Egal, ob Neubau oder Renovierung: Wände, aber auch Decken, sollen schön glatt aussehen, auch wenn das Streiflicht von Fenstern und Lampen auf sie trifft. Mal eben schnell eine neue Tapete auf die Wand klatschen oder einfach streichen und das war’s – so einfach geht es leider nicht!

Sicherlich können kleinere Arbeiten selbst gemacht werden, aber wer ein wirklich optimales Ergebnis erzielen möchte, holt einen Fachbetrieb ins Boot. Die Profis wissen, wie man Wände richtig für verschiedene weitere Arbeitsschritte vorbereiten muss, damit das Ergebnis am Ende optisch überzeugt – matt, glatt und einfach schön!

Wohnzimmer mit zwei Dritteln neuer Tapete

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Damit später keine Unebenheiten das Gesamtbild stören, sind glatte Untergründe essenziell.

Damit alles glattgeht

Gerade beim Einsatz von Trockenbauelementen sind Spachtelarbeiten zur Vorbereitung das A und O. Sonst scheinen Stoßfugen oder Schraubenlöcher unschön durch. Je nach gewünschtem Oberflächenfinish müssen die Wände anders vorbereitet werden. Achten Sie unbedingt darauf, dass ausschließlich die Fugen und Löcher der fest verankerten Gipsplatten verspachtelt werden. Unbefestigte Platten bergen nämlich das Risiko, dass sich die aufgetragene Spachtelmasse aufgrund von Bewegungen wieder löst.

Offene Schnittkanten, welche sich beim Zuschneiden der Platten ergeben, sollten mittels eines Cuttermessers oder eines Kantenhobels gleichmäßig angepasst werden. Anschließend erfolgt eine gründliche Reinigung der zu verspachtelnden Stellen mittels eines feuchten Schwamms oder Pinsels, um sie von Baustaub zu befreien.

Video: Q1-4 Verspachtelung: Glatte Wände im Handumdrehen

Qualitätsstufen fürs Wändespachteln

Um die Komplexität des Spachtelns zu bewerten und den Arbeitsaufwand einzuschätzen, werden die Spachtelarbeiten in vier verschiedenen Stufen kategorisiert. Diese Stufen werden als Q1, Q2, Q3 und Q4 abgekürzt, wobei Q1 die niedrigste und Q4 die höchste Oberflächengüte darstellt. Während bei Fliesen ein einfaches Verspachteln (Q1) zur Nivellierung der Wand ausreicht, muss der Untergrund für Tapeten von Unebenheiten befreit sein – und zwar komplett. Sonst riskiert man Risse und Flecken. Auch bei aktuell angesagten, einfarbigen Wandgestaltungen oder für spezielle Gestaltungstechniken ist ein absolut ebener Untergrund essenziell für das Gesamtergebnis.

Die Klassifizierung basiert auf der DIN-Norm 18363, die eine verbindliche Definition für diese Güteklassen bietet.

Download: Merkblätter vom Bundesverband Gipsindustrie e.V.

Ausführliche Informationen nach der DIN-Definition zum Verspachteln von Gipsfaserplatten erhalten Sie in den Merkblättern vom Bundesverband der Gipsindustrie.

Merkblätter "Verspachtelung von Gipsplatten – Oberflächengüten" hier herunterladen:
Merkblatt 2 (PDF/extern)
Merkblatt 2.1 (PDF/extern)

Oberflächengüte im Vertrag vereinbaren

Ein Handwerker, der Spachtelarbeiten ausführt, muss die Anforderungen der angegebenen Güteklasse erfüllen, wie dies im Werkvertrag festgelegt ist. Sollte das Ergebnis der Arbeit nicht den vereinbarten Qualitätsstandards entsprechen, haben Sie das Recht, eine Reklamation einzureichen.

Daher sollten Sie beim Abschluss eines Vertrags immer auf die Angabe der gewünschten Qualitätsstufe achten. Falls nichts spezifiziert ist, wird standardmäßig die Stufe 2 vereinbart.

Video: Spachteln und Schleifen von Q1 bis Q4 - Praxistipps

Qualitätsstufen Q1 bis Q4 im Überblick

Q1 Grundverspachtelung:
  • Füllen der Stoßfugen und Befestigungsmittel mit Spachtelmasse
  • Entfernen überstehender Spachtelmasse
  • Keine optischen Anforderungen an die Oberfläche
Geeignet für Belegung mit Fliesen, Platten oder dickschichtigen Putzen
Q2 Standardverspachtelung:
  • Grundverspachtelung mit Nachspachteln der Stoßfugen
  • Entfernen überstehender Spachtelmasse
  • Kein Angleichen der Plattenfläche an die Fugen
Geeignet für Oberputze, Rauhfaser, matte Beschichtungen
Q3

Standardverspachtelung mit scharfem Abziehen der Plattenfläche

  • Minimierung von Abzeichnungen
Geeignet für dekorative Oberputze, feinstrukturierte Wandbekleidungen
Q4

Alle Schritte von Q3 plus vollflächiger Überzug mit > 1mm Schicht

Geeignet für glatte oder feinstrukturierte Wandbekleidungen mit Glanz, Anstriche bis mittlerem Glanz

Wandgestaltung vorab planen und ausleuchten

Für dünnere Vlies- oder Vinyltapeten empfiehlt sich die Qualitätsstufe Q3. Q4 hingegen ist ideal für äußerst anspruchsvolle Beschichtungen wie glänzend lackierte Wände oder exquisite, historische Spachteltechniken wie zum Beispiel Stucco Veneziano. Deshalb sollte Q4 immer von einem Stuckateur ausgeführt und vertraglich vereinbart werden. Q1 bis Q3 können Sie eventuell auch selbst schaffen.

Außerdem ist es ratsam, den Raum einmal mit der endgültigen Beleuchtung auszuleuchten, dann hat man eine Vergleichsmöglichkeit. Die Beleuchtung kann ebenfalls im Vertrag mit dem Handwerksbetrieb erwähnt werden.

Eine rauhe Wand durch Verspachteln glätten

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Soll eine Fläche auf Q3 gespachtelt werden, muss sie vorher schon Q2 sein. Mit der richtigen Technik werden auch rauhe Wände schön glatt.

Das brauchen Sie zum Verspachteln der Wände

Werkzeuge und Materialien: Die notwendigen Werkzeuge sind leicht zu handhaben. Glättwerkzeuge dienen dazu, die feuchte Spachtelmasse auf der Wand gleichmäßig zu verteilen. Später sollte die Oberfläche für ein optimales Ergebnis geschliffen werden. Sie benötigen:

  • gut dimensioniertes Rührgefäß
  • kleine Fugenkelle oder Glättkelle
  • Flächenspachtel
  • Abdeckmaterial für den Boden
  • Eimer bzw. Speiskübel

Spezielle Flächenspachtel, auch als "Schmetterlinge" bekannt, sind empfehlenswert, da sie dünner und biegsamer sind als Standard-Glättkellen.

Spachtelmasse: Wählen Sie eine Spachtelmasse passend zur gewünschten Oberflächenqualität. Feinkörnige Spachtelmassen sind ideal für eine glatte Oberfläche. Die Herstellerangaben geben Aufschluss darüber, welche Qualitätsstufe mit dem jeweiligen Produkt erzielt werden kann.

Decke mit verspachtelten Trockenbau-Elementen

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Mit Trockenbauelementen lassen sich nahezu alle Designwünsche erfüllen. Hier muss besonders penibel auf Glätte geachtet werden.

Vorbereitungen zum Wändespachteln

Sorgen Sie dafür, dass die Werkzeuge sauber sind, um die Trocknungszeit nicht zu beeinträchtigen. Rühren Sie nur so viel Spachtelmasse an, wie innerhalb der vorgegebenen Verarbeitungszeit verwendet werden kann. Bei wenig Erfahrung im Verputzen sollten Sie lieber mit einer geringeren Menge anfangen.

Anrühren: Gießen Sie die benötigte Wassermenge in das Rührgefäß und fügen Sie dann den trockenen Putzmörtel hinzu. Vermeiden Sie nachträgliches Hinzufügen von Trockenmasse, um Klumpenbildung zu verhindern. Starten Sie das Anrühren erst nach der vorgegebenen Reifezeit.

Dann kann es losgehen mit dem Spachteln!

Wände spachteln: So geht’s

  • Setzen Sie den Flächenspachtel oder die Glättkelle möglichst genau an einer Kante an.
  • Ziehen Sie die Spachtelschicht von den Kanten oder Ecken bzw. vom Rand zur Fläche hin ab.
  • Achten Sie auf gleichmäßige Bewegungen, um Unebenheiten zu vermeiden.
  • Reinigen Sie den Flächenspachtel oder die Glättkelle zwischendurch mit Wasser und Lappen, um Ansammlungen von Spachtelresten zu verhindern.
  • Beachten Sie, dass Ecken und Kanten sauber sind, um Kratzer in der Oberfläche zu vermeiden.
  • Lassen Sie die geglättete Fläche gemäß den Herstellerangaben trocknen, z.B. über Nacht.
  • Wiederholen Sie den Vorgang am nächsten Tag mit einer kurzflorigen Rolle für eine zweite Schicht Spachtelmasse.

Gespachtelte Wände schleifen

Nach dem Trocknen der zweiten Schicht Spachtelmasse wird die gesamte Fläche händisch oder mit einem Schleifgerät abgeschliffen – so wird die Wand auch wirklich richtig glatt. Schleifpapier mit 120er Körnung eignet sich für die Qualitätsstufe Q3. Sie können eventuell auch mit einer gröberen Körnung wie 80 oder 100 beginnen und sich dann zu feineren Körnungen vorarbeiten, um die gewünschte Glätte zu erreichen.

Qualitätsstufe Körnung Eignung
Q1 80 Fliesen, Keramik
Q2 100 Rauhfaser-Tapete
Q3 120 Vinyl- und Vlies-Tapete
Q4 220 Lackierte bzw. sehr glatte Wände (bestimmte Gestaltungstechniken)
Lächelnder Mann schleift eine Wand per Hand

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Nach dem Spachteln geht's ans Schleifen, das geht auch per Hand, ist aber natürlich anstrengender.

Schleifgeräte, Material und Technik

Verwenden Sie am besten einen Handschleifer mit Schleifgitter, um das Zusetzen mit Staub zu verhindern. Ein Schwingschleifer mit Absaugvorrichtung bietet ebenfalls Komfort und weniger Staubbelastung.

Für größere Flächen und Decken eignet sich ein Langhalsschleifer (Giraffe), der auch hohe Bereiche ohne Leiter erreicht.

Zwei Stuckateure schleifen eine Wand

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Stuckateure checken direkt beim Schleifen schon, ob das Streiflicht Unebenheiten zum Vorschein bringt - diese werden dann direkt beseitigt.

Schleifen Sie mit wenig Druck, gleichmäßigen und fließenden Bewegungen. Vermeiden Sie langes Verweilen an einer Stelle, um Mulden oder Kanten zu vermeiden. Legen Sie ein langes Abziehwerkzeug oder eine gerade Fläche auf, um das Ergebnis zu überprüfen. Die Kante sollte bündig sein und kein Licht zwischen Werkzeug und Wand durchscheinen lassen. Verwenden Sie helles Licht aus verschiedenen Winkeln, um feinste Unebenheiten durch Schatten zu erkennen.

Das ist Ihnen dann doch zuviel Arbeit? Der Fachbetrieb Ihres Vertrauens ist erster Ansprechpartner für's Wändespachteln – damit auch wirklich alles glattgeht!