissen?

Am meisten werde ich das ganze Team vermissen. Innerhalb von 15 Jahren ist man mit dem Team quasi mehr zusammen als mit seiner Familie und ich muss sagen, dass es wirklich ein tolles Team ist. Ich bin manchmal anstrengend und manchmal spaßig und alle akzeptieren und tolerieren das. Andere Schauspieler, die bei uns zu Gast waren, haben immer gesagt: „Bei euch fällt man ja wirklich weich, ihr fangt ja alles auf.“ Wir haben Coaches, die mit uns die Texte büffeln, wenn wir mal nicht gut drauf sind. Das Team ist also wirklich toll!

Können Sie Ihre schönste 'Rote Rosen'-Erinnerung mit uns teilen? Was war Ihr persönliches Highlight aus all den Jahren oder Ihre Lieblings-Storyline?

Der Anfang. Der Anfang war einfach toll! Ich war ja dabei, als die Sets und Büros gebaut worden sind. Es war so spannend und aufregend, etwas Neues zu machen und jeden Mittwoch haben wir uns am Stint auf ein Bierchen getroffen. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, als ich die Story gelesen habe. Ich fand es direkt gut, dass es um eine Frau in den Vierzigern geht, die noch mal durchstartet und sich Wünsche erfüllt. Die ersten zwei Jahre waren die Spannendsten, das hat schon sehr viel Spaß gemacht und dann war es spannend, dass es sich immer verlängert hat. Später hat es sich zu einem sehr guten Format entwickelt, bei dem man wirklich mit Ruhe und Gelassenheit arbeiten konnte.

In 15 Jahren haben sich sicherlich auch Freundschaften gebildet, in der Serie sind Gunter und Thomas ja sehr gute Freunde. Werden Sie nach Dreh-Ende mit ein paar Kolleg*innen noch in Kontakt bleiben?

Joa, Schauspieler sind da etwas eigen. Natürlich treffe ich mich ab und an mit Hermann Toelcke (spielt den Gunter Flickenschild, Anm. d. Red.) oder auch mit Maria Fuchs (spielt die Carla Saravakos, Anm. d. Red.) und dann gehen wir in Hamburg was essen. Alles andere ist etwas sporadisch, aber wir haben in Lüneburg so viele Leute kennengelernt, auch durch die Kinder und den Verein. Unsere Nachbarschaft ist auch sehr nett, wir werden nicht vereinsamen.

Der Vorteil an der Kleinstadt ist ja auch, dass es einfach ungewöhnlich ist, wenn ich mal ein Foto machen muss, weil mich eben jeder schon kennt. Auch wenn ich auf den Markt gehe, kennen mich die Leute halt. Ich bin ein ganz normaler Lüneburger, das ist wie Familie hier. Das ist ganz entspannt.

In 15 Jahren hat Ihre Rolle eine ziemliche Entwicklung durchgemacht. Als untreuer Ehemann sind Sie in Staffel eins an der Seite von Angela Roy gestartet. Wie hat Ihnen die Entwicklung Ihrer Rolle in all den Jahren gefallen?

Sehr gut, ich fand es großartig! Ich war nie langweilig. Wenn ich jetzt jahrelang nur der Steuerberater gewesen wäre und immer eine Merle hätte lieben müssen, wäre das vielleicht zu langweilig gewesen, aber ich konnte mir immer wieder Wünsche erfüllen. Als Kind habe ich immer Jacques Cousteau geguckt und Hans Hass. Das Tauchen mit den Haien, die Unterwelt und die Meere fand ich immer toll und dann hat Thomas Jansen plötzlich Meeresbiologie studiert, das fand ich einfach toll. Meine Rolle hatte in den letzten 15 Jahren ein sehr bewegtes Leben. Auch die Geschichte mit dem Oberbürgermeister hat sehr gut zu Lüneburg gepasst. Ich kenne hier den Oberbürgermeister persönlich und habe zu der Geschichte richtig tolle Resonanzen bekommen. Auch die Themen der Stadt konnten wir immer sehr gut in die Serie übernehmen. Daher finde ich es auch extrem schade, dass die Redaktion sich zuletzt dann gegen politische Themen in der Serie entschieden hat. Da sind viele Highlights und Stationen, die meiner Rolle und meinem Dasein bei den ‚Roten Rosen‘ immer wieder neues Wasser gegeben haben.

Gab es auch eine Storyline, mit der Sie sich überhaupt nicht identifizieren konnten oder die eine echte Herausforderung war?

Da fällt mir eigentlich gar nichts ein. Ich wollte immer eine Heldentat begehen, aber das ist mir nicht vergönnt gewesen. Am schlimmsten waren eigentlich immer die Wasser-Drehtage. Wenn man bei 17 Grad Außen- und Wassertemperatur einen Tauchkurs macht, ist mir das dann doch zu kalt. Dann noch mit blauen Lippen den Text sprechen, das ist nichts für mich. Da wird man auch einfach nicht mehr warm.

Was haben Sie sich für Thomas Jansen gewünscht oder wünschen sich noch?

Ich habe mir gewünscht, dass er noch mal Schuldirektor wird. Es hat mir immer viel Spaß gemacht, Kindern etwas beizubringen und ich war früher lange als Ski- und Surflehrer tätig. Mir war immer wichtig, dass die Kinder Spaß dabei haben, ob sie nun viel oder wenig dabei lernen, denn das liegt ja dann meistens doch bei ihnen. Ich hätte mir Thomas gut in einer eigenen Schule vorstellen können und dann vielleicht noch mit einer Sekretärin oder jungen Sportlehrerin an seiner Seite (lacht). ‚Unser Lehrer Doktor Specht‘ war ja auch ein tolles Format, mit dem sich viele identifiziert haben und da hätte es bestimmt viel Potenzial gegeben. Außerdem gibt es ja die Absicht, dass man auch das jüngere Publikum mit den Großeltern vor dem Fernseher vereint. Diese Idee ist aber leider etwas stiefmütterlich behandelt worden und daraus wird ja jetzt auch vermutlich nichts mehr.

Wir bedanken uns bei Gerry Hungbauer herzlich für das nette Gespräch und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft!

'Rote Rosen' läuft immer montags bis freitags um 14:10 Uhr im Ersten und ist jederzeit über die ARD-Mediathek abrufbar.