Feusisberg
Drei Tote bei Einsturz einer Baugrube: Suva ist bestürzt, Gemeindepräsident spricht von eingehaltenen Vorschriften

Auf einer Baustelle in Feusisberg im Kanton Schwyz ereignete sich am Donnerstag ein tragischer Arbeitsunfall. Drei Arbeiter kamen dabei ums Leben.

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Am Donnerstag wurden zunächst noch zwei Arbeiter als tot und einer als vermisst gemeldet.

Quelle: Tele 1 (12. Mai 2022)

Der Unfall ereignete sich am Donnerstagmorgen kurz nach 10 Uhr. Beim Einsturz einer Baugrube wurden drei Arbeiter verschüttet.

Einer der Suchhunde im Einsatz.

Einer der Suchhunde im Einsatz.

Bild: Schwyzer Kantonspolizei (Feusisberg, 12. Mai 2022)

Die Verunfallten konnten im Verlaufe des Donnerstagabends unter Mithilfe von vier Rettungs- und Suchhundeteams geortet und von den Einsatzkräften tot aus den Trümmern geborgen werden. Das meldet die Kantonspolizei Schwyz am Freitagmorgen. Zur Klärung der Todesursache und zur Identitätsfeststellung wurden die Verunfallten ins Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich überführt.

Ein Familienmitglied von einem der Toten bestätigt gegenüber «TeleZüri», dass auch der Chef der Firma unter den Opfern sei.

Ein Mediensprecher der Kantonspolizei hat dies nun gemäss Bote der Urschweiz bestätigt. Und: «Beim Unfall wurden auch ein 35- und ein 47-jähriger Bauarbeiter aus dem Kanton Zürich getötet.»

Die Mehrheit der Mitarbeitenden auf der Baustelle sollen dabei aus Serbien stammen, wie PilatusToday schreibt.

Traurige Gewissheit: Suchtrupps haben nun auch den dritten, zunächst vermissten Bauarbeiter, nur noch tot bergen können.
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Drei Arbeiter waren am Donnerstag bei einem Unfall auf einer Baustelle in Feusisberg SZ verschüttet worden.
Die Einsatzkräfte waren mit einem Grossaufgebot von zeitweise 90 Personen am Unfallort im Einsatz.
Das Gelände wurde grossräumig abgesperrt.
Ein Blick in die eingestürzte Baugrube.

Traurige Gewissheit: Suchtrupps haben nun auch den dritten, zunächst vermissten Bauarbeiter, nur noch tot bergen können.

Kapo Schwyz

Grosse Betroffenheit bei der Gemeinde

Martin Wipfli, FDP-Gemeindepräsident von Feusisberg (SZ), ist ab dem Vorfall tief bewegt, wie er gegenüber TeleZüri sagt. Er selber sei schon auf der Baustelle gewesen und habe leer schlucken müssen, als er sah, was passiert sei.

Bereits am Donnerstag zeigte Wipfli sich bestürzt: «Es macht betroffen, wenn so etwas passiert. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.» Weiter betonte er, dass er glücklich über die professionellen Einsatzkräfte sei.

Martin Wipfli, FDP-Gemeindepräsident von Feusisberg, gibt im Interview Auskunft.

Quelle: Tele 1

Die Baustelle ist in der Gemeinde ein Dauerthema. Wie Wipfli gegenüber dem «Blick» bestätigte, gab es immer wieder Baustopps wegen Baurechtsverletzungen. Die genauen Details kenne er aber nicht. Die Baugerüste stehen mittlerweile seit acht Jahren.

Wie PilatusToday schreibt, sei die erste Baubewilligung schon 2009 ausgesprochen worden. Es habe gemäss Wipfli in den letzten Jahren einige Male Verzögerungen gegeben, was die Baubewilligung angehe. So weit sei das baurechtliche Verfahren aber in Ordnung gewesen, so Wipfli: «Alle Vorschriften wurden eingehalten.»

Nun müsse erst eine saubere Bestandesaufnahme gemacht werden. Ebenfalls will Wipfli eine sofortige präsidiale Baustoppverfügung anordnen, dass nicht mehr weiter gebaut werde und auch niemand mehr Zutritt zur Baustelle habe. Dies, um sicherzustellen, dass von der Baustelle keine Gefahr mehr ausgehe.

Die Unfallstelle in Feusiberg.

Die Unfallstelle in Feusiberg.

Bild: Schwyzer Polizei

Nach einem ersten Augenschein vor Ort gibt es derweil von Gewerkschaftsseite heftige Kritik an der Bauleitung. Die Sicherheitsregeln seien wahrscheinlich nicht eingehalten worden, sagte Unia-Gewerkschaftssekretär Franco Basciani vor Ort gegenüber dem Blick. Er nannte die Baustelle «mysteriös». Es habe Lebensgefahr geherrscht. «Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist auch die Bausubstanz ein Problem», sagte Basciani weiter.

Auch Suva-Mediensprecher Adrian Vonlanthen sagt gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass Suva-Sicherheitsexperten bereits daran seien, den Fall zu untersuchen. Man sei über den Vorfall bestürzt.

«Grundsätzlich kann man sagen, dass in den letzten Jahren das Risiko zu verunfallen zurückgegangen ist.» Dies habe auch mit der aufklärerischen Arbeit der Suva zu tun, die in Kampagnen darauf hinweist, welche «lebenswichtigen Regeln» auf einer Baustelle einzuhalten sind.

Besonders schwere Unfälle passieren laut Vonlanthen häufig dann, wenn starke Kräfte einwirken können. Zum Beispiel, wenn Menschen in grossen Höhen oder mit schweren Maschinen arbeiten.

Bauschutt aus Betonmauer und Erdreich

Aus Sicherheitsgründen hatte die Bergung der tödlich Verunfallten einige Zeit in Anspruch genommen. «Die Baugrube muss zunächst stabilisiert werden», erklärte Michael Marty von der Kantonspolizei Schwyz auf Anfrage noch am Donnerstagnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt drohten noch weitere Teile der Baugrube einzustürzen.

Wie mittlerweile bekannt geworden ist, hatten die Männer Vorbereitungsarbeiten für einen Bau ausgeführt. Dabei sei es um Erdbewegungen gegangen, meldete PilatusToday am Donnerstagabend. Aus noch unbekannten Gründen stürzte die Baugrube ein und verschüttete die Männer. Beim Bauschutt habe es sich um eine Mischung aus einer Betonmauer und Erdreich gehandelt.

Nach dem Vorfall standen rund 90 Personen von mehreren Rettungsdiensten und Feuerwehren, der Schweizerischen Unfallversicherung Suva, vom Care Team und dem Arbeitsinspektorat des Kantons Schwyz, der Kantonspolizei Schwyz. Auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz war vor Ort.

(zim/zfo/dpo/wap/sat/chm)