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Bad Oldesloe

Oldesloer Bündnis zeigt „Wildes Herz“

Kinochef Heinz Wittern, Kulturmanagerin Inken Kautter und Walter Albrecht vom Bündnis gegen Rechts präsentieren den von Rechtsradikalen stark angefeindeten Film „Wildes Herz“ im Bad Oldesloer Kino.

Kinochef Heinz Wittern, Kulturmanagerin Inken Kautter und Walter Albrecht vom Bündnis gegen Rechts präsentieren den von Rechtsradikalen stark angefeindeten Film „Wildes Herz“ im Bad Oldesloer Kino.

Bad Oldesloe. Der Dokumentarfilm „Wildes Herz“ über die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“, der in jüngster Zeit für viel Wirbel gesorgt hat, wird jetzt im Oldesloer Kino gezeigt. In Bad Schwartau etwa gab es unlängst eine anonyme Bombendrohung aus rechtsextremen Kreisen, weshalb eine Schülervorstellung abgesagt werden musste. Der Film konnte letztlich nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Lübecker Kommunalkino gezeigt werden. Derartigen Einschüchterungsversuchen will sich die Kulturszene in der Kreisstadt nicht beugen.

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„Wir lassen uns nicht von Drohungen beeindrucken. Man kann zu dem Film stehen, wie man will. Aber hier geht es um die Freiheit der Kultur, und wir lassen uns von niemandem vorschreiben, was gezeigt wird und was nicht“, sagte am Mittwoch Walter Albrecht vom Bündnis gegen Rechts. Aus diesem Grunde hätten sich gleich alle Mitglieder des parteiübergreifenden Zusammenschlusses einverstanden erklärt, als Mitveranstalter aufzutreten.

Bürgermeister zeigt Präsenz

Die Initiative, das Porträt der Band nebst ihrem Frontmann Jan Gorkow alias Monchi zu zeigen, ging im Übrigen von der Stadt aus. Bürgermeister Jörg Lembke will beim Kinoabend am Mittwoch, 30. Januar, (Beginn 20 Uhr) selbst Präsenz zeigen und den Abend eröffnen. Der Eintritt ist übrigens frei. Die Kosten übernimmt die Stadtkasse. Gedeckt ist die Aktion auch durch ein Votum der Stadtverordneten, die sich unlängst einstimmig der „Erklärung der Vielen“ angeschlossen haben. Dabei handelt es sich um eine bundesweit angelegte Aktion von Kultureinrichtungen, die sich gegen eine rechtspopulistische Einvernahme zur Wehr setzen.

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Courage gegen rechte Drohgebärden

 Jan Gorkow, Monchi, Frontsänger der Band Feine Sahne Fischfilet bei einer Demo am 20

Jan Gorkow, Monchi, Frontsänger der Band Feine Sahne Fischfilet bei einer Demo am 20. Oktober 2018 in Rostock

„Sehenswert ist ,Wildes Herz’ auf jeden Fall. Der Film begleitet eine streitbare Person des Zeitgeschehens und zeichnet die Strukturen der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus plastisch nach“, sagt die Oldesloer Kulturmanagerin Inken Kautter. Sie hob ebenfalls hervor, wie wichtig es sei, Courage zu zeigen angesichts rechtsradikaler Drohgebärden. „Es ist ein Zeichen zivilgesellschaftlichen Engagements“, sagte sie. Auf keinen Fall aber sei die Filmvorführung als Statement einer bestimmten politischen Richtung zu verstehen. Vielmehr solle sie eine Diskussion in Gang bringen. Das Beratungsteam gegen Rechtsextremismus, das sich zum Glück spontan zur Kooperation bereit erklärt habe, halte einen einführenden Vortrag. Zum Abschluss gebe es Raum für Gespräche

Schweigen wäre falsche Botschaft

„Es ist wichtig, zu kontern, wenn es konkrete Angriffe von Rechts gibt wie in Bad Schwartau. Die Veranstaltung in Bad Oldesloe ist in diesem Fall ein Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen“, sagte Daniela Kost vom Beratungsteam. Gar nicht zu reagieren, sei die falsche Botschaft. Es suggeriere den Rechtsextremen, dass sie einer schweigenden Mehrheit gegenüberstehen, die sich nicht zur Wehr setze. Kost warnte auch davor, dass ein Stillhalten Nachahmer auf den Plan rufen könne, die sich ermutigt fühlten, es den Provokateuren gleichzutun, die die Vorführung in Bad Schwartau vereitelt hätten.

Zeichen gegen präventives Zurückweichen

Dass der Film dort abgesetzt wurde, sei im Übrigen mehr als nachvollziehbar, fuhr die Extremismusexpertin fort. Schließlich habe es eine konkrete Bedrohungssituation gegeben. Dem schloss sich auch der Oldesloer Kinobetreiber Heinz Wittern an, in dessen Haus die Dokumentation jetzt aufgeführt wird. „Ich kann das nur zu gut nachvollziehen. Schließlich ging es hier um Schüler, für die man eine große Verantwortung trägt. Wenn wirklich etwas passiert wäre, wie hätte man es den Eltern erklären sollen“, sagte er. Anders verhalte es sich bei Kultureinrichtungen wie der Stiftung Bauhaus Dessau, die ein Konzert mit „Feine Sahne Fischfilet“ schon im Vorfeld abgesetzt habe, um sich nicht an der Diskussion über Rechtsradikalismus beteiligen zu müssen, räumte Kost ein. Deshalb sei die Veranstaltung in Bad Oldesloe „ein Zeichen gegen das präventive Zurückweichen“.

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Heinz Wittern wies darauf hin, dass die Dokumentation in vielen Städten bereits im Rahmen der Schulkinowochen gezeigt wurde. Für den Fall, dass es in Bad Oldesloe Interesse gebe, erkläre er sich bereit, den Film zusätzlich vormittags am 30. und 31. Januar vor Schülern zu zeigen. „Das können wir organisieren. Wichtig ist, dass man über das Thema diskutiert und ein Ansprechpartner da ist“, sagte er.

Punker im Visier

Über drei Jahre begleiteten die Regisseure Charly Hübner und Sebastian Schultz „Feine Sahne Fischfilet“ aus Mecklenburg-Vorpommern und ihren Sänger Jan Gorkow. Die Punkband engagiert sich gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie, geriet aber selbst ins Visier des Verfassungsschutzes wegen staatsfeindlicher Haltung.

Oldesloer Schulen, die an einer Vorführung von „Wildes Herz“ Interesse haben, können sich im Kino melden unter Telefon 04531/4259370

Dorothea von Dahlen

LN

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