Mark Poppenborg’s Post

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Founder of intrinsify | Entrepreneur

»Ich kann dem das doch nicht so direkt sagen«, erklärte mir der Geschäftsführer. »Das ist zu konfrontativ. Und ich will nicht, dass er denkt, ich würde ihm nicht vertrauen.« Es ging um ein größeres Projekt und einen jungen Projektmanager. Und um die Harmonie nicht zu gefährden, war der Geschäftsführer drauf und dran, das Projekt in die Hände des unerfahrenen Mitarbeiters zu geben. Trotz seines Bauchgefühls. Ich bot ihm daraufhin eine Unterscheidung an, die mich selbst vor vielen Jahren extrem entlastet hatte: Vertrauen vs. Zutrauen. VERTRAUEN ist Ausdruck von Verhaltenserwartungen. ZUTRAUEN ist Ausdruck einer Kompetenzzuschreibung. Oder etwas ausführlicher: #VERTRAUEN führt zu der Möglichkeit, viele grundsätzlich denkbare Verhaltensweisen (Intrige, Verrat, Sabotage etc.) eines Interaktionspartners ausschließen und so ein größeres Risiko eingehen zu können. Das reduziert Komplexität und erhöht die Handlungsfähigkeit. Ohne Vertrauen wäre soziales Miteinander undenkbar. Eine wichtige Voraussetzung für Vertrauen ist Selbstvertrauen. #ZUTRAUEN beschreibt den Verdacht von Kompetenz. Je mehr ich jemandem zutraue, desto ausgeprägtere oder vielfältigere Fähigkeiten spreche ich ihm zu. Ich kann jemandem also vertrauen, ohne ihm etwas zuzutrauen. Es ist wichtig, dass wir uns darüber gegenseitig in Kenntnis setzen. Nicht grundsätzlich und immer. Sondern anlassbezogen. Denn wenn wir das nicht tun, werden wir unserem mangelnden Zutrauen auf irgendeine spürbare Art Rechnung tragen. So erklärte ich es auch dem Geschäftsführer: »Wenn Sie Ihrem jungen Kollegen nicht sagen, dass Sie ihm das Projekt noch nicht zutrauen, dann sähen Sie die Saat für Misstrauen. Denn dann wird er spüren, dass Ihre Worte und Ihre Taten widersprüchlich sind.« Es geht mir nicht um bedingungslose Ehrlichkeit. Ehrlichkeit wird immer auch von Sachzwängen und der Fähigkeit zur Selbstehrlichkeit begrenzt. Aber wer glaubt Vertrauen sei ohne Konflikte zu haben, erntet Misstrauen. #wirführenanders

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Marcel Bernard

Critical thinking for organizations and leaders

10mo

Nice Mark, danke. Jemanden nicht seine individuelle "Wahrheit" zu sagen, ist übergriffig. Sie entmündigt den anderen. Entwertet ihn als erwachsene Person, die ein Recht auf ihren eigenen Gefühle, wie Schmerz, Freude, etc. hat. Viele Führungskräfte denken paternalistisch - sie betrachten und behandeln ihre MA wie Kinder. Mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen - woke, etc. - wird das nicht leichter, da ja viel mehr Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen werden soll. Meine Erfahrung ist, dass Menschen es sehr schätzen, wenn Rückmeldung bekommen, mit der sie wachsen und lernen können. Bei der Art und Weise so eine Rückmeldung zu geben, hilft GFK und radical honesty.

Mike Raese

Effective solutions start by looking at the root causes. Together with you, we develop strategies for an adaptable organization. Because a successful organization attracts talent.

10mo

Hallo Mark. Das sehe ich genauso. Ich würde jedoch gerne ergänzen oder konkretisieren dass aus meiner Sicht Vertrauen das Ergebnis meiner Handlungen (es bedarf „Vorarbeiten“) ist und nicht aktiv herbeigeführt werden kann. Daher sehe ich diese Unterscheidung auch deswegen da Zutrauen der Beginn des Weges zu vertrauen ist. Vertrauen ergibt sich unter anderem dadurch dass ich mich verletzlich mache (Brené Brown). Dem Gegenüber auch in jeder Situation zeige dass ich es auch so meine wie ich es sage (was Du auch mit Ehrlichkeit meinst). Siehst Du dies ähnlich?

Danke Mark gefällt mir. Ich habe auch festgestellt dass mein Gefühl subjektiv dahin abdriftet anderen hin und wieder zu wenig zuzutrauen. Man kann sich überraschen lassen in dem man einen Vertrauensvorschuss gibt und sieht was kommt. Die besten Ideen und Kampagnen habe ich genau dann bekommen, wenn ich es nie erwartet habe und feststellt, dass es andere besser machen. Aber es ist ein Wagnis auch.

Georgiy Michailov

Value Enhancement with Appreciation I Value-Oriented Business Model Redesign I Managing Partner @ "Consulting of the Year" I Advisory Board in Family Businesses

10mo

"VERTRAUEN ist Ausdruck von Verhaltenserwartungen. ZUTRAUEN ist Ausdruck einer Kompetenzzuschreibung." eine tolle Perspektive, lieber Mark! Ich freue mich auf Deine wertvollen Impulse!

Tanja Berg

Lᴇᴀᴅᴇʀsʜɪᴘ ᴇxᴘᴇʀᴛ • sᴛʀᴀᴛᴇɢɪᴄ ᴀᴅᴠɪsᴏʀ ᴀɴᴅ ᴍᴇɴᴛᴏʀ ꜰᴏʀ ᴛᴏᴘ ᴇxᴇᴄᴜᴛɪᴠᴇs • ᴛʀᴜsᴛᴡᴏʀᴛʜʏ sᴘᴀʀʀɪɴɢ 🎯

10mo

Mark Poppenborg, wichtige Unterscheidung, vermute mit positivem outcome für beide nach Erbeten um Einschätzung, den noch jungen Projektmanager wie auch GF. Ohne hätte es auch schnell nach hinten losgehen können. Hat eben viel mit bewusster und wertschätzender statt entmündigender Kommunikation zu tun. 🙏

Oliver Krumm

Sparringspartner und Facilitator für Change, Organisationsdesign sowie Geschäftsmodell-Transformation | Principal bei Struktur Management Partner

10mo

Lieber Mark, vielen Dank für diese Unterscheidung. Ich kann dir nur zustimmen. Vor allem auch im Kontext von anspruchsvollen Situationen und recht jungen (und sehr ambitionierten und intellektuellen) Kolleginnen und Kollegen halte ich das für wichtig.

Cornelia Schmitz

20% der Führungskräfte in Deutschland haben bereits innerlich gekündigt. Mentorin für Menschen, die ihre Liebe zum Führen wiederfinden möchten. Weil dein Wirken zu wertvoll ist, um sich nur auf den Feierabend zu freuen.

10mo

Was für ein wunderbarer Beitrag und wie hervorragend hergeleitet. Bravo Mark Poppenborg 👏🏼🤗

Christiane Humbeck

"Wir sind immer die Ruine von gestern und die Baustelle von morgen. Nie das fertige Haus." (Bernd Schmid)

10mo

Fast noch spannender fände ich, das im Dialog mit dem potenziellen Projektleiter gemeinsam zu reflektieren. Denn meine Erfahrung ist, die eigenen Eindrücke von Personen auch nicht immer das ganze Bild abgeben. Sehr entscheidend sind oft auch Selbstkonstruktion/-reflexion, ob das zu vergebende Projekt die nächste stimmige Herausforderung wird oder sich aktuell noch eine Nummer zu groß anfühlt. Oft glauben Führungskräfte und Mitarbeitende allerdings, dass die Unternehmenskultur nicht zulässt, "Kleingedrucktes" wie z.B. Selbstzweifel zu teilen, ohne sich für Länger ins Aus zu schießen... Kriegt man das miteinander gebacken, sind die Chancen hoch, dass Entscheidungen als gemeinsam getroffene und gut fundierte empfunden werden. Und nicht als ungerechtfertigtes Misstrauen.

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Stefanie Moser

Collaboration | Social Learning | Future Work

10mo

Stimme dem Satz zu. Ergänzend merke ich: "Zutrauen" beinhaltet Hierarchie, kein Begriff auf Augenhöhe. Im Vorgesetzten-MA-Verhältnis stimmig, unter Kollegen auf dem gleichen Level anspruchsvoll bis anmassend. Die wesentliche Frage ist: Traust du dir das selber zu? Wichtig ist, das transparent selber anzuerkennen und zu kommunizieren. Vor allem gut zu hinterfragen, WARUM ich das jemandem zutraue oder nicht. Denn allzu häufig trauen wir den extrovertierten Narzissten mehr zu als den stillen Schaffern.... Abgesehen davon habe ich schon häufig Chefs erlebt, die fanden: "Traue ich Person xy nicht zu. Ich kenne die ja...." Wenn sie dann entsprechendes Setting haben, konnten sie über sich hinauswachsen.....

Robert Panholzer

Helping and inspiring Partner @Frends We connect the dots. Period. With us, you can connect anything with everything via ☁️ Frends Enterprise iPaaS ☁️

10mo

Danke Mark für diesen tollen Post. "Ver...eine Vorsilbe, die bestimmt, dass eine Sache mit etwas versehen wird"- Sei es mit Vertrauen oder, wenn etwas schiefgeht, mit Ver ...such, ..dammt, ...änderung. Für mich ist Vertrauen auch ein Gespräch zu führen, um das Zutrauen und auch die Zweifel im Zutrauen offen zu kommunizieren. Manche wachsen mit der Aufgabe, mit dem Zutrauen. Manche, in einer Vertrauenskultur, sagen auch offen, dass sie sich das noch nicht zutrauen. Offenes Herz, offenes Auge, so kommen wir weiter.

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