Zweite Novemberwoche: pechschwarze Nacht

Verfasst von Kristel Vilbasteloodusenaine@hot.ee
Fotos von Arne Ader
 
Kahle Landschaft. Blick vom Aussichtsturm Harimäe
 
Ich schaffte es gerade noch, das Holz zu Ende zu stapeln, als die Dunkelheit hereinbrach. Die Finsternis war so tief, dass, als ich nach dem Axtgriff langte, der gegen den Baumstamm gelehnt war, er nicht mehr dort war. Dort war nichts und nichts war zu sehen.
 
Die vier Wetterzeichen der Woche:
Spechthöhlen im Haus,
melancholischer Ruf der Gimpel,
schimmerndes Eis auf kleinen Seen
und schwarze Nacht.
 
Die pechschwarze Finsternis des Abends senkt sich auf die Köpfe der Arbeitenden um fünf Uhr nachmittags. Die Sonne selbst schlüpft sogar noch früher hinter den Rand der Erde, bereits 13 Minuten vor vier. Ein wenig Helligkeit zeigt sich irgendwo in einer fernen Wolkenlücke, aber dies reicht nicht aus, den Hand vor Augen zu sehen. Diese Zeit des Wartens auf den Schnee ist merkwürdig, die gesamte Natur ist triefnass und geschwärzt und sogar der Mond ist noch im Entstehen. Die letzten Seiten der Zeitungen sind gefüllt mit Todesanzeigen der von uns geschiedenen Seelen und schwarze Trauer erfüllt auch die Seelen der Lebenden. Auch die wilden Vögel drängen sich zu engerer Gesellschaft, das Meisenmännchen klopft an die Scheibe, raschelt hier und dort. Von dem an die Scheibe gedrückten schwarzen Bauch der Meise glaubten die Leute in alten Zeiten, es sei als Zeichen des Todes zu sehen. Schlimmer noch, wenn eine Elster in einem Fichtenwipfel sitzt: der Sensenmann ist dann gewiss unter der Herde. So haben die herbstlich kalte und düstere Zeit, und die Krankheiten, die deswegen häufiger waren, und die Ankunft der Meisen bei den Häusern eine symbolische Bedeutung, wie in dem melancholischen Livländischen Lied: „Meise fliegt auf mein Fenster, Hals weiß, gelber Bauch ...“ Aber nein, die Seelenzeit vergeht und wir haben viel Freude an den gelbbäuchigen, wenn sie Flugtricks bei den Meisenknödeln üben und einem glücklich in die Augen schauen. Und obwohl Umweltschützer strikt verbieten, Vögel jetzt zu füttern, weil es ihre Zuginstinkte unterdrückt, empfehle ich Ihnen, ihnen die Überreste Ihres morgendlichen Müslis und einen langen Streifen Speck zu den Gartenvögeln hinaus zu bringen. Vermeiden Sie nur gehandeltes Vogelfutter, vor allem Sonnenblumenkerne.
 
Lorbeerweiden in der Luft, die Weidensamen fliegen fort zu neuen Orten, dort zu wachsen
 
Häuser mit Löchern
Andere Wesen tummeln sich bei den Häusern. Spechte üben Trommelwirbel an Häusern und warum sie dies tun, vor allem, wenn wirklich riesige Löcher entstanden, können selbst erfahrene Vogelkundler nicht sagen. Wettermann Gennadi Skromnov erzählt von den Sorgen der Menschen um Nõva, wo sie in einige Häuser 40 große Löcher gehämmert haben, so dass die Versicherung Geld für die Herrichtung der perforierten Häuser zahlen musste. Er fügt hinzu: „Ich habe bemerkt, dass die Häuser mit den aufgehackten Fassadenplatten in der Regel Stahlblech-Dächer haben, könnte es sein, dass solche Dächer bei sich veränderndem Wetter einige Geräusche machen und dass das die neugierigen Vögel dazu bringt zu überprüfen, ob es dort Insekten gibt. Und natürlich werden sie nicht durch das Metall hacken, sondern immer von der Unterseite her.“
 
Winternester von Spechten?
Verhaltensforscher Raivo Mänd fügt hinzu: „Ich bin überhaupt nicht überrascht – stellen Sie sich vor, Sie wären ein Specht: wenn Sie an Bäumen herumhacken, haben Sie eine schreckliche Mühe, bis Sie irgendeine Art von Loch drin haben. Aber wenn Sie eine Fassadenplatte bearbeiten, erhalten Sie auf einmal ein enormes Loch, dass als zusätzlicher Anreiz wirken könnte. Mir wurde auch immer wieder erzählt, dass vertikale Bretter am meisten gefährdet sind.“ Jaanus Elts ergänzt, dass es tatsächlich eine Reihe unterschiedlicher Gründe gibt, die alle zum gleichen Ergebnis führen: ein Loch im Haus! „Im Großen und Ganzen kann man vermuten, dass sie dies tun, um einen Winterschlafplatz herzurichten, aber es ist noch nicht klar, warum sie in einigen Fällen mehrere Löcher in die gleiche Wand machen. Aber es gibt auch eine mögliche Erklärung: das erste Loch erwies sich als ungeeignet und so versuchen sie, ein anderes herzurichten.“
 
Rivalisierende Kohlmeisen: wer zuerst am Futterhäusl frisst, ist etabliert
 
Bis zum Hals in Federn
Dass Vögel Winternester bauen ist ebenfalls natürlich. Zwei Feldsperlinge, bei denen ich zu erwartenden Nachwuchs vermutete, hatten den Nistkasten an meinem Fenster mit Federn und Daunen gefüllt und sie werden sicherlich einen gemütlichen Winter in dem Winter-Appartement mit einer Daunenmatratze haben. Sogar die Meisen schlüpfen im Winter in Gruppen in eine gemeinsame Unterkunft. Seltsam warum wir bisweilen annehmen, dass die Tiere sich nicht normal verhielten und nicht ihre Weitsicht und Weisheit sehen. Wollte, wir hätten ähnliche viel Geschmack und würden eine warme Holz-Winterunterkunft schaffen mit leckeren Öko-Lebensmittelvorräten.
 
Mäuse-Café
Ja es gibt eine Gruppe von Tieren, an deren Verstand wir dazu neigen, hin und wieder zu zweifeln – dies sind Mäuse. Als ich am Wochenende im Wochenendhaus war, brachte mich das Chaos dort zur Verzweiflung. Die Palmolive-Seife mit dem besonders verhassten Geruch hatten sie bis zum letzten Krümel aufgefressen und ich könnte mutmaßen, dass die Fresser nicht mehr unter den Lebenden weilen. Aber die anderen hatten ein Kaffee-Paket aus dem Regal geholt und haben auf dem Boden ein Café eingerichtet, sogar die Zuckerdose war dorthin geschleppt. Aber ... es schien, als seien die Café -Besitzer in Konkurs gegangen, weil die Menge des Kaffees nicht sonderlich verringert war. An einem bestimmten Punkt war der Mäusetanz von irgendeiner höheren Macht gestoppt worden, vermutlich von einem Wiesel, um dessenwillen ich keine Fallen oder Gift dort verwenden möchte.
 
Kleine Seen erhielten eine Eisdecke. Höckerschwäne
 
ZITAT:
Ab Kadripäev, dem St. Katherinentag, können Quappenfallen in den Fluss gesetzt werden. Um den Katherinentag herum sind die Nächte dunkel. Die Quappe (Lota lota) ist ein Raubfisch und geht nur in einer dunklen Nacht in die Falle. Valjala
 
Empfehlung:
Die Menschen von Saaremaa hielten eine Sauna seit jeher für untrennbar mit Menschen verbunden und kamen daher zu dem Schluss: Wer keine Sauna hat, ist kein Mensch. „Die Sauna war für die Menschen seit Alters her Leben und Gesundheit. Es sind die Tiere, die ohne Sauna leben können, der Mensch muss eine Sauna haben. Kaarma.
 
Estlands Quellen: Glehn-Quelle
Am Hang von Mustamäe, im Glehn-Park Quellgebiet, öffnen sich im Frühling 24 Quellen; der Aufluss der Quellen in der wasserreichen Periode liegt bei bis zu drei Litern in der Sekunde. Die Rõõmuallikas (Freudenquelle) hat den ergiebigsten Ausstoß und soll ebenfalls Heileigenschaften haben. Historisch waren die Quellen Wasserressource der Iisaku, auch Kadaka, Kadakaküla und Soone-Bach genannt, der vor ein paar Hundert Jahren durch die damaligen Sommerhausgebiete im jetzigen Vana-Mustamäe-Gebiet floss und dann eine scharfe Kurve in Richtung aug Kadaka Dorf machte hin zur heutigen Kadaka-Straße. Vor hundert Jahren errichtete Glehn Dämme nahe den Iisak-Qellen. Die Quellen waren so wasserreich, dass sie die Mustamäe-Becken füllten. Das Wasser aus den Quellen wurde in Nõmme sogar noch 1994 als Trinkwasser verwendet, aber weil das Wasser in den Quellen aus den Rieselfeldern von Nõmme stammt und die Wasserqualtitä deshalb davon abhängt, wieviel des Abwassers von Nõmme in dem Sand versickert, stellte man auf ein gemeinsames und einheitliches Wassernetzwerk um. Aber das Seltsamste ist, dass weder elektronische Aufzeichnungen, noch meine Freunde unter den Menschen von Nõmme sich an keine alten Geschichten über diese Quellen erinnern. Also sollten wir uns vielleicht bei unseren Treffen darüber unterhalten.
 
Ich freue mich über die Geschichten der Leser: loodusenaine@hot.ee

Estnischer Originalartikel hier veröffentlicht am 12.11.2012


 

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